Leitartikel

Ist das Kunst oder kann das weg

Ist das Kunst oder kann das weg

Ist das Kunst oder kann das weg

Apenrade/Aabenraa
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Das umstrittende Kunstwerk der Künstlerin Katharina Grosse in Århus. Foto: Scanpix

Bis auf die persönlichen Beschimpfungen ist es Gwyn Nissen zufolge herrlich, dass es eine hitzige Kunstdebatte gibt. Er meint, dass die Kunst eben oft der entscheidende Funke ist, der uns zum Nachdenken anregt.

Bis auf die persönlichen Beschimpfungen ist es Gwyn Nissen zufolge, herrlich mit einer hitzigen Kunstdebatte. Er meint, dass die Kunst eben oft der entscheidende Funke ist, der uns zum Nachdenken anregt.

Es gibt nichts, dass wie Kunst für Skandale, Aufregung und Gesprächsstoff sorgen kann – manchmal mehr, manchmal weniger: Goldfische in einem Mixer,  verweste Schweine, Fäkalien in der Dose oder die Zerlegung eines Cronhammer-Werks. Auch Dänemark hat seinen Anteil an Kunst-Aufregern gehabt, und jetzt geht es schon wieder los: Die deutsche Künstlerin Katharina Grosse bemalt gerade Teile eines Parks in Aarhus und wird dafür mit Hasstiraden in den sozialen Netzwerken bombardiert.

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Landschaftsgemälde: Grünflächen, Bäume, Pflanzen und Hecken werden rot und weiß bemalt. Grosses Werk ist Teil der  Ausstellung „The Garden“ – einer der Höhepunkte im Kulturhauptstadtjahr von Aarhus. In Kürze werden viele verschiedene Werke die gesamte Küste südlich von Aarhus schmücken.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Aarhus Kunst diskutiert wird. Die Ausstellungen „Sculptures by the Sea“ haben der Bevölkerung bereits Jahrelang die Kunst näher gebracht und immer wieder gibt es Kunstwerke, die  die Betrachter nicht verstehen – entweder weil sie es nicht können, oder weil sie es nicht wollen.
Noch nie hatten die Proteste allerdings ein solches Ausmaß wie am Wochenende: Ist das so in Ordnung, lautete die Frage in den sozialen Netzwerken, begleitet von Bildern der bemalten Flächen. Und damit begann die Diskussion:  Die Natur werde kaputt gemacht, um so auf die Natur aufmerksam zu machen – das sei grotesk. Einige diskutieren die Kunst, andere die Natur, während andere sich wiederum auf das typische Facebook-Niveau begeben: You fucking  German piece of shit...

Bis auf die persönlichen Beschimpfungen ist es herrlich mit einer hitzigen Kunstdebatte. Denn genau das ist es ja, was die Künstler erreichen wollen: Dass wir Stellung beziehen. Grosse hat das erreicht, was sie wollte, denn neben den Ist-Das-Kunst-Kommentaren regen sich andere darüber auf, dass man sich über Farbe an einem Baum aufregen kann, nicht aber, was wir in unserer modernen Gesellschaft sonst so akzeptieren um Autos fahren zu können, in den Urlaub zu fliegen, Steaks zu essen und und und. Die Kunst ist eben oft der entscheidende Funke, der uns zum Nachdenken anregt.

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