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Geflüchtete aus der Ukraine sind psychisch robuste Existenzgründende

Geflüchtete aus der Ukraine sind psychisch robuste Existenzgründende

Ukraine-Flüchtlinge sind psychisch robuste Existenzgründende

Kopenhagen
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Im Februar 2022 kamen die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in Nordschleswig an. Noch im selben Jahr begannen Kurse für angehende Existenzgründerinnen und -gründer. Foto: kjt

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Seit 2022 hat die Organisation „Danske Iværksættere“ Kurse für Menschen aus der Ukraine abgehalten, die ihren eigenen Betrieb aufbauen wollen. Eine neue Studie belegt, dass sie eine besondere Widerstandskraft und hohe Effizienz in Krisensituationen mitbringen.

Menschen, die aus der Ukraine flüchten mussten, sollen die Möglichkeit erhalten, sich selbst zu versorgen. Dies ist das Ziel eines Existenzgründungsprogramms, das seit 2022 von der Organisation „Danske Iværksættere“ in Zusammenarbeit mit Partnern umgesetzt wird.

Die teilnehmenden Ukrainerinnen und Ukrainer bringen eine ungewöhnlich starke psychische Fähigkeit mit. Sie können besonders gut mit Krisen umgehen. Das belegt eine Studie der Süddänischen Universität (SDU).

„Sie haben den Glauben daran, dass sie eine Krise bewältigen können, und das ist entscheidend dafür, dass sie die Kapazität haben, neue Ideen zu entwickeln und im unternehmerischen Prozess voranzukommen“, sagt Kim Klyver, Professor am Institut für Wirtschaft und Nachhaltigkeit an der SDU, laut einer Pressemitteilung. Er ist einer der Autoren der Studie.

Reaktion auf den Krieg oder Teil der Kultur

Eine entsprechende Studie über ukrainische Geflüchtete in Schweden und Norwegen kommt zu demselben Ergebnis. Daher sucht Klyver die Ursache für die psychische Stärke bei den Menschen selbst und nicht bei Faktoren im Gastland.

„Eine mögliche Erklärung ist, dass sie sich immer noch im Überlebensmodus befinden und kämpfen. Aber wenn ich die Ergebnisse den ukrainischen Existenzgründerinnen und -gründern zeigen, sagen sie: Aber das ist unsere Kultur; so sind wir. Wir sind robust“, so Klyver.

Seiner Einschätzung nach deutet einiges darauf hin, dass letztere Erklärung zutrifft. Der Professor hat sich nämlich über einen längeren Zeitraum mit dieser psychischen Fähigkeit beschäftigt, und herausgefunden, dass sie nicht abnimmt, wenn der zeitliche Abstand zum Krieg größer wird. 

Existenzgründung als Beitrag zum Kampf

Klyver hat jedoch auch eine dritte mögliche Erklärung, wobei die eine nicht die anderen ausschließt. Auch auf diese ist er in Gesprächen mit ukrainischen Existenzgründerinnen und -gründern gestoßen. Den Aufbau eines eigenen Betriebs sehen sie als ihren Beitrag zum Widerstand gegen die russische Aggression.

„Sie möchten dazu beitragen, den Krieg zu finanzieren, aber auch Ressourcen für den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg schaffen. Dies ist ihre Form des Kampfes, ihr Beitrag“, sagt er.

Sie hätten ihm berichtet, dass sie, obwohl sie nicht mehr in ihrem eigenen Land leben, eine Verpflichtung empfinden, zu helfen. „Sie kämpfen durch ihre Existenzgründungen“.

Der größte Anteil der Geflüchteten aus der Ukraine sind Frauen. Dies spiegelt sich auch in dem Programm für Existenzgründungen wider: Die meisten Teilnehmenden sind Existenzgründerinnen. Viele von ihnen bringen Leitungs- oder Unternehmensgründungserfahrung mit und haben häufig ein hohes Bildungsniveau. 

Bislang sind keine dieser Kurse in den vier nordschleswigschen Kommunen abgehalten worden. Der am nächsten gelegene Ort ist Kolding gewesen. 

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