Landwirtschaft

Schweinehalter wollen weiter provisorisch Schweineschwänze kupieren

Schweinehalter wollen weiter provisorisch Schweineschwänze kupieren

Schweinehalter wollen weiter provisorisch Schweineschwänze kupieren

ct/Ritzau
Kopenhagen
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Schweine
Foto: Scanpix

Dänemark ist Schweineland: Mehr als 30 Millionen Schweine werden hier jedes Jahr geboren. Fast allen wird umgehend der Schwanz kupiert – aus gesundheitlichen Gründen, sagen die Schweinehalter. Das zuständige Ministerium will in Zukunft schärfer kontrollieren, die Landwirte wehren sich.

Knapp 60.000 Menschen werden in Dänemark jedes Jahr geboren – und mehr als 30.000.000 Schweine. Zu Gesicht bekommen Einheimische und Urlauber sie kaum, stehen sie doch meist in überdachten Mastbetrieben. Weil der Platz dort knapp ist, lassen die Schweinehalter den Tieren nach der Geburt die Schwänze kupieren. Dies geschehe, weil die Schweine ansonsten „beginnen, sich einander in die Schwänze zu beißen und es entstehen Geschwüre und andere Probleme“, sagt Henrik Mortensen, Vorsitzender des Verbandes der dänischen Schweineproduzenten.

Wie die Tageszeitung Information berichtet, werden in Dänemark 97 Prozent der Schweine nach der Geburt die Schwänze kupiert. Die hohe Anzahl könnte nun zu einem Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof führen, berichtet das Blatt. Nahrungsmittelminister Esben Lunde Larsen (Venstre) mahnt auch deshalb strengere Kontrollen als bisher an. Die Schweinehalter sollen eine schriftliche Erklärung dafür abgeben, weshalb das Kupieren der Schwänze in ihrem Betrieb notwendig ist.

Schweinehalter sehen keine andere Lösung

Die Schweinehalter sind darüber nicht erfreut. „Das würde erhöhte Ausgaben für die Branche nach sich ziehen, mehr Dokumentation und mehr Bürokratie. Und nicht mehr Tierschutz“, sagt Mortensen. Wenn nicht kupiert werden würde, würden noch „deutlich größere Probleme“ entstehen, sagt er.

Das systematische Kupieren von Schweineschwänzen ist dabei schon seit 1994 verboten. Die EU-Kommission hat Dänemark mehrfach kritisiert und arbeitet laut Information an einem  neuen Bericht über die Praxis in Dänemark. Der zuständige Minister will deshalb jetzt die Begründungspflicht einführen. „Das Kupieren von Schwänzen darf ja nur in den Fällen stattfinden, in denen andere Lösungen bereits versucht wurden“, sagt er in einer Pressemitteilung.

„In der Debatte vergisst man völlig das Schwein, dem in den Schwanz gebissen wird. Wer soll das verteidigen? Es wird fürchterlichen Schmerzen ausgeliefert und einem erhöhten Antibiotikaverbrauch. Letztlich muss es vielleicht erschossen werden“, sagt hingegen Mortensen. Ja, auch das Kupieren sei schmerzhaft, aber es sei „kein riesiges traumatisches Erlebnis“.

Er hoffe darauf, dass die Wissenschaft eines Tages eine Lösung dafür liefert, wie Schweineställe einzurichten sind, so dass sich die Tiere nicht mehr gegenseitig in die Schwänze beißen. „Niemand kann mir sagen, wie ich einen neuen Stall bauen soll, wenn das Schwein da leben und mit einem langen Schwanz aufwachsen soll“, sagt Henrik Mortensen.

Tierrechtler fordern unterdessen ein Verbot des Kupierens von Schwänzen, da den Schweinen durch den Eingriff akute und zum Teil auch chronische Schmerzen entstehen würden. Sie kritisieren, dass die Tiere durch das Kupieren an die Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung angepasst werden und dass stattdessen die  Haltungsbedingungen selbst verbessert werden sollten.

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