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Løkkes Händedruck

Løkkes Händedruck

Løkkes Händedruck

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Lars Løkke Radmussen (links) und Donald Trump. Foto: Scanpix

Siegfried Matlok über den einstudierten Handschlag des dänischen Regierungschefs bei dessen Besuch bei US-Präsident Donald Trump: "Selbst die herbeigezogenen Körpersprach-Experten schwärmten vor Begeisterung in der dänischen Welt-Presse darüber, wie der Løkkes Händedruck verlaufen sei." Ganz abgesehen davon meint er: "Gerade jetzt ist Dänemark als Vermittler zwischen USA und Europa wichtiger denn je!"

Fußballer gehen vor wichtigen Spielen ins Trainingslager.  Das gilt auch für Politiker vor bedeutenden Treffen: Vorbereitung ist alles. Staatsminister Lars Løkke hat vor seiner ersten Begegnung mit dem amerikanischen Präsidenten eine besondere Disziplin geübt: Händedruck! In den Tagen vor seinem Treffen im Weißen Haus war die wichtigste Frage für Teile der  dänischen Presse, wie Løkke dem mit Spannung erwarteten Händedruck mit Donald Trump begegnen würde.  Wenn es danach geht, dann hat Løkke mit 1:0 gewonnen, meinten manche Kommentatoren, denn Løkke griff mit Hand und Ellenbogen auch den Unterarm seines Gastgebers und hielt sich daran sekundenlang fest – für beste Fotos in aller Welt. Selbst die herbeigezogenen Körpersprach-Experten schwärmten vor Begeisterung in der dänischen Welt-Presse darüber, wie der Løkkes Händedruck verlaufen sei – besonders im Vergleich zum („verweigerten“) Händedruck Trump-Merkel.

Bilder sind für jeden Politiker wichtig, aber Løkke wird sich besonders gefreut haben über jenes Kompliment, das  Trump öffentlich kundtat: „ein wunderbarer Mann, der einen großartigen Job verrichtet“, so der US-Präsident vor der Presse über den Regierungschef des „sehr guten Alliierten“ aus dem hohen Norden. Ach, wäre es doch schön, wenn meine Landsleute auch so über mich sprechen würden, dürfte sich wohl Løkke gedacht haben, der zurzeit in Meinungsumfragen einfach nicht aus dem tiefen Keller herauskommt. 

Kommen wir zur Substanz: Løkke, der im US-Wahlkampf noch Hillary Clinton favorisiert hatte, unterstrich nach seinem Gespräch, „Trump sei ernsthaft daran interessiert gewesen, was ich so auf dem Herzen hatte“. Zwischen den Zeilen lautete die Botschaft: so schlecht ist  „Bösewicht“ Trump doch gar nicht, jedenfalls nicht unter vier Augen. Entscheidend war für Løkke Trumps Nato-Garantie (wenn auch verbunden mit finanziellen Forderungen an die europäischen Verbündeten) und letztlich auch die Erkenntnis, dass die strategische Partnerschaft zwischen Dänemark und USA selbst diesen neuen Herausforderungen stand hält.  

Dass Løkke als vierter ausländischer Gast im Weißen Haus empfangen wurde, können sich die Dänen jedenfalls auf ihre Fahnen heften.  Beide Seiten wollen – nicht nur sicherheitspolitisch – diese strategische Partnerschaft nicht aufs Spiel setzen. Løkke hat in seinem Gespräch natürlich nicht auf den Tisch hauen können, aber der Staatsminister hat – jedenfalls nach seinen eigenen Angaben – auch Unterschiede deutlich gemacht. Zum Beispiel in der grünen Klimapolitik Dänemarks, die überhaupt nicht Trumpschen Vorstellungen entspricht. Aber es gab noch einen anderen wichtigen Punkt: Europa. Løkke will kein Separat-Verhältnis zu Washington, sondern er bekannte sich ausdrücklich gegenüber Trump zur europäischen Zusammenarbeit, an der Dänemark auch nach dem Brexit festhalten will.  Trumpsche Politik ist nicht an Shakehands zu messen, sondern an ihren Taten, aber dem dänischen Staatsminister ist zu bescheinigen, dass er sein schwierigstes Auswärtsspiel erfolgreich bestanden hat. Dänemarks Rolle ist international natürlich begrenzt, aber nicht unbedeutend, und gerade jetzt ist Dänemark als Vermittler zwischen USA und Europa wichtiger denn je!

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