Geschichte

Kriegshölle beeindruckend vermittelt

Kriegshölle beeindruckend vermittelt

Kriegshölle beeindruckend vermittelt

Apenrade/Aabenraa
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Die Historiker René Rasmussen (l.) und Martin Bo Nørregård mit ihrem neuen Buch, aus dem sie gestern im Apenrader Staatsarchiv Passagen vorgelesen haben. Foto: Volker Heesch

Martin Bo Nørregaard und René Rasmussen stellen ihr Werk „Den Sorte Dag ved Moulin“ vor. Über 100 Nordschleswiger an einem Tag gefallen.

„In diesem Buch geht es um den 6. Juni   1915, an dem die größte Anzahl von Soldaten aus Nordschleswig an einem Tag gefallen ist“, erklärte Prof. Hans Schultz Hansen als Vorsitzender des Geschichtsvereins Historisk Samfund for Sønderjylland  bei der Präsentation  des neuesten Werkes  aus dem Verlag  des Vereins, „Den sorte dag ved Moulin“. Im Beisein der Autoren René Rasmussen, Museum Schloss Sonderburg,  und Martin Bo Nørregaard, Studienabteilung der  Dänischen Bibliothek in Flensburg, berichtete Schultz Hansen, dass in diesen Jahren, über 100 Jahre  nach Beginn des Ersten Weltkriegs,  das große Geschichtsbewusstsein der Nordschleswiger spürbar ist, aus  deren Heimatregion 6.000 Soldaten in deutschen Uniformen zwischen 1914 und 1918 ihr Leben lassen mussten. Der Forschungsleiter von Statens Arkiver  in Apenrade präsentierte die Buchautoren auch als Initiatoren der  Weltkriegs-Homepage den storekrig1914-1918.dk , die inzwischen zwei Millionen Besucher verzeichnet hat, zuletzt 95.000 in nur einem Monat.

René Rasmussen berichtete, dass er gemeinsam mit Martin Bo Nørregaard bei der Zusammenstellung des Buches auf sehr viele  Dokumente zurückgreifen konnte, die sie während der vergangenen Jahre in den nordschleswigschen Museen und lokalhistorischen Archiven aufgefunden haben. „Die Tagebücher der Einheiten des deutschen Heeres aus dem Ersten Weltkrieg sind leider verloren gegangen“, so Rasmussen, deshalb habe man mit dem vorhandenen Material  wie bei einem Puzzlespiel arbeiten  müssen, um  das Geschehen um die Angehörigen des Füselierregiments 86  darlegen zu können, in dem besonders viele Nordschleswiger in Sonderburg und Flensburg gedient hatten. Im  Frontabschnitt bei Moulin am Fluss Aisne hatten sich die deutschen Truppen  „eingegraben“, nachdem sie im Zuge der Vorstöße 1914 bei der Marneschlacht im September zum Rückzug gezwungen worden waren.

Gut lesbar

In dem gut lesbaren Buch wird das Geschehen in der Kriegshölle des Ersten Weltkriegs hautnah vermittelt, indem die Autoren nordschleswigsche Soldaten anhand von Zitaten aus Briefen und Erinnerungsbüchern „direkt“ zu Wort kommen lassen. Es wird berichtet, dass die Tragödie von Moulin sich zu einem Zeitpunkt ereignete, als die vordersten Linien gerade abgelöst wurden und besonders viele Soldaten ohne Deckung waren. Es war dort erstmals die Technik des „Trommelfeuers“ durch die Franzosen zur Anwendung gekommen.

Grauenhaft sind die Schilderungen von den Vorstößen unter anderem französischer Elitesoldaten, Nordafrikanern und Senegalesen, denen viele Nordschleswiger zum Opfer gefallen sind. Man kann lesen, dass die „Verbindungswege“ um die Schützengräben heimatliche Namen wie Sonderburger und Apenrader Weg trugen. Die Konzentration der Darstellung überwiegend auf einen Tag, wobei aber auch auf französische Quellen zurückgegriffen wird,  und die Verknüpfung der Ereignisse mit Namen und Heimatorten der Soldaten,  lässt die Distanz zum Geschehen vor gut 100 Jahren verschwinden. Das ohne lästige Abschweifungen geschriebene Buch vervollständigt die Rückschau auf den bis in die Gegenwart wirkenden Ersten Weltkrieg in beeindruckender Weise. 

Das Buch „Den sorte dag ved Moulin“  ist 72 Seiten stark und reich illustriert. Es kostet im Buchhandel 148 Kronen. Mitglieder von Hist. Samfund for Sønderjylland zahlen 98 Kronen.

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