Landleben 2017

Vernetzte Ortschaften sind das Fundament

Vernetzte Ortschaften sind das Fundament

Vernetzte Ortschaften sind das Fundament

Nordschleswig
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Der Dachverband der Landdistrikte will Ortschaften zu Vernetzung anregen. Nordschleswigs Kommunen leisten in dieser Hinsicht bereits Pionierarbeit. Landdistrikts-Coach Karsten Gram rät Initiativen auf dem Land, die Bürger vor Ort immer mitzunehmen und einzubeziehen.

Der Dachverband der Landdistrikte will Ortschaften  zu Vernetzung anregen. Nordschleswigs Kommunen leisten in dieser Hinsicht bereits Pionierarbeit. Landdistrikts-Coach Karsten Gram rät Initiativen auf dem Land, die Bürger vor Ort immer mitzunehmen und einzubeziehen.

Ein neuer Ortskern für Loit, ein deutsch-dänisches Kulturhaus in Tingleff oder eine gemeinsame Veranstaltungsreihe dreier Ortschaften an der Westküste: In Nordschleswig arbeiten die Kommunen hart daran, das Leben auf dem Land qualitativ zu verbessern. Ein aktuelles Pilotprojekt von Landdistrikternes Fællesråd (LF) zeigt: Lokal gut organisierte und vernetzte Ortschaften sind das Fundament für Weiterentwicklung und Zuzug. 

In Nordschleswig geschieht in dieser Hinsicht viel, sagt Karsten Gram, Vizevorsitzender von LF und Landdistrikscoach für Nordschleswig. „Drei von vier Kommunen haben einen oder mehrere Mitarbeiter, die sich gezielt um die Entwicklung auf dem Land kümmern. Tondern, Apenrade und Sonderburg sind in dieser Hinsicht wirklich vorbildlich“, stellt Gram fest. Jeder einzelne Ort in Nordschleswig müsse sich die Frage stellen: Was können wir tun, um unseren Bürgern – auch den zukünftigen – mehr zu bieten?

Alleinstellungsmerkmale nutzen

„Dabei ist es wichtig, Alleinstellungsmerkmale zu nutzen. Man muss in Holebüll kein Schwimmbad bauen, wenn es in Bau bereits eines gibt.“ Und der zweite Schritt, so Gram: „Kooperationen mit Nachbarorten eingehen. Wenn sich zwei oder drei Orte zusammenschließen und gemeinsame Projekte durchführen, nutzt das allen Bürgern.“ 

Hanne Frisk macht als Vorsitzende des Lokalrats für Seth und Uberg genau das: Gemeinsame Kulturveranstaltungen auf die Beine stellen und Bürger zusammenbringen. Mit Erfolg. Die gemeinsame Veranstaltungsreihe des Lokalrates mit dem Bürgerverein Jeising trug Früchte, erste Neubürger haben in Seth Häuser gekauft oder Wohnungen angemietet. „Wenn in einem Dorf nichts passiert und sich alle nur darüber beschweren, dass ja nichts los ist, kommt keiner weiter. Wir wollen die Bürger wachrütteln und sie für die lokalen Aktivitäten begeistern“, sagt Hanne Frisk. Sie weiß aber auch: „Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Nach wie vor ist es schwer, neue Zuzügler zu gewinnen oder die Häuser zu verkaufen. Aber nur, wenn wir etwas tun, können wir daran etwas ändern.“   „Mich beeindruckt der Antrieb, mit dem in Nordschleswig auf dem Land Entwicklung geschaffen wird“, so Karsten Gram. „Dass dabei auch alte Grabenkämpfe zwischen Ortschaften beigelegt werden, ist unbedingt nötig. Ein gegeneinander hilft niemandem.“ 

Als Landdistriks-Coach arbeitet Karsten Gram für die Kommune Apenrade und als Vizevorsitzender von Landdistrikternes Fællesråd unterstützt er die Entwicklung von Landleben  landesweit. 

Wie weit ist man in Nordschleswig in Sachen attraktive und gut vernetzte Orte?

„Ich staune immer wieder, wie aktiv  einzelne Ortschaften sind. In Bülderup-Bau will man aktuell einen Entwicklungsplan schaffen, der bis nach Renz reicht. Das wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen. In Loit verschönert man gezielt den Ortskern und in Bollersleben gab es am Wochenende das neue Boldrock Festival. Überall entstehen neue Initiativen. Nur in der Kommune Hadersleben könnte man doch noch etwas aktiver sein.“ 

Was rätst du Ortschaften als erstes, wenn man auf dich zukommt und um Entwicklungshilfe bittet?

„Als erstes frage ich: Ist das eine Idee des Lokalratvorstandes oder stehen auch die Bürger dahinter? Wenn auch die Bewohner mitziehen, rate ich in der Regel zu einem Bürgertreffen, um gemeinsam Ideen zu sammeln.“
Was beinhaltet ein guter Entwicklungsplan? „Er ist individuell auf den Ort zugeschnitten. Jedes Dorf muss sich fragen: Was können wir? Was ist an uns besonders? Darauf baut man auf.“

Wie misst man den Erfolg – am Zuzug von neuen Bürgern?

„Das ist sicherlich ein Kriterium. Aber es zählt die Quantität. Natürlich kann man Juchu rufen, wenn sich zwei Familien ansiedeln. Aber jede einzelne Aktion, die den Bürgern eine schöne Zeit schenkt, ist ein Erfolg.“

Lebst du auf dem Land?

„Ja, zwischen Gravenstein und Apenrade. Neben der Ruhe und der schönen Natur war ein großer  Anreiz die sehr gut ausgebaute Breitbandverbindung in Nordschleswig, Da haben wir durch das Verlegen durch SE wirklich Glück gehabt.“

 

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