Haus der Minderheiten

Deutsche und dänische Linke für Neubau in Flensburg

Deutsche und dänische Linke für Neubau in Flensburg

Deutsche und dänische Linke für Neubau in Flensburg

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Flensburg
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Vibeke Syppli Enrum
Vibeke Syppli Enrum Foto: Enhedslisten Svendborg

Wenn es nach der Einheitsliste und den Linken geht, würde der Streit um das Haus der Minderheiten in Flensburg mit einem Neubau beigelegt werden. Die Regionsrats-Abgeordnete Vibeke Syppli Enrum meint, die Minderheiten Europas dürften nicht länger nur eine Fußnote bleiben.

Innerhalb der dänischen Minderheit in Südschleswig wird über das Projekt Haus der Minderheiten in Flensburg, wie berichtet, heftig gestritten. Jetzt gibt es einen neuen Vorschlag.

Die Regionsratsabgeornete Vibeke Syppli Enrum von der Einheitsliste  und Herman U. Soldan, der für die Linke zur Bundestagswahl antrat und Chef der Linken in Flensburg ist, schlagen gemeinsam vor, ein ganz neues Haus der Minderheiten zu bauen. „Die europäischen Minderheiten sollten keine Fußnote in der europäischen Wirklichkeit sein“, sagt Enrum.

„Der europäische Gedanke kann nur funktionieren, wenn wir den Fokus auf die vielen europäischen Minderheiten legen. Das müssen wir uns leisten, wirtschaftlich, aber vor allem auch aus einer demokratischen Grundhaltung heraus“, ergänzt sie.

Die beiden Politiker meinen, dass Flensburg der richtige Ort für ein sichtbares und handlungsfähiges europäisches Minderheitenzentrum in einem Haus der Minderheiten sei. Damit stützen sie die Ansicht von SSF-Chef Jon Hardon Hansen, der das Haus der Minderheiten auch als Ort der Konfliktlösung für Regionen sieht, in denen es weniger friedlich zugeht als im deutsch-dänischen Grenzland.

„Nehmt die Scheuklappen ab“

Laut Soldan war es ein „Fehler“, dass der Südschleswig-Ausschuss des dänischen Folketings den Geldhahn für die FUEN und somit die Renovierung des geplanten Hauses der Minderheiten zugedreht hat. „Dass jetzt auch noch einige dänische Minderheitenorganisationen dem Projekt den Rücken zukehren, hinterlässt den Eindruck, dass sie selbstzufrieden sind und die größere europäische Perspektive nicht sehen. Nehmt die Scheuklappen ab und gebt Flensburg die Chance, eine ernsthafte und handlungsfähige Gastgeberstadt für die europäischen Minderheiten zu sein“, appelliert er an dänische Politiker und die Minderheit in Südschleswig.

Enrum sieht europaweit „zunehmenden Nationalismus“ aufkommen, der die Minderheiten unter Druck setze. Sie bezeichnet das Projekt Haus der Minderheiten als positives Signal für Europa. Sowohl die deutsche als auch die dänische Regierung sollten sich für dieses „Friedensprojekt“ einsetzen.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, sagte kürzlich im Nordschleswiger, er wolle sich in die Debatten der „befreundeten“ dänischen Minderheit nicht einmischen. Doch „Flensburg als Standpunkt für ein Haus der Minderheiten geben wir unsere moralische Unterstützung. Schon jetzt haben dort vier Minderheiten-Institutionen ihren Sitz, die FUEN hat dort ihre Räume und auch das Minderheiteninstitut ECMI ist dort ansässig. Damit haben wir eine Vorreiterrolle, die anderen Minderheiten zeigen kann wie ein friedliches Miteinander funktioniert“.

Hintergrund

Der kulturelle Dachverband Südschleswigscher Verein (SSF) will das alte Packhaus in der Norderstraße weiterhin als Haus der Minderheiten herrichten, um Europas Minderheiten zu repräsentieren. Beherbergen soll das Gebäude neben einem Minderheitenzentrum auch ein Datencenter, Konferenzräume, und das Büro der FUEN – der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten. Allerdings muss das Gebäude renoviert werden. Laut Planung wird das 2,7 Millionen Euro (etwa 20 Millionen Kronen) kosten. Die Hälfte der Summe soll von deutscher Seite kommen, der andere Teil aus Kopenhagen.

Unter anderem vom dänischen Schulverein, aus der Zentralbibliothek und vom Jugendverband in Südschleswig kam nun kürzlich Kritik, das man sich das Geld lieber sparen und dass das Haus der Minderheiten stattdessen in bestehende Räumlichkeiten einziehen sollte.

 

 

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