Landwirtschaft

„Bauern hätten überleben können“

„Bauern hätten überleben können“

„Bauern hätten überleben können“

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Seewang/Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:
Jørgen Popp Petersen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig Foto: Helge Möller

Den LHN-Vorsitzenden Jørgen Popp Petersen irritiert es, dass die Landwirtschaft als größtes Problem dargestellt wird, während anderswo Milliarden verschwinden.

Während sich seine nordschleswigschen Kollegen von Landbo Syd und Sønderjysk Lanboforening darüber freuen, dass in der Landwirtschaft aufgeräumt wird, stuft Jørgen Popp Petersen das Agieren des Finanzsektors im Hinblick auf verschuldete Landwirte etwas kritischer ein. Ohne  es belegen zu können, denkt er, dass einige der Kollegen, denen die Banken den Hahn zugedreht haben, sich bei der aktuellen guten Preissituation womöglich selbst hätten helfen können.

„Die Banken machen ja Verlust, wenn sie einen Hof dichtmachen und an einen anderen Bauern verkaufen. Der vorige Besitzer hätte aber womöglich auch gutes Geld verdienen und sich selbst retten und damit auch der Bank Verluste ersparen können“, so der Vorsitzende  des Landwirtschaftlichen Hauptvereins  für Nordschleswig auf Anfrage des Nordschleswigers. Wie berichtet, haben im vergangenen und auch in diesem Jahr Hunderte Bauern aufgeben müssen. Auf Druck der Banken, die dabei Milliarden-Kredite haben abschreiben müssen.

Rigorose Banken

Vielfach agieren die Finanzinstitute  rigoros, weil es Bauern gibt, die gutes Geld verdienen und Kapital und Interesse daran haben, notleidende Betriebe zu übernehmen.

„Es gibt Kollegen, die so große Schulden haben, dass sie sich selbst bei der aktuellen guten Preislage nicht aus den Problemen produzieren können“, so Bauernchef Popp: „Aber aktuell kann man Geld verdienen, und die Banken hätten mit einer abwartenden Haltung wahrscheinlich ihre Verluste minimieren können, weil viele  Betroffene in der Lage gewesen wären, ihre Schulden zu tilgen. Es gibt ja so viele Lösungsmodelle, die  angeboten werden. Das ist schwer zu durchschauen.

Ich kann zwar nicht sagen, dass Höfe unnötig dichtgemacht wurden. Aber aktuell ist die Konjunktur ja eine ganz andere als vor einem oder anderthalb Jahren. Man hat dennoch Betriebe geschlossen und die Verluste in Kauf genommen. Aber der neue Besitzer produziert ja einen Überschuss für sich selbst und nicht für die Bank“, so Popp, der also meint, dass die Banken davon  hätten profitieren können, wenn man etwas weniger hart vorgegangen wäre.

Auf die Frage, ob es hilfreich sei,  in den „richtigen“ Kreisen zu verkehren, wenn es um Kredite und Überleben geht, meint Jørgen Popp Petersen, dass es sicherlich ein Vorteil ist, wenn man „sich zu benehmen weiß“: „Eines ist sicher, wenn man eine Absprache mit einer Bank einmal bricht, dann fällt der Hammer sofort und knallhart. Da wird kurzer Prozess gemacht.“

LHN-Chef wehrt sich

Der LHN-Chef wehrt sich aber dagegen, dass die Landwirtschaft mit ihren Verlusten für die Banken generell als größtes Problem dargestellt wird.

„Sicher sind da selbst verschuldete Verluste produziert worden in der Branche. Aber man muss das auch im Verhältnis zu anderen Dingen sehen. Da werden von der Steuerbehörde zweistellige Milliarden-Beträge einfach abgeschrieben, Stromanbieter machen wegen ihrer Investitionen Riesen-Abschreibungen, die Immobilienbranche produziert neue Blasen und Verluste, etc. etc.  Da muss die Landwirtschaft sich als Gewerbe doch nicht schämen und den Kopf in die Erde stecken. 
Wir produzieren immerhin weiter, während die anderen Milliarden einfach verschwinden. Nicht viele Gewerbe fahren ohne  Probleme – aber wir Bauern  werden immer als DAS Problem hingestellt. Dabei läuft es in der Landwirtschaft aktuell richtig gut, während bei Skat, SE, EWii oder anderswo die Milliarden einfach weg sind.“ 

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