Leitartikel

Projekt Kind

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Apenrade/Aabenraa
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Foto: Morten Germund/Scanpix

Wenn schon kleine Kinder an Stress leiden, dann stimmt etwas nicht, meint Chefredakteur Gwyn Nissen. Daran sei nicht nur die Schulreform schuld – sondern auch der Erwartungsdruck der Eltern.

Wenn schon kleine Kinder an Stress leiden, dann stimmt etwas nicht, meint Chefredakteur Gwyn Nissen. Daran sei nicht nur die Schulreform schuld – sondern auch der Erwartungsdruck der Eltern.

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine krankhafte Entwicklung: Die Schule macht unsere Kinder krank – Stress! Nicht die Schule selbst, sondern die wenige Jahre alte dänische Schulreform hat diesen unangenehmen Nebeneffekt.

Eine Kinderärztin aus der kleinen Stadt Brønderslev in Nordjütland stellt mehrmals in der Woche (!) eine Stress-Diagnose an Schülern fest. Die Schulreform gibt den Kindern keine Pausen mehr, und „unsere Zukunft“ leidet darunter – leidet unter Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Ticks, Schlaflosigkeit und Atembeschwerden. Die Kinder bekommen in unserer Leistungsgesellschaft einfach keine Luft mehr.

Doch es ist nicht nur die politische Schulreform, es sind auch die Eltern, die das „Projekt Kind“ antreiben. Ihr Kind. Nicht die anderen Kindern, sondern ihr Kind braucht besondere Aufmerksamkeit, wobei es sich meist um ganz normal begabte Kinder dreht, die weder Nachhilfe noch extra Ansporn benötigen. Sie brauchen dagegen Aufmerksamkeit, Unterstützung und vor allem die Zeit ihrer Eltern.

Das neue Schulsystem und die Erwartung der Eltern, während der Schulzeit einen perfekten Menschen aus dem Kind zu machen, setzen manche Kinder unter Druck: lange Schultage, stetige Tests, Unruhe. Die Ärztin in Brønderslev hat 150 Kindern weniger Schulzeit verschrieben, damit sie wieder gesund werden. Und es funktioniert.

Carsten Obel, in Dänemark der einzige Professor, der sich auf den mentalen Zustand von Kindern spezialisiert hat, ist alarmiert: „Wir müssen dies ernst nehmen: Ob es das Bildungssystem ist, Eltern, die zu viel von ihren Kindern erwarten, soziale Medien oder die Gesellschaftserwartungen allgemein.“

Es wird daher Zeit, auf die Bremse zu treten und das Tempo aus dem Leben der Kinder zu nehmen. Das gilt für Politiker und für Eltern: Stellt das „Projekt Kind“ ein und lasst den Kindern ihre Kindheit. Sie werden auch ohne den jetzigen Druck und ohne Spitzennoten das lernen, was sie für ihr späteres Leben brauchen.

Lasst Kinder Kind sein.

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