Bizarre Einweihung

Bondes „Poller-Affäre“ ist noch nicht ausgestanden

Bondes „Poller-Affäre“ ist noch nicht ausgestanden

Bondes „Poller-Affäre“ ist noch nicht ausgestanden

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Henrik Mielke Ravn, im Gespräch mit Benny Bonde und jens Christian Gjesing (v.l.). Foto: Karin Friedrichsen

Erster und Zweiter Vizebürgermeister spielten die Hauptrollen bei bizarrem Einweihungsfest, das sich in eine Wahlparty verwandelte.

Der Erste Vizebürgermeister und Ausschussvorsitzende von Plan und Umwelt Benny Bonde (LA) kennt den Zweiten Vizebürgermeister Jens Christian Gjesing (Soz.) seit 24 Jahren und sechs Monaten, miteinander telefoniert haben die beiden Politiker des Haderslebener Stadtrates aber bislang noch nie.

Das änderte sich am Mittwochmorgen, denn Gjesing kontaktierte Großbauer Bonde, um sich zu entschuldigen  und Details zu dem Einweihungsfest (wir   berichteten)  am Mittwochabend zu besprechen. Das erzählte Benny Bonde bei dem Fest  in seiner Scheune am Erleffer Weg. Und Gjesing leitete seine Rede  damit ein, einige Aussagen, die er gegenüber JydskeVestkysten gemacht hatte, zu widerrufen. Er hatte Bonde  unter anderem vorgeworfen  seine Tiere zu vernachlässigen.
„Das hätte ich nicht sagen sollen, das hat nichts mit der aktuellen Sache zu tun“, bedauerte Gjesing und lobte Bonde als  unternehmungslustigen und tüchtigen Bauern. 

Er habe die Veranstaltung auch nicht initiiert, um Bonde anzuschwärzen, so Gjesing.  Knackpunkt sei der Umstand, dass die Kommune unter anderem 14 Poller in Bondes Einfahrt aufstellte, um diese Gesetzeskonform zu machen und die Sache nach drei Jahren  damit abgeschlossen wurde, dass Bonde und Verwaltungsdirektor Rune Larsson gemeinsam  einen Schlussstrich zogen.
Bonde willigte nämlich ein, etwa  ein  Viertel der Gesamtkosten  zu tragen. Gjesing forderte mehr Transparenz in Sachen, wo es um steuerfinanzierte Projekte geht.  Gjesing zeigte kein Verständnis dafür, dass das was er „einen Handel unter der Hand“, nennt, erst bei seiner Akteneinsicht an die Öffentlichkeit kam.

Benny Bonde weist  die Vorwürfe vehement zurück. Er habe die Poller nie haben wollen, denn seiner  Ansicht nach gab es keinerlei verkehrstechnische Gründe, um die Einfahrt umzugestalten

Die eine Entschuldigung reichte dem Großbauern auch nicht: Er forderte  Gjesing dazu auf sich bei „seinem Direktor“ zu entschuldigen: „Seine Rechtschaffenheit sollst du nicht verunglimpfen. Ich werde mir im Anschluss an die Sitzung des Finanzausschusses am Montag überlegen,  ob ich  Anzeige bei der Polizei erstatte.“ Gjesing seinerseits  versicherte, dass er den Direktor nicht bemängeln wollte, er bedauere lediglich, dass die Angelegenheit nicht „voll beleuchtet“ wurde, zumal es sich hierbei  um eine Absprache zwischen Direktor und Ausschussvorsitzenden handelte.

Großbauer Bonde  nutzte die Veranstaltung, zu der neben Sozialdemokraten unter anderem auch Mitglieder von DF und der Konservativen Volkspartei gekommen waren, um mit dem „mitgebrachten  Bier der Sozialdemokraten“ auf den Wahlkampf anzustoßen, und er bewirtete die Gäste mit Wurst vom Grill. „Danke, dass ihr so tolle Werbung für mich macht“, lachte Bonde, während seine beiden Söhne und Frau Annemette Bonde Würstchen herumreichten. 

Das außergewöhnliche Event war aufgrund von Regen in die Scheune des Schweinebetriebes verlegt worden. Benny Bonde hatte auch eine Wahlrede vorbereitet. Er schilderte seinen beruflichen Werdegang und verriet, dass er und seine beiden Söhnen  Jes und Kristian  für 2018  einen Generationswechsel vorbereiten. Seinen politischen Gegnern  machte der gewitzte Großbauer ein Versprechen:
„Eigentlich sollte Ende des Jahres Schluss sein mit der Politik. Ich werde aber noch vier Jahre dranhängen, um einige wenige Sachen, die ich in dieser Amtsperiode  nicht durchsetzen konnte, zu Ende zu bringen“, so Bonde. An Gjesing   gewandt, sagte er, dass dieser aufgrund seiner  Amtsführung  schuld sei, dass er vor vier  Jahren erneut in die Politik einstieg.  


Kommunaldirektor Willy Feddersen hatte am Donnerstag (fast) keine weiteren Kommentare zu dem Fall. Er werde, wie berichtet, den Finanzausschuss am Montag seine Darstellung der Sache vorlegen:   Er beziehe sich lediglich auf den Teil der Sache, die den Direktor betrifft. „Ich beziehe mich nicht auf  den politischen Teil , und von etwaigen  Anzeigen  weiß ich nichts“, betonte Feddersen. Er habe, wie er erneut sagte, Vertrauen in Larssons Handhabung der Sache.

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