Leitartikel

Spaß statt Spießrutenlaufen

Spaß statt Spießrutenlaufen

Spaß statt Spießrutenlaufen

Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa (Symbolfoto)

Es gehört zum Sport, dass man sich mitreissen lässt. Aber man sollte dennoch in sich gehen und sich als Eltern auch mal an die eigene Nase fassen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Zu Recht wird manchmal darauf hingewiesen, dass man einen Führerschein braucht, um sich hinter das Steuer eines Autos zu setzen, aber ohne Weiteres Eltern werden kann. So soll es aber auch sein. Wir wollen – auch wenn es manchmal verlockend ist –  keinen Elternpass, Muttertest oder Vaterprüfungen einführen.

 Vielleicht sollten sich dennoch einige über ihre Elternrolle Gedanken machen. Das meint zum Beispiel der Dänische Fußballverband DBU, der gerade an einer Studie arbeitet, die zum August erscheinen soll. Darin  geht es um die Eltern – die sind nämlich ein Problem.
 
DBU hat bereits vor einigen  Jahren den Fokus auf die Eltern an der Seitenauslinie gerichtet – vor allem die Papas. „Es sind Kinder - Fußball ist ein Spiel – Dies ist nicht die Champions League - Der Trainer ist Ehrenamtler - Der Schiedsrichter ist auch ein Mensch“ stand auf einem Kampagnenplakat.  
Doch wenn der Ball erst rollt, scheint man(n) den Verstand zu verlieren. Trainer, Gegner und Schiedsrichter werden angepöbelt – und alles vor den Augen (und Ohren) der Kinder.

Auch in anderen Sportarten ufert der elterliche Ehrgeiz aus. Die Tageszeitung B.T. nennt Beispiele aus dem Tennis- und Reitsport, wo es nicht so sehr zu verbalen Entgleisungen kommt, sondern zu bestimmten Forderungen, wie das eigene, talentierte Kind noch stärker gefördert werden kann – ohne Rücksicht auf die anderen Teilnehmer oder den Klub.

Bei so manch einem, der dieses liest (oder schreibt) kommt hierbei vielleicht schlechtes Gewissen auf, weil die Emotionen irgendwann mal Überhand genommen haben. Es gehört zum Sport, dass man sich mitreissen lässt. Aber man sollte dennoch in sich gehen und sich als Eltern auch mal an die eigene Nase fassen.

Ich wiederhole gern an dieser Stelle die Worte von SG Flensburgs Handballer Lasse Svan Hansen: „Wir sind alle Vorbilder.“ Aber was geben Eltern vor, die an der Seitenauslinie aus einem Spiel ein Spießrutenlaufen für Gegner und Schiedsrichter machen?

Der Sport soll Kindern doch Spaß machen und kein Ventil für die schlechte Laune der Eltern sein.

 

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