Kunstmuseum Tondern

Bemerkenswerte und vielfältige Kunst

Bemerkenswerte und vielfältige Kunst

Bemerkenswerte und vielfältige Kunst

Tondern/Seebüll
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Das Thema der liegenden Figuren griff Henry Moore immer wieder auf, wie Dr. Astrid Becker an „Angles“ erläutert. Foto: Elise Rahbek

Die mit etwa 90 Exponaten bestückte Sonderausstellung im Kunstmuseum in Tondern wird am Freitag von Prinz Joachim eröffnet.

Die mit etwa 90 Exponaten bestückte Sonderausstellung im Kunstmuseum in Tondern wird am Freitag von Prinz Joachim eröffnet.

„Ich hoffe, dass sehr viele sich fragen werden, was aus Henry Moores Skulptur im Kunstmuseum Louisiana geworden ist, und dass sie dann nach Tondern kommen“, sagt Museumsinspektorin Anne Blond mit einem verschmitzten Lächeln. Das Kunstmuseum in Tondern zeigt in Zusammenarbeit mit The Henry Moore Foundation bis zum 3. Dezember unter dem Titel „Henry Moore – Grenzen zum Norden“ eine breit gefächerte und sehenswerte Sonderausstellung. 

„Henry Moore ist wirklich einer der Künstler, mit dem ich mir lange gewünscht habe zu arbeiten. Nun habe ich das Privileg“,  freut sich Anne Blond, hinter der eine lange  Suche  nach einer Verbindung zur nordischen Kunst liegt. Den gemeinsamen Nenner fand sie dann letztendlich mit Moores nordischen Landschaften. „Hans. J. Wegner und Henry Moore befinden sich zur gleichen Zeit im Kreuzfeld zwischen Design und Kunst. Beiden  war es wichtig, die Kunst unter das Volk zu bringen“, so Blond.

Der Kuratorin war es ein wichtiges Anliegen, dass die Besucher während der Ausstellung erst Moore sehen, ihn auf sich wirken lassen und ihren eigenen Eindruck bilden. In der Museumshalle 1 kommen dann eine Sammlung nordischer Kunst des Museums und geliehene Werke der Nolde Stiftung zu Wort. 
„Das ist für uns schon eine große Geschichte“, meint Anne Blond mit Blick darauf, dass mit finanzieller Schützenhilfe von Förderern 2,5 Millionen Kronen in die Ausstellung investiert werden. Das ist der größte Betrag seit der Eröffnungsschau 1999.  

Im Rahmen der Ausstellung, die morgen um 15 Uhr von Prinz Joachim eröffnet wird, zeigt das Kunstmuseum erstmals seine 2016 erworbenen 28 Grafiken von Moore, die in seine originalen Holzrahmen eingefasst sind.

Unter den 90 Exponaten mit  Zeichnungen, Skulpturen, Grafiken und Textilien  kommt auch die  Mode nicht zu kurz. Es sind Modelle aus der Februar-Kollektion 2017 des Modehauses Burberry  zu sehen. 
Gibt es schon ein Kombiticket, so feiern das Kunstmuseum in Tondern und der zehn Kilometer entfernte südliche Nachbar, die Nolde Stiftung Seebüll, mit einer gemeinsamen Ausstellung eine Premiere. 

Erste gemeinsame Schau der zwei Museen

Im dortigen Garten sind unter dem Titel „Emil Nolde trifft Henry Moore“ vier Skulpturen von Moore zu sehen, der sich als der wohl berühmteste Bildhauer des 20. Jahrhunderts einen Namen gemacht hat. „Es ist etwas ganz Besonderes und eine kleine Sensation. Zum 150. Geburtstag von Emil Nolde öffnet sich die Nolde Stiftung erstmalig in ihrer 61-jährigen Geschichte einem anderen Künstler“, erklärt der stellvertretende Direktorin der Stiftung in Seebüll, Dr. Astrid Becker. 

„Es handelt sich um zwei unangefochtene Größen der Kunstgeschichte. Nolde als rigoroser wie virtuoser Maler expressiver Farbigkeit. Moore als Inbegriff des bahnbrechenden Bildhauers. Es mag kühn sein, sie  zusammenzufügen, es ist aber äußerst reizvoll. Das Gemeinsame  liegt in ihrer Gedankenwelt. Zu den Überschneidungen gehört der  Einfluss des jeweiligen heimatlichen Landstriches“, so die stellvertretende Direktorin, die anführt, dass zwischen Nolde und Moore eine ganze Generation an Lebensjahren und künstlerischer Entwicklung liegt.  „Für beide gilt die Natur als nie versiegende Kraft alles Schöpferischen. Nolde hat das mittels Farbe und Moore mit Formen umgesetzt. Beide nutzen die Reduktion und lassen alles Unnütze beiseite“, so die Kuratorin der Schau im Garten.

Für beide Künstler sei die menschliche Figur das Hauptmotiv gewesen. „In ihrem Streben, die Figur darzustellen, treffen die beiden sich. Eigentlich war es für mich der bewegendste Moment, als wir einen Beleg gefunden haben, dass Moore Nolde gekannt hat“, so Dr. Astrid Becker. Trotz dieser bahnbrechenden Erkenntnis ist ungewiss, ob sich die zwei Kunstgrößen jemals persönlich begegnet sind. Beide sind im Alter von 88 Jahren gestorben. Emil Nolde 1956 und Henry Moore 30 Jahre später.  „Die vier Arbeitsmodelle von Moore fügen sich harmonisch in den Garten ein. Die Großplastiken hätten ihn erschlagen“, so Becker während des Rundgangs.

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