Erneuerungsarbeiten

Pastorat im Restaurierungs-Fieber

Pastorat im Restaurierungs-Fieber

Pastorat im Restaurierungs-Fieber

Lügumkloster/Løgumkloster
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Während die Männer an diesem Tag bei ihrer Bekleidung auf Blau setzen, so blüht auch der Eingangstür eine blaue Zukunft. Foto: Monika Thomsen

Die Erneuerungsarbeiten an den Fenstern, Türen und der Terrasse im ersten Stock orientieren sich an den Original-Zeichnungen.

Die Erneuerungsarbeiten an den Fenstern, Türen und der Terrasse im ersten Stock orientieren sich an den Original-Zeichnungen.

Mittendrin im Projekt  Fenster-Restaurierung  steckt derzeit die fünfköpfige Pastorenfamilie Alpen/von Oettingen. Ursprünglich hatte die  Nordschleswigsche Gemeinde für das  Pastorat, das seit 1926 seinen Standort an der Garvergade in Lügumkloster hat, komplett neue Fenster angestrebt.  Nach dem Eintauchen in lokalgeschichtliches  Material  und langen Beratungen wurden die Weichen jedoch für   die Restaurierung gestellt.  Dabei ging es auch um den Aspekt der Bewahrung des ursprünglichen Ausdrucks des Gebäudes, das vom namhaften  Architekten Lauritz Thaysen  aus Tondern entworfen wurde.

„Ich habe mich von dieser Lösung überzeugen lassen“, erklärt der Geschäftsführer der Nordschleswigschen Gemeinde,  Gerd Lorenzen, während einer Baubegehung. Beflügelt wurde das Vorhaben zum Kostenpunkt von etwa 850.000 Kronen auch durch die kommunale Schützenhilfe in Höhe von 350.000 Kronen. „Ansonsten hätten wir es nicht gemacht, da es billiger ist, neue Fenster einzusetzen, als zu renovieren“, so Lorenzen, mit Blick darauf, dass die Nordschleswigsche Gemeinde nicht gerade in Luxus schwelgt. Mit dem Kostenzuschuss hält sich die Ausgabe für die Gemeinde auf dem gleichen Niveau wie bei neuen Fenstern. Entscheidend sei auch, dass die gewählte Lösung haltbarer ist  als Plastikfenster. „Es gehört absolut zu den Ausnahmen, dass in so einem Fall die originalen Zeichnungen vorliegen“, berichtet Architektin Lise Frederikke Nielsen von Jørgen Overbys Tegnestue A/S in Gramm.  Spannend und interessant ist  die Eingangstür, wo in den vorliegenden Zeichnungen mit einem blauen Farbton im Vergleich zum Umsetzen der Pläne  seinerzeit weitergedacht wurde.

Eine Barock-Tür

Nun wird das Weiterdenken von damals in die Tat umgesetzt, und die Tür wird erstmals blau. „Das ist eigentlich eine  Barock-Tür aus dem 17. Jahrhundert, während das Haus im Heimatschutzstil errichtet wurde. Damals übernahm Lauritz Thaysen einige Details von den alten Häusern Richtung Hoyer. Von den Sprossenfenstern war man eigentlich schon abgegangen. Thaysen nahm aber das romantische Element mit. Das Holz-Profil um die Tür herum ist recht einzigartig. Es handelt sich um den Louis-Seize-Stil und ist eigentlich Möbelkunst. Es gibt noch eine entsprechende Tür in Apenrade, ansonsten war das Profil aus Stein“, so die Architektin, die  den Fenstern eine gute Qualität bescheinigt.  „Es wäre verrückt, sie auszuwechseln“, so Lise Frederikke Nielsen. Die Zargen sind noch original, während die Rahmen vor 40 Jahren ausgewechselt wurden. Für die Restaurierung, die von der örtlichen Firma Jan Drøhse durchgeführt wird,  wird Kiefernholz verwendet. „Wichtig ist, dass es sich um Kernholz handelt“, betont die Architektin.
„Das macht Sinn“, meint der Chef der Firma Drøhse, Tue Jensen, auf die Anweisung der Architektin, dass die Fensterzargen Richtung Norden  in blauer Farbe angestrichen werden sollen.  „Im Westen, Osten und Süden wäre die Einwirkung der Sonne zu hart, und es bestünde die Gefahr, dass die Farbe verblassen wird“, so Jensen, während er sich gemeinsam mit der Architektin  Holz vom  Fenster der früheren Speisekammer anschaut, auf dem Farbreste auf einen blauen Anstrich hindeuten.

Kupfer-Imitation

„Die Sohlbänke wurden damals  grün angestrichen, um Kupfer zu imitieren“, berichtet Nielsen. Diese werden wieder in Grün getaucht und das gilt auch  für das Tor und die Tür im Nebengebäude. Dieser farblichen Disposition hat sich Matthias Alpen mittlerweile auch gebeugt. „Das ist typisch für die damalige Zeit und auch praktischer als weiß“, so Lise Frederikke Nielsen. Der Hausherr  ist begeistert von dem handwerklichen Können und verfolgt die Arbeiten mit Spannung. Dabei hat er als gelernter Tischler  auch den Blick fürs Detail und ein besonderes Interesse an den Arbeiten. „Es bringt Spaß, so einen Prozess  mit zu verfolgen, wo Handwerker auf einem immens hohen Niveau arbeiten“, erläutert Alpen.   Spaß bringt die Arbeit Dirk Rausch,  einem der vier Handwerker, die mit dem Projekt beschäftigt sind. „Es ist immer eine Herausforderung, mit alten Sachen zu arbeiten. Da kann man keinen genauen Plan machen, es handelt sich um Maßarbeit. Es macht Spaß“, so der gelernte Tischler, der vor dem Auftrag am Pastorat am Gewächshaus des Schlosses in Gravenstein tätig war. „Wir haben etliche  solcher Restaurierungs-Projekte und sind auch auf Fanø gewesen“, berichtet Tue Jensen, der davon ausgeht, dass die Arbeiten am Pastorat vor den Sommerferien abgeschlossen sind. Dann präsentiert sich das erhaltenswerte Gebäude im neuen, alten Look.

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