Buchvorstellung
Deutsche Kultur und Geschichte aus Sicht eines dänischen Internationalisten
Deutsche Kultur und Geschichte aus Sicht eines dänischen Internationalisten
Deutsche Kultur und Geschichte aus Sicht eines dänischen Internationalisten
Sammlung von 51 Beiträgen des in Flensburg aufgewachsenen Künstlers und Autoren Mikael Witte mit dem Titel Titel „Tysk Kultur“ erschienen.
Unter dem Titel Tysk Kultur ist eine Sammlung von 51 Texten des 1952 in Sonderburg geborenen Künstlers und Autors Mikael Witte erschienen. Witte, der in Flensburg als Sohn eines Lehrers in Schulen der dänischen Minderheit aufgewachsen ist und nach dem Besuch der Duborg Skole in der Fördestadt bereits 1971 nach Dänemark gezogen ist, wurde berühmt als provokativer Aktionskünstler. Vor allem mit seinem bitter-ironischen Plakat aus dem Jahr 1978, „Danske Svin er sunde, de strutter af penicillin“, das ihm jahrelang laufende Strafverfahren auf Betreiben der dänischen Schlachtereibranche einbrachte – und mit einem Freispruch 1980 ein Ende fand.
Das von Selskabet for smukkere Byfornyelse herausgegebene, mit zahlreichen Illustrationen versehene Buch mit 282 Seiten zum Preis von 300 Kronen, ist per Internetbestellung erhältlich unter selskabetfor@outlook.de. Das Buch „Tysk Kultur“ mit dem Untertitel En vennebog, enthält viele interessante Beiträge, vor allem für Zeitungen wie Politiken und Information, die belegen, dass Mikael Witte sich während der vergangenen 40 Jahre stets intensiv mit berühmten deutschen Schriftstellern von Grass bis Böll, zeitgenössischen Künstlern wie Horst Janssen oder Klaus Staeck befasst hat.
Interessante Beiträge
Interessant sind besonders auch Beiträge aus der 1970er Jahren, in denen der zur dänischen Linken zählende Mikael Witte Beiträge über DDR-Oppositionelle wie Stefan Heym oder Rudolf Bahro lieferte. Fast schon Dokument der Grenzlandgeschichte ist der Artikel über die deutsch-dänischen Proteste gegen Atomwaffen im südschleswigschen Meyn, den Witte für Ekstra Bladet notiert hatte.
Ein Thema mehrerer Beiträge sind Ereignisse aus der Zeit der Nazi-Herrschaft in Deutschland. So vermittelte Witte beispielsweise dänischen Lesern neue Erkenntnisse über den Naziterror, die in Deutschland erst Jahrzehnte nach Kriegsende aufgearbeitet worden sind. So berichtet er über die provokative „Umbenennung“ der Burgplatzes in Flensburg in „Platz der Deserteure“, als Protest gegen andauernde Ehrung von Generälen und Kriegsverbrechern.
Witte hat in den im Buch zu findenden Beiträgen auch immer wieder Themen aufgegriffen, die in Dänemark vielfach übersehen worden sind. Beispielsweise das Schicksal von Kriegskindern oder das Treiben der dänischen SS-Freiwilligen während der Besatzungszeit.
Witte hatte sich selbst immer als Internationalist bezeichnet, in Dänemark mitunter misstrauisch befragt, ob er eigentlich Deutscher sei. Mit der Sammlung seiner Texte beweist er, dass die Auseinandersetzung mit deutscher Kultur und Geschichte über viele Jahrzehnte das Denken des dänischen Künstlers bereichert hat.