Bauer im Land des schwarzen Nashorns

Von der Farm in Tansania direkt in die Kaffeetassen Nordschleswigs

Von der Farm in Tansania direkt in die Kaffeetassen Nordschleswigs

Von der Farm in Tansania direkt in die Kaffeetassen Nordschleswigs

Nordschleswig
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Christian Jebsen hat seine Leidenschaft für die Kaffeezucht entdeckt: „Wir lernen mit jeder Ernte dazu, was den Anbau angeht.“ Foto: Jesper Rais /www.raisfoto.dk

Bauer im Land des schwarzen Nashorns: Der Nordschleswiger Christian Jebsen vertreibt seinen Kaffee aus Tansania in Rothenkrug.

Leise rieseln die grünen Bohnen durch Christian Jebsens Hände zurück in den Jutesack. „Es ist verblüffend, wie anders Kaffee riecht, bevor  er geröstet wird. Eher wie Heu. Oder  Bohnen“, sagt er, und lässt die Besucher Probeschnuppern.

In der Rothenkruger Lagerhalle  stapeln sich hunderte von Säcken. Eine 7.000 Kilometer lange Reise liegt hinter den Hochlandbohnen von Christian Jebsen: Aus dem Norden Tansanias in den Süden Dänemarks. 

Seit über zwei Jahrzehnten  betreibt der Nordschleswiger die Plantage Shangri-La.  Christian Jebsen kennt jeden Hügel, jeden Baum, jeden Strauch, auf dem sein Kaffee wächst.  Auf 18 Feldern baut er am Ngorongoro-Krater  Kaffee an. Was vor 26 Jahren mit dem Kauf einer Plantage in Afrika begann, ist für ihn zur Leidenschaft geworden.

Die Shangri-La Farm von Christian Jebsen liegt am Rande des Ngorongoro Kraters im Norden Tansanias. Foto: Jesper Rais /www.raisfoto.dk

Pflügen auf  Loit Land, pflücken in  Shangri-La

Als Landwirt pendelt er  zwischen Afrika und Europa.  Pflügen auf  Loit Land, pflücken in  Shangri-La. Er hat mittlerweile Suaheli gelernt. Und lernt es noch. „Zum Philosophieren reicht es noch nicht, aber für die Landwirtschaft schon.“ 

Mit seiner Frau Bodil verbringt er die Winter in Tansania. Den Rest des Jahres lebt er in Loit und fliegt alle sechs bis sieben Wochen für eine Woche auf die Farm, die 200 Tonnen Kaffee pro Jahr produziert. Bislang. Tendenz steigend. 

Mit der Umbenennung von Ngorongoro  Mountain Coffee zu Kifaru Coffee will Jebsen sein Produkt besser vermarkten und die Bekanntheit steigern. „Ngorongoro ist hierzulande einfach zu schwer auszusprechen“, sagt Jebsen. 

Seit dieser Woche wird sein Kaffee unter dem Namen Kifaru vermarktet. Kifaru, das ist jenes seltene schwarze Nashorn, das entlang des Ngorongoro-Kraters lebt und als  Wappentier der Gegend zur Legende wurde. 

Nun reckt es seine Hörner  auf dem rot-schwarz-weißen Masai-Muster der Kaffeepackungen. Und wirbt für das, was Jebsen mit der Farm wichtig ist: Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit, ausgezeichnete Qualität. 

Jeder Kaffeesack ist genau beschriftet. Jebsen kennt jeden der Feldabschnitte, von denen die Bohnen stammen. „Der hier“, sagt er und klopft auf den Sack vor ihm, „kommt aus der Sektion Apenrade 6. Ausgezeichnete Lage am Hang, sehr gute Bohnen.“ 

Für ihn geht es nicht  darum, irgendwie Kaffee zu verkaufen. sondern sehr gute Bohnen zu züchten, zu ernten, zu vertreiben und zu genießen. Einmal ihm Jahr lädt er mit  zwei benachbarten Kaffeefarmen Baristas aus Deutschland, Dänemark und den USA  zur Verköstigung ein. „Wir lernen jedes Jahr dazu“, sagt er über die Kunst des Kaffeeanbaus. Die gesamte Wertschöpfungskette prägt das Endprodukt: „Der Kaffee ist am besten, wenn er am Baum hängt, danach geht es abwärts.“

Kein Schritt wird ausgelagert: von der Ernte bis zum Vertrieb koordiniert Christian Jebsen seine Kaffeebohnen. Foto: Jesper Rais /www.raisfoto.dk

Vom Feld direkt in die Tasse

Ernte, Spülvorgänge, Rösten, Lagerung – Jebsen hat den Ehrgeiz, den Kaffee in Eigenregie „vom Feld in die Tasse zu verkaufen“.  Ein Angebot, das weltweit weniger als zehn Kaffeeproduzenten  machen. Traceability, also die Rückverfolgbarkeit eines Produktes, ist das neue Schlagwort. „Der Verbraucher will wissen, woher sein Produkt kommt“, sagt Jebsen. Kifaru wirbt damit: „Direkt von unserer Farm“, so der Slogan auf der Packung. 

Jebsen glaubt, dass sich das Bewusstsein und somit auch der Markt für sehr guten Kaffee verändert. In Deutschland und Dänemark sei der Konsum von schlechten Billigprodukten durch  die Kaffeesteuer traditionell hoch. Vor allem in Dänemark gebe es allerdings eine immer größer werdende Gruppe qualitätsbewusster Verbraucher, die eine neue Kaffeekultur vorantreiben.

Der Loitinger will ebenfalls Kunden  mit Qualität und Geschichte davon überzeugen, dass geschmackvoller Kaffee seinen Preis haben darf. In den Badehotels der Jebsen-Familie, unter anderem in Ballebro und Düwig, wird Kifaru bereits  serviert,  auch das Restaurant Knapp hat  auf Kifaru umgestellt. 

Das Feld „Apenrade“ liegt in allerbester Hanglage. Foto: Jesper Rais /www.raisfoto.dk

„Der Kaffee ist am Ende eines Restaurantbesuches immerhin der Geschmack, den man  als Eindruck mit nach Hause nimmt. Da sollte man nicht sparen.“ 

Was er mit der Farm in Tansania erreichen will? „Auf Loit Land betreibe ich eine normale Landwirtschaft, im Herbst haben wir auf Bio umgestellt. Warum Kaffee? Kaffee  ist nunmal anders als Weizen. Kaffee ist toll und sexy, ein Produkt, das mit Fantasie weiterentwickelt werden kann. Kaffee kann eine Geschichte erzählen. Um es mal so zu sagen: Niemand zahlt mir für meinen Weizen mehr, nur weil er mit Blick auf die  Apenrader Förde aufgewachsen ist.“ 

Kifaru  erzählt eine Geschichte. Die von einer Farm, auf der 50 Mitarbeiter angestellt sind, zudem 200 Tagelöhner und 400 Pflücker, sobald die Ernte beginnt. „Wir haben in der Produktion keine weißen Angestellten, alle Mitarbeiter sind Einheimische“, verrät der Plantagenbesitzer. Für die arbeitenden Mütter seiner Farm hat er Kinderkrippe und Kindergarten mit pädagogischer Betreuung geschaffen. 

Bis zum Röstvorgang sind die Bohnen hellgrün. Foto: Jesper Rais /www.raisfoto.dk

Bio ist sein Betrieb in Afrika nicht. Zu viele Schädlinge, Pilze und Umwelteinflüsse machen einen reinen Bio-Anbau auf den 600 Hektar Farmland kaum möglich. „Wir sind aber von der Rainforest Alliance zertifiziert, wir  produzieren so bio wie möglich“, sagt Jebsen. 

Ob sich sein Kaffeekonsum verändert hat, seit er die Farm betreibt? „Ja. Vorher habe ich keinen Kaffee getrunken, jetzt trinke ich welchen“, sagt er und lacht.  Am liebsten brüht er ihn  frisch gemahlen  in einem altmodischen Filter auf. „Immer schön am Rand mit heißem Wasser nachschenken, das beste Ritual.“ 

Die neue Ernte beginnt bald

Die Hälfte der  Kaffeesäcke in der Lagerhalle in Rothenkrug ist bereits verkauft. Die Ernte  der vergangenen Saison reicht gewöhnlich bis zum Ende des Jahres, im Januar kommt die neue Ware aus Tansania. Die  aktuelle Ernte hängt noch an den Bäumen, bald werden die Pflücker ans Werk gehen. 

Einmal im Monat werden 200 Säcke aus Rothenkrug nach Hamburg in eine kleine Familienrösterei gefahren –  und kehren braungebrannt wieder nach Nordschleswig  zurück. Und dann, dann  duften sie auch nach Kaffee, die Kifaru-Bohnen aus dem Land des schwarzen Nashorns. 

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