Reformation

Türkenangst, Judenhass und „Luther-Lagkage“

Türkenangst, Judenhass und „Luther-Lagkage“

Türkenangst, Judenhass und „Luther-Lagkage“

kef/lev
Hadersleben/Haderslev
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Auftritt des Haderslebener Knabenchors: Das Publikum dankte mit stehenden Ovationen. Foto: Ute Levisen

Hadersleben feiert die Reformation, Luther und Herzog Hans. Der Domstadt steht ein Wochenende bevor wie selten zuvor.

Hadersleben feiert die Reformation, Luther und Herzog Hans. Der Domstadt steht ein Wochenende bevor wie selten zuvor.

Anette Prip,  Vorsitzende des Herzog-Hans-Festes, und ihre Mitstreiter haben die Fäden fest in der Hand gehalten, als der Dammpark sich am Freitag in einen brodelnden Mittelaltermarkt  verwandelte.

Etwa 1.300 Schüler und  Kindergartenkinder aus dem Raum Hadersleben tauchten in das Getümmel ein, wobei überall ausgelassene Stimmung herrschte. Dass Hadersleben zeitgleich von Freitag bis   Sonntag das große Reformationsjubiläum feiert, merkten die Gäste  daran, dass sich gleich mehrere Darbietungen mit der Reformation beschäftigten. Im Freilichttheater „Lut & Luther“ und „Ildknægten“ amüsierten sich die jungen Zuschauer. Spannend und lehrreich war  das Ritterturnier mit „Ildhesten“ aus Viborg. Am Stand der Haderslebener Wächtergilde war der Andrang  groß: Wollten doch viele mit dem „Scharfrichter“  Bekanntschaft machen.

Bischöfin Marianne Christiansen durchtrennte das rote Band bei der Eröffnung des „KunstEvents“ mit Postern und  Kirchentüren. Wie berichtet, hat das Herzog-Hans-Fest die Initiative in einer  Zusammenarbeit mit Schulen, Stadtbücherei und Geschäften ergriffen. Schüler haben die Möglichkeit genutzt, mit der Reformation auf Augenhöhe zu sein.

 

Lange Schlange an der Kaffeetafel mit Luther Lagkage. Foto: Ute Levisen

„Wir sind mit zehn ,Zwergen’ und sechs ,Schlümpfen’ unterwegs“

Mit Unterstützung  der kommunalen Reformationsstiftung hat es das Kunstprojekt den Kindern und Jugendlichen ermöglicht, der  Fantasie  freien Lauf zu lassen. In  den Kunstinstallationen spiegeln sich die  Gedanken der Akteure zur Bedeutung der Reformation in der Gegenwart wider. Die Bischöfin  eröffnete die Ausstellung. Gewandet in ein selbst genähtes Kleid aus einem mit Luther-Rosen geschmückten Stoff aus Tansania, freute sie sich  über das Engagement der jungen Künstler.

Das passende Ambiente boten Martin Davidsen und  seine 18 Ritter: Zu den Jubelrufen der Ritter ließen  Kinder vom Deutschen Kindergarten Hadersleben (DKH) Eindrücke aus dem Park auf sich wirken: „Wir sind mit zehn ,Zwergen’ und sechs ,Schlümpfen’ unterwegs. Die Kinder haben schon gefragt, ob die Hutfedern der Ritter von den Graugänsen im Park stammen“, schmunzelte Pädagoge Sven Wolfram.  

Eine angeregte Diskussion entspann sich in dem gut besuchten Zelt am Graben zwischen dem Journalisten Georg Metz und der früheren Folketingspolitikerin und Autorin Özlem Cekic zum Thema „Türkenangst und Judenhass – in Geschichte und Gegenwart“, wobei es vor allem Cekic gelang, die Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart zu schlagen und das Publikum in den Bann zu ziehen: „Es ist wichtig, dass wir mit der Reformation in uns anfangen. Luther war gegen Mauern  – gegenwärtig aber werden weltweit so viele Mauern errichtet wie nie zuvor.“  Kirchenminister Mette Bock (LA) hatte zuvor mit Bischöfin Marianne Christiansen über Gott und die Welt – Religion im Alltag diskutiert. Zwischendurch gab es immer wieder Pausen musikalischer Art – und pünktlich zur Kaffeezeit Luther-Lagkage. Vor dem Büfett bildete sich schnell eine lange Schlange mit Tortenhungrigen und Kaffeedurstigen: Die Luther-Torte ging wenig überraschend weg wie warme Semmeln.

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