Regenerative Energie

Von Energieparks angemessen profitieren: Ortsgemeinschaften tun sich zusammen

Von Energieparks angemessen profitieren: Ortsgemeinschaften tun sich zusammen

Von Energieparks profitieren: Ortsgemeinschaften kooperieren

Pattburg/Padborg
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Der Energiepark bei Pattburg und geplante neue Solar- und Windkraftanlagen sorgten bei einer Infoveranstaltung in Krusau für Gesprächsstoff und sind immer noch in aller Munde (Archivfoto). Foto: kjt

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Energiewende mit großen Solarflächen, mit Windkraftanlagen und einem Mega-PtX-Park. Alles schön und gut! Die betroffenen Gebiete müssen aber ausreichend profitieren. Das ist der Ansatz vieler Ortsgemeinschaften in der Kommune Apenrade, die sich mit vereinten Kräften an den Verhandlungstisch setzen wollen.

Klimaschutz durch Energiewende und eine Vorreiterrolle im Energiesektor PtX (mit Strom klimafreundliche Kraftstoffe herstellen). Das steht in der Kommune Apenrade (Aabenraa) ganz oben auf der Agenda. 

Um diese Pläne umzusetzen,  braucht es Solar- und Windkraftanlagen. Und das nicht zu knapp, ist bei Pattburg doch eine weitere, milliardenschwere PtX-Produktionsstätte vorgesehen. Auf Verwaltungsebene ist das Planverfahren dafür eingeleitet. In Kassö (Kassø) ist eine solche Anlage bereits im Bau und soll Ende dieses Jahres in Betrieb genommen werden.

Der Staat fördert das Pattburger Unterfangen des Unternehmens „European Energy“ mit fast einer Milliarde Kronen. In Krusau (Kruså) hatte das Unternehmen das Vorhaben kürzlich bei einer Infoversammlung vorgestellt bzw. angepriesen.

Weitere Solar- und Windkraftflächen

In der Kommune läuft alles auf eine gewaltige Energieproduktion hinaus. Zusätzliche große Solar- und Windkraftflächen stehen im Raum. Es liegen entsprechende Anträge vor. 

Um Anrainerinnen, Anrainern und Ortsgemeinschaften die  Anwesenheit der Anlagen akzeptabler zu machen, gibt es festgeschriebene Fördermittel („Grøn Ordning“), deren Höhen vom Volumen der Projekte abgeleitet werden. Energieunternehmen zahlen unmittelbar betroffenen Nachbarn zudem Entschädigungen, die zum Teil individuell ausgehandelt werden. 

Reicht das alles in der Summe, oder wird man abgespeist?

Das fragen sich sowohl Privatpersonen als auch der kommunale Dachverband „Det Fælles Udviklingsråd“, der Bürgervereine und Lokalräte vereint. Der Udviklingsråd will dafür kämpfen, dass die betroffenen Gebiete finanziell angemessen berücksichtigt werden.

Bezüglich des PtX-Megaprojekts in Pattburg hat sich eine weitere Gruppierung gebildet – mit Ortsgemeinschaften aus dem südlichen Raum der Kommune.

Mit vereinten Kräften

Bis in den Bülderuper und Renzer Raum reicht diese Interessengemeinschaft, da in diesem Gebiet große Solarparks und auch neue Windkraftanlagen entstehen sollen. 

 

Modellzeichnung von der PTX-Anlage westlich der Autobahn bei Pattburg Foto: Aabenraa Kommune

„Es geht darum, einen gemeinsamen Nenner zu finden und seine Haltung gemeinsam zu vertreten, mit dem Ziel, angemessen von großen Energieprojekten zu profitieren. Schließlich sind wir es, die die Anlagen vor der Haustür haben“, sagt Inger Salomonsen, Vorsitzende des Bülderuper Bürgervereins und eine treibende Kraft in der Dorfgilde „Ålandet“, in der die Ortschaften im Großraum Bülderup (Bylderup) vereint sind.

Parallel zum kommunalen Dachverband „Udviklingsråd“ und in Abstimmung mit selbigem wolle man einen akzeptablen und vor allem permanenten Anteil an der Energiegewinnung erreichen. 

Einmalige Offerten, auch wenn sie noch so reizvoll sein sollten, sehe man nicht als Lösung.

Permanent profitieren

„Angesichts der Projektgrößen und der enormen Stromproduktion streben wir eine dauerhafte Beteiligung an“, so Salomonsen.

 

Inger Salomonsen vom Bürgerverein Bülderup-Bau und von der Dörfergemeinschaft „Ålandet" hofft auf eine angemessene Berücksichtigung der Ortschaften und der Ortsansässigen, wenn ihnen große Solar- und Windkraftanlagen vor die Tür gestellt werden (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Den eigenen Ansatz habe man von der Landesorganisation der ländlichen Räume, „Landdistrikternes Fællesråd“, abgeleitet. „Der schwebt vor, dass Projekte 15 Prozent der Energieeinnahmen abgeben –  7 Prozent davon für die Ortsgemeinschaften. Wir peilen bei den Verhandlungen zum Pattburger Energiepark 5 Prozent für die Ortschaften an, liegen also noch unter den 7 Prozent“, so Salomonsen.

Gemessen an den 0,2 Prozent, die in Verbindung mit dem Pattburger Energiepark in Aussicht gestellt sind, „ist es immer noch ein hoher, in unseren Augen aber gerechtfertigter Ansatz.“

Es möglichst vielen recht machen

Man wolle weder Investoren, Grundeigentümern oder der Kommune ein Bein stellen. „Und auf keinen Fall die Gemeinschaft spalten. Wir wollen einfach nur finanziell angemessenen berücksichtigt werden.“

Wenn das in Reichweite ist, werde man sich politischen Entscheidungen nicht in den Weg stellen. 

Karte mit Details zum geplanten Pattburger Energiepark Foto: Aabenraa Kommune

Bei aller Bemühung um Neutralität werde man es nicht allen Gruppen recht machen können, gesteht Inger Salomonsen. Es gebe nun einmal absolute Gegnerinnen und Gegner von Solar- und Windkraftanlagen auf der einen, und Grundeigentümer als Befürwortende und Profitierende auf der anderen Seite. 

Es geht darum, einen gemeinsamen Nenner zu finden und seine Haltung gemeinsam zu vertreten, mit dem Ziel, angemessen von großen Energieprojekten zu profitieren. Schließlich sind wir es, die die Anlagen vor der Haustür haben.

Inger Salomonsen

Der neuformierten Interessengruppe gehört auch Peder Jensen vom Bürgerverein Kollund und Umgebung an. Jensen ist zudem Mitglied des kommunalen „Fælles Udviklingsråd“ und hat somit zwei Verhandlungshüte auf.

Die neue Gruppe mit Bürgervereinsvertretern von Pattburg im Südosten bis Bülderup im Südwesten der Kommune nennt er eine Adhoc-Gruppe, dessen Augenmerk auf das PtX-Projekt „Padborg Energipark“ gerichtet ist. 

Nicht nur Krümel vom Kuchen

Wie Kollegin Inger Salomonsen hält Jensen es für angebracht, dass Ortsgemeinschaften in unmittelbarer Nähe großer Energieflächen viel mehr berücksichtigt werden, als angedeutet.

„Es ist läppisch, was da bislang in den Raum geworfen wurde“, so der Kollunder. Man könne nicht von Stücken sprechen, die man vom Kuchen angeboten bekomme. „Es sind doch nur Krümel“, wettert Jensen.

Peder Jensen aus Kollund bezog bei der Infoversammlung zum Pattburger Energiepark im Namen der Ortsgemeinschaften Stellung und forderte eine angemessene finanzielle Berücksichtigung. Foto: kjt

Mit der Adhoc-Gruppe wolle man vereint in Verhandlungen treten und sich möglichst gut vorbereiten.

„Wir sind auf solche Verhandlungen nicht vorbereitet und wollen uns daher in Gebieten in Jütland mit großen Energieprojekten erkundigen, welche Zuschussmodelle es dort gibt. Bei Entschädigungen kursieren ja die unterschiedlichsten Ansätze von null Kronen bis ganz in die Höhe“, so Jensen.

Eigenanteile finanziell nicht realistisch

Eines scheint für den Ruheständler ausgeschlossen: Eine finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Pattburger Energiepark. Sollte damit gelockt werden, könne man nur abwinken.

„Wir reden hier von einer Investition von 4,5 Milliarden Kronen. Selbst wenn die Bürgerinnen und Bürger vor Ort nur einen Bruchteil übernehmen, kann das doch keiner bezahlen.“

Wie gut die Verhandlungsposition zum Energiepark ist, vermag Jensen nicht zu sagen. 

Einziger Trumpf sei, dass der Stadtrat der Kommune die Losung herausgegeben hat, dass Energieprojekte nur dann grünes Licht erhalten sollen, wenn es in der Bevölkerung eine breite Zustimmung gibt. 

Kommune als Mitspieler gewinnen

Man hoffe vor diesem Hintergrund, die Kommune aus der Reserve zu locken und als Fürsprecher gewinnen zu können, schließlich will sie die Energiewende vorantreiben und auf PtX-Technik setzen. Der Staat ist dabei Mitspieler und hat Gebiete der Kommune Apenrade für die Energiegewinnung ausgewiesen. 

„Auf kommunaler Ebene liegen aktuell 20 Anträge für Energieanlagen vor, weitere befinden sich in der Warteschleife. Es stehen immense Investitionen in der Kommune im Raum, und mit dem Energiepark Pattburg sollen angeblich viele Arbeitsplätzen entstehen. Da ist es in unseren Augen nur naheliegend, dass die Kommune unsere Anliegen unterstützt“, so Peder Jensen, der mit seinen Mitstreitenden in den kommenden Wochen Verhandlungsgespräche mit European Energy führen möchte.

 

Power-to-X (PtX)

Power-to-X bezeichnet verschiedene Technologien, um Stromüberschüsse in Zeiten eines (zukünftigen) Überangebotes variabler erneuerbarer Energien wie Solarenergie, Windenergie und Wasserkraft zu speichern oder anderweitig zu nutzen. Ebenfalls üblich ist die Bezeichnung P2X.

Power-to-X ermöglicht es, in Verbindung mit einer Methanisierung, Kohlenstoffdioxid aus Industrie-Prozessen zu binden. Nach der Umwandlung in Wasserstoff wird die Elektrolyse durch eine Methanisierung ergänzt. Der erzeugte Wasserstoff reagiert mit Kohlendioxid; das Ergebnis sind Erdgas und Wasser.

Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ist ein Video zu sehen, das Power-to-X erklärt.

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