Gesundheitswesen

Ärztliche Beratung per E-Mail: Fluch und Segen

Ärztliche Beratung per E-Mail: Fluch und Segen

Ärztliche Beratung per E-Mail: Fluch und Segen

dodo
Kopenhagen
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Foto: dpa

Die Zahl der E-Mails, mit denen Patienten nach Beratung bei ihren Ärzten anfragen, ist in den vergangenen elf Jahren um sechs Millionen gestiegen. Der elektronische Austausch bringt Vor- und Nachteile.

Immer mehr Bürger in Dänemark suchen den Kontakt zu ihren Ärzten per E-Mail. 1.875.000 waren es im vergangenen Jahr – das sind laut der dänischen Statistikbehörde Danmarks Statistik fast zehnmal so viele wie noch 2006.

Seit 2009 sind praktizierende Ärzte verpflichtet, ihren Patienten Beratungen per E-Mail anzubieten. Jes Søgaard, Professor für Gesundheitsökonomie, meint, dass dies die richtige Entscheidung war. „Die Entwicklung zeigt, dass damit eine Form gefunden wurde, die den Bürgern gut passt. Sie spart Fahr- und Wartezeit und die Ärzte können die Anfragen bearbeiten, wenn es ihnen am besten passt“, so Søgaard zur Zeitung Jyllands-Posten.

Die andere Seite der Medaille

Christian Freitag, Vorsitzender der Ärztegewerkschaft PLO, sieht allerdings nicht nur Vorteile an der E-Mail-Beratung. Die Gesamtzahl der E-Mails, die Ärzte und Patienten ausgetauscht haben, ist von rund 470.000 im Jahr 2006 auf rund 6.650.000 im vergangenen Jahr gestiegen – also eine Steigerung von rund 6 Millionen E-Mails. Dies habe dazu geführt, dass die Ärzte durchschnittlich mindestens eine Stunde am Tag zur Bearbeitung der elektronischen Anfragen aufwenden müssen, sagt Freitag.

„Entweder muss diese Zeit von der Behandlung der Patienten abgezogen werden, die in die Praxis kommen oder die Arbeitszeit der Ärzte wird länger“, so der PLO-Vorsitzende. Er erwartet, dass die Zahl der E-Mails und die Bearbeitungszeit für diese in den kommenden Jahren noch weiter steigen werden. Er prognostiziert, dass in Zukunft Krankenschwestern statt richtiger Ärzte die E-Mails beantworten werden, da dies den Ärzten sonst zu viel Zeit rauben wird.

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