Grenzlandausstellung

Eine kleine Hommage an die vergessene Heimat

Eine kleine Hommage an die vergessene Heimat

Eine kleine Hommage an die vergessene Heimat

Tim Wegner
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Sehnsüchte nach einer Heimat. Gabriele Beismann stellt dieses Jahr zehn Werke in der Grenzlandausstellung aus. Foto: Karin Riggelsen

Gabriele Beismann schwärmt von Landkarten und wirft so Fragen der Identität und Heimat auf.

Gabriele Beismann ist dieses Jahr als Gastaustellerin erstmals bei der Grenzlandausstellung in Apenrade dabei. Ihren künstlerischen Themenschwerpunkt legt die geborene Nordfriesin, die heute in Nordschleswig auf der Halbinsel Loit wohnt, dieses Jahr auf das Thema rund um die  Landkarte. In ihren Werken verarbeitet sie Sehnsüchte nach den Gefühlen und Emotionen einer fernen Heimat. Diese verknüpft sie mit einer Form der Identifikation, die  ihren Ursprung in der Verwurzelung findet. Ihre Bilder werden oftmals von Koordinaten geschmückt. Koordinaten von Orten, die für die Künstlerin Teil ihrer eigenen Geschichte sind.  

Die Karte als Symbol der Heimat

Die Karte dient ihr als Stilmittel der Adaption des Empfindens. Sie sind für Beismann ein Transportmittel im Kontrast des Spiels von Nähe und Ferne.  Ihre Inspiration gewinnt die studierte Künstlerin aus einem Zwischenspiel aus externen und internen Inspirationsquellen.  Mal inspirieren sie andere Künstler wie Christo, mal ist es der Ausblick aus einem Flugzeug. Die vielen Facetten, die die Landschaften ihrer reinsten und einfachsten Form bieten, sind es, die  die Künstlerin faszinieren und anregen. So entdeckt man auf ihren Bildern Abdrucke kleiner friesischer Tischdecken, die ihrer Großmutter immer benutzte.
Durch ihre Kunst materialisiert sie ihre Kindheitserinnerungen an ihre Heimat. Gefühle der Geborgenheit und des inneren Friedens. Vielleicht sind es gerade diese Gedanken über oftmals vergessene Heimatgefühle, die Beismanns Werke so geeignet machen für die Grenzlandausstellung. Dem Betrachter bieten ihre Werke durch stilsicher gewählte Farben und Formen eine Möglichkeit der eigenen Rückbesinnung. Die vielen kleinen Details, die sich in Beismanns Bildern erst bei näherem Betrachten offenbaren, laden ein zu einer selbstkritischen Retrospektive.

Gabriele Beismann. Foto: Tim Wegner

Die stille Sehnsucht

Nordschleswig ist für die Künstlerin Heimat geworden. Seit 25 Jahren lebt sie mit ihrem Mann Markus Herschbach in Loit Schauby und hat sich in der Gegend verwurzelt. Ihre Kinder sprechen selbst meist nur noch Dänisch und haben so eine eigene Art der Heimat in Nordschleswig gefunden.
Die Frage nach der nationalen Identität stellt sich ihren Kindern nie. Beismann hingegen verarbeitet mit ihren Werken  die anfänglichen Fragen der nationalen Identität. Diese kamen ihr während ihrer ersten Zeit in Nordschleswig auf.

„Muss ich hier deutscher sein als in Deutschland?“, plagten sie damals Fragen, die durch das Spiel mit den Ortskarten wieder aufkamen. Fragen, auf die ihre Bilder nur bedingt eine Antwort geben. Doch das sollen sie auch nicht. Es ist Beismanns eigene kleine Hommage an ihre Heimat, die sie mit Erinnerungen bestückt. Erinnerungen an ihre verstorbene Schwester. So tauchen die Drucke von gehenden Menschen auf vielen ihrer Werke auf. Ein Druck, den ihre verstobene Schwester einst entwarf. Beismann erweckt die Erinnerungen für sich zum Leben. Die Teilnahme an der Grenzlandausstellung bedeutet für sie eine große Ehre. Sie genießt das Zusammenspiel der vielen Künstler aus Deutschland und Dänemark.   

Die Ausstellung ist in der Apenrader Sønderjyllandshalle bis zum 28. August zu sehen.

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