Leitartikel

Fair Play beim Stadionneubau

Fair Play beim Stadionneubau

Fair Play beim Stadionneubau

Apenrade/Aabenraa
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Sydbank Park in Hadersleben. Foto: Kåre Hangaard

Der Ausrichter der dänischen Fußballligen fordert, dass die Stadien der Klubs in der höchsten dänischen Spielklasse eine Zuschauerkapazität von 10.000 haben müssen. Doch in einer Zeit, in der sich die Kommunen Gedanken über jede ausgegebene Krone machen müssen, kann der Ausrichter nicht sein eigenes Spiel spielen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Dänische Kommunen und der Ausrichter der dänischen Fußballligen, Divisionsforeningen, liegen im Clinch. Ursache sind die Forderungen des Fußballausrichters, dass die Stadien der Klubs in der höchsten dänischen Spielklasse eine Zuschauerkapazität von 10.000 haben müssen. Aber das ist weit übers Ziel hinaus geschossen, meinen die Kommunen.

Zum Beispiel fragt sich der Bürgermeister in Mariagerfjord, warum die Kommune 15 Millionen Kronen in ein neues Stadion  in Hobro investieren musste, wenn die durchschnittliche Zuschauerzahl nur 3.000 ist und es in Hobro nur 12.000 Einwohner gibt – also können fast alle im Stadion Platz nehmen. Auch Helsingørs Bürgermeisterin Benedikte Kiær beklagt sich in Jyllands-Posten darüber, dass die Kommunen Millionen in ein Stadion (Zuschauerdurchschnitt 3.390) investieren müssen, obwohl die Politiker das Geld  lieber für Schulen oder Pflegeheimen genutzt hätten.

Divisionsforeningen bleibt aber hart: Es ist freiwillig, in der Superliga zu spielen – niemand sei gezwungen, so Direktor Claus Thomsen. Man könne auch in ein anderes Stadion ausweichen oder eben auf die höchste Spielklasse verzichten. Übrigens: In Hadersleben greift die Kommune in die Taschen. Das Stadion ist laufend erweitert worden, und jetzt sollen auch die beiden Endtribünen  und somit das Stadion endlich fertiggebaut werden. In Hadersleben liegt der Zuschauerdurchschnitt von SønderjyskE bei knapp 6.000. Mit dem Neubau der beiden Tribünen hoffen Kommune und Klub, noch mehr Zuschauer ins Stadion zu locken.

Für einige Klubs und Kommunen macht der Ausbau der Stadien also schon Sinn. Für andere wiederum, die vielleicht nur für kurze Zeit in der Liga spielen,  nicht. Sie stehen am Ende mit einem riesigen Stadion da – wie zum Beispiel auf Westseeland, wo  heute in einem fast leeren Stadion und auf einem beheizten Rasen viertklassiger Fußball gespielt wird.

Eine Ausnahmeregelung müsste möglich sein. Den Klubs mit kleineren Stadien könnte man stattdessen die TV-Gelder kürzen, solange die Stadien für Fernsehübertragungen ungeeignet sind. In einer Zeit, in der sich die Kommunen  Gedanken über jede ausgegebene Krone machen müssen,  kann Divisionsforeningen nicht sein eigenes Spiel spielen. Es gibt eben auch anderes im Leben als Fußball – das müssen auch die Veranstalter des Ligabetriebs respektieren und Fair Play zeigen.

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