Leitartikel

Tiefschläge ohne Wirkung

Tiefschläge ohne Wirkung

Tiefschläge ohne Wirkung

Apenrade/Aabenraa
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Neben einer Wahlanzeige der Schleswigschen Partei erschien am Sonntag eine anonyme Anzeige, die Wähler dazu auffordert bei der Kommunalwahl "dänisch zu wählen" und sich gegen die "kriecherische" SP zu wehren. Foto: Anzeige aus JV

Trotz Vorurteilen und Nazi-Vergleichen, die sich die Schleswigsche Partei im Wahl Kampf schon anhören mussten, ist dass deutsch-dänische Verhältnis besser als je zuvor. Daran werden auch immer wieder angesetzte Tiefschläge nichts ändern, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Um es von vornherein klar zu machen: Das deutsch-däniche Verhältnis im Grenzland ist gut. Es war noch nie besser und  wird immer besser. Punkt. Davon kann man sich im Alltag vergewissern. Wer in den Nachkriegsjahren aufgewachsen ist, kann noch von einer ganz anderen deutsch-dänischen Rivalität  reden  – ja, sogar Hass  – und auch Kinder der 60’er und 70’er spürten die Ressentiments gegen alles was mit Deutsch zu tun hatte.

In den 80ern wurde es besser – unter anderem durch den Besuch von Königin Margrethe bei der Minderheit 1986 und gut zehn Jahre später sprach der damalige Hauptvorsitzende der Minderheit, Hans Heinrich Hansen, beim Düppel-Fest anlässlich der 75-Jahr-Feier der Grenzziehung von 1920. Ein Meilenstein im deutsch-dänischen Grenzland.

Es ist immer leichter gewesen, Däne in Südschleswig zu sein, als Deutscher in Nordschleswig. Aber auch die dänische Minderheit erlebte Tiefschläge aus der deutschen Mehrheit, als Simon Faber vom SSW Bürgermeister in Flensburg wurde. Nach 2000 ist Deutschsein auch in Dänemark leichter geworden, denn Deutsch und Deutschland haben in den letzten 10-15 Jahren einen ganz anderen Stellenwert in der dänischen Gesellschaft bekommen.
Das muss man sich immer vor Augen halten, wenn es dann doch immer wieder  Tiefschläge gibt wie am Wochenende, als ein Gedicht vor der Schleswigschen Partei warnte und den Nazi-Vergleich machte („fortidens stemme“ = die Stimme der Vergangenheit). Oder wenn sich eine Frau auf Facebook Sorgen macht, was eine „deutsche Partei mit ihrem Land macht“. Oder wenn ein Apenrader 
Politiker  der SP die Stimme entziehen will.

Es hat in diesem Wahlkampf – auch als Danfoss-Vorsitzender Jørgen Mads Clausen sich für Stephan Kleinschmidt (SP) als Bürgermeister einsetzte – mehr Tiefschläge gegen die deutsche Minderheit gegeben als sonst, was aber gewiss damit zusammenhängt, dass die Minderheit auch weitaus offensiver agiert und eben auch nach Bürgermeisterposten greift. Die Schleswigsche Partei hat schon lange bewiesen, dass sie sich nicht nur für die eigene Minderheit, sondern für die Belange ganz Nordschleswigs einsetzt. Das wird auch von dänischer Seite anerkannt. Daher werden Tiefschläge  nichts an der   guten Nachbarschaft ändern. 

Im Gegenteil – sie zeigen, dass noch engere Beziehungen zwischen Deutsch und Dänisch nötig sind.

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