Der Fall Holst

Der Wurm drin im Roten Wurm

Der Wurm drin im Roten Wurm

Der Wurm drin im Roten Wurm

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
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Carls Holst
Carl Holst. Foto: Scanpix

Peter Lassen fragt sich, wo im Falle des Ex-Regionschefs Holst die kritischen Fragen der anderen Volksvertreter im Regionsrat zu den Arbeitsgängen in Verwaltung und Spitze blieben.

Polizei und Anklagebehörde haben den Fall Holst zu den Akten gelegt. Kein strafrechtliches Verfahren gegen den früheren Regionsvorsitzenden – und schon gar nicht gegen mutmaßliche  Mitwisser oder -täter in der einstigen Direktion. Die Ermittlungen der Polizei haben zwar nach Vernehmung  von 31 Personen, der Lektüre von  8.200 E-Mails und nach anderthalb Jahren  ergeben, dass Holst von seinem (persönlichen)  Regionsmitarbeiter Carsten Ingemann tatkräftig im Wahlkampf unterstützt worden ist. Hunderte von Mails hat der Regionsmitarbeiter u. a. für seinen Chef in der Arbeitszeit verschickt.

Aber unter dem Hinweis darauf, dass er sehr flexible Arbeitszeit hatte, sieht die Polizei keine Möglichkeit, ein Vergehen nachzuweisen. Ob Holst einen von der Region Süddänemark bezahlten Mitarbeiter für eigene Zwecke missbraucht hat? Es sei nicht auszuschließen, dass der betreffende Mitarbeiter, der ja nachfolgend in der kurzen Zeit von Holst als Verteidigungsminister zu seinem Spindoktor ernannt wurde, freiwillig und aus Freude an der Sache Wahlkampfarbeit machte.

Aktuelle Kritiker wie der Mann der ersten Stunde an der Seite von Holst, Regionsvize und Chefgenosse Poul-Erik Svendsen, sieht darin einen Blankoscheck für Bürgermeister oder andere Top-Politiker. Die könnten auch unter Berufung auf  Flexzeit  Mitarbeiter für persönliche Zwecke mehr oder weniger freiwillig einbinden. Das ist möglich und wäre völlig unmöglich.  

Aber wenn der Regionsrat aktuell ein so großes Vergehen wittert, dass man an Regressansprüchen gegen den früheren Vorsitzenden festhalten will – trotz des polizeilichen „Freispruchs“ – muss man doch auch fragen: Wo blieben die Fragen der anderen Volksgewählten zu den Arbeitsgängen in der Verwaltung und vor allem in der Verwaltungsspitze.

Es ist im Nachhinein herausgekommen, dass auch die Regions-Direktion sich intern heftig gestritten und quasi bekämpft hat. 
Von einer kranken Arbeitsmoral an der Regions-Spitze war die Rede. Klar, dass da keiner so recht wusste oder wissen wollte, was wer warum machte. Aber gerade da müsste es dem einen oder anderen der anderen 40 vom Volke Gewählten im Regionsrat, die im Roten Wurm ja ein- und ausgehen,  aufgefallen sein, dass der Wurm drin war  im Regionshaus – und hoffentlich nicht mehr ist.

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