Leitartikel

Zuckerbrot und Peitsche beim Arzt

Zuckerbrot und Peitsche beim Arzt

Zuckerbrot und Peitsche beim Arzt

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
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Foto: Jesse Orrico/Unsplash

Die Verteilung von Arztpraxen in Dänemark ist schief. Die bisherigen politischen Lösungen werden daran nicht viel ändern, meint Peter Lassen. Er meint, dass das Ärztehonorar in noch höherem Maße differenziert werden muss, um die Funktion des Hausarztes im ganzen Land zu stärken.

Zwei von drei Hausarztpraxen haben den Zugang von neuen Patienten gestoppt. In vielen Randgebieten ist der Ärztenotstand ausgerufen, und gar in einer Stadt wie Esbjerg hat die Region Süddänemark eine regionale Praxis einrichten müssen, um die ärztliche Versorgung vieler Patienten zu sichern. Der neue Tarifvertrag zwischen Hausärzten und Regionen wird diesen Missstand kurzfristig bestimmt nicht lösen. Experten befürchten, dass da einfach zu wenig Peitsche und Zuckerbrot drin ist. Einerseits um jungen Ärzten das Wirken in dünn besiedelten oder sogenannten belasteten Gebieten schmackhaft zu machen – andererseits um den gutsituierten Stadtärzten ein paar Klöße aus der Suppe zu nehmen, um sie an Kollegen in Problemgebieten zu geben.

Der Ärzteverband PLO will natürlich keines seiner Mitglieder schlechter stellen. Aber auch wenn Gesundheitsministerin Ellen Trane Nørby (Venstre) den Tarifabschluss in Hinblick auf Sicherung der Ärzteversorgung im ganzen Land als zu unambitioniert bezeichnet  – und hier ist in erster Linie an die Versorgung der Patienten gedacht –  muss man den Tarifpartnern zugute halten, dass sie einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben: Sie haben einen Teil der Extra-Bewilligung von 660 Millionen Kronen jährlich für eine Honorierung oder Prämierung von Ärzten in sozial schwachen oder Randgebieten reserviert. Bis zu 100.000 Kronen mehr Basishonorar soll es da für den Arzt geben können.

Das kuriert das Problem mit dem Ärztemangel sicher nicht, aber man darf hoffen, dass die Tarifpartner recht bekommen, wenn sie fest daran glauben, dass der angedachte Ausbau der Hausarztpraxen zu Mini-Gesundheitshäusern mit mehr Fach-Personal und viel Qualität auch in Problemzonen Ärzten den Braten fachlich schmackhaft machen wird. Damit sie verstärkt den Weg in die Praxis statt in die wohlbehütete Krankenhausabteilung finden.

Es führt wohl aber zukünftig kein Weg daran vorbei, dass das Ärztehonorar in noch höherem Maße differenziert werden muss, um die Funktion des Hausarztes im Zuge seiner zukünftig noch wichtigeren Rolle im primären Gesundheitswesen und in der chronischen Behandlung im ganzen Land  zu stärken.

Man darf gespannt sein, was die Regierung mit Ministerin Trane aus Sonderburg  diesbezüglich vorschlägt, wenn bald ein nationaler Gesamtplan  für das nahe Gesundheitswesen vorgelegt werden soll.

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