Selbstversorger
Katholm ist nur etwas für Robuste
Katholm ist nur etwas für Robuste
Katholm ist nur etwas für Robuste
Das Paar Sandholdt lässt färöerische Schafe auf der Insel in der Augustenburger Förde übersommern. Das Schlachten ist ein Familienfest.
Mit 18 Jahren hat Peter Sandholdt sein erstes Schaf erhalten, sein Ziel damals wie heute: „Ich möchte Selbstversorger sein. Ich mag Schafe, sie sind genügsam. Wir haben unser eigenes Fleisch und genug, es gegen anderes wie Rotwild zu tauschen. Wir bauen Kartoffeln und Gemüse an. Wir haben unseren eigenen Brunnen und bald sind wir auch stromunabhängig. Der Antrag für eine Kleinwindkraftanlage ist bei der Kommune eingereicht. Wir liegen günstig, da gibt es Wind genug“, erzählt Peter Sandholdt, der mit Familie am Nordborgvej 110 wohnt.
Der Verein „Omstilling Sønderjylland“ hatte kürzlich zur Besichtigung seiner Schafzucht eingeladen. Seit Jahren hat Sandholdt färöerische Schafe, eine Rasse, die er schätzt, hat er doch färöerisches Blut in den Adern. Die Schafe grasen nur wenige Monate auf seinem Land ( zehn Tonnen), so halten sie das Gras niedrig. Schonend, aber körperlich sehr anstrengend ist die Schur. „Das machen wir mit einer ganz gewöhnlichen Küchenschere“, sagt Sandholdt. Nach der Sonnenwende am 23. Juni werden die Schafe verschifft, rüber zur Insel Katholm in der Augustenburger Förde.
„Es sind sehr robuste Tiere, auch schon die Lämmer. Da draußen überleben nur die Stärksten“, meint Mynra Sandholdt zu den Lebensbedingungen: Es gibt kein Frischwasser, sondern Brackwasser, zwar einen 100 Jahre alten Stall, aber ohne Dach, der etwas vor Wind schützt, Gras und Unkraut wie Disteln und Brennnesseln zum Fressen und als Leckerbissen den grünen Schlick an der Uferkante. In all den Jahren hat Sandholdt erst ein Schaf verloren. Es ist nicht ertrunken, sondern war krank. Einmal im Jahr kommt der Tierarzt zur Kontrolle.
Die Schafe sind sich selbst überlassen. Ab und an fährt Peter Sandholdt nach Katholm: „Das brauche ich, wenn mir die Arbeit zu viel wird. Hier wird mein Kopf leer, ich entspanne.“ Dazu hat er aber keine Zeit, wenn Myrna und er im Oktober nach Katholm fahren. Da werden die Schafe ausgesucht, die geschlachtet werden sollen. Das Paar achtet u. a. auf die Hörner, die dürfen nicht „reinwachsen“, das ist schlecht für die Zucht.
„Heidenarbeit“
Das Zusammentreiben der Tiere, ein ausgewachsenes wiegt über 100 Kilogramm, nennt Myrna eine „Heidenarbeit“. Ebenfalls anstrengend ist das Schlachten, das trotz allem ein „Fest“ ist. Da kommen Verwandte von den Färöern. Peter Sandholdt schlachtet nämlich nach alter färöerischer Art. Das Fleisch seiner Schafe habe viel intramuskulöses Fett. Nach getaner Arbeit wird eine Suppe serviert, nach einem Rezept seiner Oma.
Zuvor hat das Paar das Fell, statt das Schaf zu häuten, in mühevoller Arbeit mit einem Schaber Zentimeter um Zentimeter von der Haut gelöst. Das wirkt sich auf die Qualität des Felles aus. Es ist ohne Risse/Ritze. Fertig behandelt wird es in Lübeck gegerbt, ebenfalls nachhaltig, nämlich giftfrei, ohne Chrom und Nickel.
Zwischen Weihnachten und Neujahr werden die restlichen Schafe nach Haus geholt, bis zur Sonnenwende.
Mit Rücksicht auf die Natur grasen auf Katholm neun Mutterschafe und ein Widder. Als Sandholdt vor 12, 15 Jahren die Insel gepachtet hatt, stellte der Eigner eine Bedingung: Er soll das Vogelparadies bewahren.
Und Katholm ist wahrlich ein Vogelparadies. Von der Ankunft bis zum Ablegen kreischen Möwen, ein Höllenlärm bei fast 5.000 Möwen (1.200 bis 1.300 Paare), dazu Gänse und Enten. Es gab mal 30 Schwanenpaare, heute nur noch eins. Eine Erklärung hat Sandholdt nicht. Wegen der Möwen verfrachtet er die Schafe erst nach dem 23. Juni auf die Insel, „dann haben sie fertig gebrütet“.
Beim Wandern über die gut 5.000 Quadratmeter große Insel stößt man hin und wieder auf Nester mit Eiern, und auf viele Schweineknochen. Die holen sich die Möwen von der Schlachterei in Blans.