Dürre

Selbst mit Kanonen droht eine Katastrophenernte

Selbst mit Kanonen droht eine Katastrophenernte

Selbst mit Kanonen droht eine Katastrophenernte

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Tingleff
Zuletzt aktualisiert um:
Selbst intensives Bewässern mit Wasserkanonen rettet die Ernte 2018 nicht. Foto: Volker Heesch

Die Sonne lacht vom Himmel und das Getreide auf den Feldern wogt grün im Wind. Doch der Schein trügt. Die Landwirte hoffen auf Schadensbegrenzung.

„Regen hätten wir schon vor drei Wochen dringend gebraucht. Jeder Tag mit Sonne ohne Niederschlag bringt uns noch näher an eine Katastrophen-Ernte. Das ist schon sehr schlimm! Man sieht es an den Getreidepreisen – die steigen aktuell, weil man generell von einer schlechten Ernte  ausgeht. Es sieht wirklich schlimm aus und wird jeden Tag nur noch schlimmer.“

Der Pflanzenbauchef des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, Hans Henrik Post, wird jeden Morgen von Bauern angerufen, die verzweifelt fragen, was sie tun können. Wer künstlich bewässern kann, sollte das natürlich tun. Aber Post macht klar, dass man sich lieber auf einige Felder konzentrieren sollte, um diese regelmäßig zu bewässern, als dass man versucht, überall ein wenig Wasser zu verabreichen: „Vielerorts wurde ja schon drei- bis viermal bewässert – und womöglich muss das so weitergehen. Dabei ist künstliches Bewässern sehr teuer und lohnt sich eigentlich nur bei Spezialanbau. Man sollte sich zudem auf die Futterproduktion begrenzen – bewässern für Verkaufsgetreide rentiert sich bei den Kornpreisen  nicht.  Mais braucht vielerorts dringend Wasser und da geraten viele dann auch in die Zwickmühle."

Obwohl die Dürre von Region zu Region unterschiedlich ist, sind die Ernteaussichten generell schlecht. Während man beispielsweise auf dem fetten Haderslebener Ness in der vorigen Woche ein paar heftige Schauer bekam, ist im Raum Tingleff bis zur Grenze nichts vom Himmel gekommen. Da bleibt generell nur ein Hoffen auf Petrus – aber auch nur, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Wegen der Dürre hat das Getreide wesentlich weniger Ähren angesetzt. Zudem entwickelt es sich kaum – sieht zwar genau wie das Gras grün aus. Aber der Schein trügt eben.
„Es gibt durch die Bank Dürreschäden. Aber Niederschlag jetzt würde weitere Schäden verhindern. Auf richtig vielen Flächen ist der zu erwartende Ertrag schon um Rund die Hälfte reduziert worden. Auf den hohen, sandigen Feldern, wo nicht bewässert werden kann, sieht es am schlimmsten aus“, so Post vom LHN, der auf den alten Bauernspruch verweist, dass ein kühler Mai volle Scheunen beschert.

„Da wird so mancher Prügel beziehen."

Der Mai 2018 war rekordwarm und der sonnenreichste Monat überhaupt. Niederschlag gab es aber  nicht. Also scheint der Spruch umgekehrt auch zu stimmen: Denn es drohen leere Scheunen. „Ja, wenn nicht sehr bald Regen kommt, drohen einige Felder quasi abzubrennen. Wenn das so weitergeht, droht wirklich die Katastrophe“, so Experte Post ohne Umschweife.

Auch der Pflanzenbauchef von der zentralen Beratungsfirma der dänischen Landwirtschaft, Seges, sieht ganz, ganz dunkle Wolken am Himmel – im übertragenen Sinn. „Dies wird die Bauern ökonomisch hart treffen. Ihnen wird Geld fehlen, wenn sie ihr Getreide verkaufen  – oder wenn sie später Futter kaufen müssen. Da wird so mancher Prügel beziehen“, so Segeschef Jens Elkjær zu DR Nordjylland. Er geht von mehreren  100.000 Kronen Verlust pro Bauer aus – selbst wenn sich der Sommer kurzfristig entschließen sollte, doch noch „typisch dänisch“ zu werden.

 

Schlechte Prognosen

Laut Uni Kopenhagen  kann der trockene und warme Sommer die Bauern rund 6 Milliarden Kronen kosten. Die ersten 20 bis 25 Prozent des Ertrages seien schon weg, bestätigt Troels Toft, Sektionsdirektor bei Seges. Man könne schon von Milliardenverlusten sprechen – so oder so. 

Als Dänemark 1992 schon mal unter einer historisch schweren Dürre litt, verlor man rund 23 Prozent. Wegen des Wassermangels können sich die Kerne generell nicht entwickeln. Die Qualität wird dabei stark leiden. Übrigens: Nur jeder 5. Bauer in Dänemark verfügt über die Möglichkeit, künstlich zu bewässern. Eine solche Anlage ist eine kostspielige Investition – auch der reine Betrieb. Und den Regen ersetzen kann keiner – gar nicht in der aktuellen Lage.

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