Deutsche Minderheit

Infotafeln ordnen den Namen des Langbehnhauses ein

Infotafeln ordnen den Namen des Langbehnhauses ein

Infotafeln ordnen den Namen des Langbehnhauses ein

Knivsberg /Knivsbjerg  
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Die neuen Infotafeln am Langbehnhaus. Foto: Helge Möller

Diskussion mit Folgen: Ein Hintergrundtext informiert nun über das Gebäude auf dem Knivsberg, über dessen Geschichte und den umstrittenen Namen.

Nach einer lebhaften Diskussion, ob es dem Namen nach ein Langbehnhaus auf dem Knivsberg geben darf, sind nun die Informationstafeln zu der Person Julius Langbehn am Haus angebracht.
„Ich bin froh, dass die Tafeln hängen“, sagt Harro Hallmann, Kommunikationschef des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN). Dass es sich etwas hingezogen habe, sei nicht auf Probleme oder Schwierigkeiten zurückzuführen. Seinen Worten nach ist der Textentwurf von Frank Lubowitz einige Male im Gremium hin- und hergeschickt worden, bis die Endversion stand. Hallmann: „Es muss ja alles ordentlich und vernünftig sein. Das lag uns am Herzen.“

Im September 2015 entschied die Knivsberggesellschaft mit  BDN, das Haus solle weiterhin den Namen tragen. Das Gebäude von 1931 stiftete der Hamburger Großkaufmann Alfred C. Toepfer, der, so ist auf der neuen Tafel zu lesen, „persönlich für die Namensgebung eintrat“.

Julius Langbehn stammte aus Hadersleben und war Autor des damaligen „Kultbuches“ „Rembrandt als Erzieher“, das großen Einfluss vor allem auf die Jugendbewegung, den Wandervogel, vor dem Ersten Weltkrieg hatte. So weit nichts Verwerfliches, wenn Langbehn nicht auch antisemitische und antidemokratische Gedanken verbreitet hätte.

„Ernsthafte Vergangenheitsbewältigung“

Die Diskussion jüngeren Datums setzte bei einem Leserbrief von Ingrid Brase Schloe und Kay Brase Ende 2014 ein, die im Nordschleswiger eine „ernsthafte Vergangenheitsbewältigung“ anregten, abgesehen vom Ja oder Nein zum Namen. Es folgte eine Veranstaltung mit dem Titel „Umbenennen – Ja oder Nein“, in der es zu einer „lebhaften Diskussion“ in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade kam, und in der der Historiker Frank Lubowitz und Dr. Carsten Schlüter-Knauer Langbehn historisch und politisch einordneten und so eine Grundlage für die Diskussion schufen. Das war Anfang Februar 2015.

Jørn Munksgaard plädierte damals dafür, das Haus umzubenennen, um keinen Antisemiten zu würdigen, Lorenz Peter Wree dafür, das Langbehnhaus als Lernort zu erhalten.

Anfang September 2015 dann gab der Vorsitzende der Knivsberggesellschaft, Christian Jebsen, die Entscheidung bekannt, das Haus nicht umzubenennen. Eine neue Tafel solle künftig über die Hintergründe der Namensgebung informieren.

Harro Hallmann kann sich gut an die Diskussion erinnern und auch heute beide Positionen nachvollziehen. In diesem Fall wäre es aber letztlich zu einfach gewesen, den Namen zu entfernen. Er sei Teil der Geschichte der Minderheit, und an die müsse man erinnern. In der laufenden Diskussion um einen Namen, der in der Gedenkstätte zu lesen ist, kündigt der Kommunikationschef eine neue Diskussionsveranstaltung an, die im September stattfinden soll.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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