Landwirtschaft

Flexiblere Agrar-Umweltauflagen

Flexiblere Agrar-Umweltauflagen

Flexiblere Agrar-Umweltauflagen

Kopenhagen
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Zahlreiche Landwirte können als Ergebnis der flexibleren Bestimmungen mehr Dünger auf ihren Feldern ausbringen und mit höheren Erträgen rechnen. Die Gewässer sollen nicht stärker belastet werden. Foto: Volker Heesch

Der neue Umwelt- und Nahrungsmittelminister Jakob Ellemann-Jensen (Venstre) hat eine gesetzliche Neuregelung durch das Folketing bugsiert. Sie erlaubt es Landwirten ab 2019, dort mehr zu düngen, wo es Bodenverhältnisse, geografische Lage und Abstand zu Gewässern zulassen. Doch eine Klippe gilt es noch zu umschiffen.

Seit über 30 Jahren haben verschiedene Gesetzesinitiativen in Dänemark die Ausschwemmung von Nährsalzen aus dem Bereich landwirtschaftlich genutzter Flächen vermindern sollen.

Vielfach gegen Proteste der Landwirtschaft, die aufgrund der Maßnahmen wie Verminderung der Düngergaben, Begrenzung von Viehbeständen oder  Nutzungsbeschränkung wirtschaftliche Einbußen fürchten. Seit dem Regierungswechsel 2015 laufen bereits Initiativen, die von Seiten der Bauern und  Agrarlobby als zu unflexibel gescholtenen Umweltauflagen neu zu organisieren. Teilweise unter Protest der Umweltverbände haben mehrere Venstre-Minister Neuregelungen auf den Weg gebracht.

Neues Umweltgesetz erlaubt mehr Düngung

Jetzt konnte der erst seit wenigen Wochen amtierende Umwelt- und Nahrungsmittelminister Jakob Ellemann-Jensen (Venstre) eine gesetzliche Neuregelung durch das Folketing  bugsieren. Nachdem zunächst nur die Dänische Volkspartei (DF) mitspielen wollte, unterstützten zuletzt auch Radikale Venstre und Sozialdemokraten die Gesetzesreform, die es Landwirten ab 2019 erlaubt, dort mehr zu düngen, wo es Bodenverhältnisse, geografische Lage und  Abstand zu Gewässern zulassen. Dort können Erträge dann gesteigert werden.

Denn seit einigen Jahren klagten Bauern, dass z. B. Weizenerträge zurückgingen, weil sie auf ihren Feldern wegen Vorgaben des Schutzes von Seen, Wasserläufen und Grundwasser nicht genügend Stickstoffdünger  zur Ernährung der Feldfrüchte ausbringen durften.  Das neue Konzept sieht aber auch vor, dass dort, wo es sich zeigt, dass Gewässer und  Grundwasser durch Dünger überlastet werden, zielgerichtet Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

EU prüft

„Es steckt gesunde Vernunft darin, die Umweltauflagen danach zu richten, wie viel die  örtliche Gewässerumwelt verträgt. Die Alternative entspricht ja einer Regelung, dass alle Autofahrer höchstens 80 Stundenkilometer fahren dürfen, egal ob sie innerhalb einer Ortschaft oder auf einer Autobahn unterwegs sind“, so Ellemann-Jensen. Einen Haken hat die Gesetzesreform jedoch noch. Die EU-Kommission muss prüfen, ob die dänische Regelung die von Dänemark mitgetragenen EU-Vorgaben erfüllt, in den kommenden Jahren die Auswaschung von Stickstoff-Nährsalzen zu vermindern.

Dänemark muss nach den Verpflichtungen bis 2021 die Einschwemmung von Stickstoffnährsalzen in die Gewässer um 7.000 Tonnen jährlich verringern.  Seit Jahren besteht allerdings nicht einmal Klarheit, wie viel der Nährsalze in die dänischen Gewässer gelangen. In diesem Sommer soll neu bilanziert werden. Tatsache ist, dass es trotz jahrzehntelangen Einsatzes immer noch alljährlich Sauerstoffschwund in küstennahen Gewässern gibt, weil hohe Nährstoffkonzentrationen zu Algenmassenvermehrung führen – mit Sauerstoffschwund als Konsequenz der Zersetzung der Algenteppiche.

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