Nach Kritik an „Historien om Danmark“

DR: Politische Einmischung „ein ernsthafter Anschlag auf die Pressefreiheit“

DR: Politische Einmischung „ein ernsthafter Anschlag auf die Pressefreiheit“

DR: Politische Einmischung „ein ernsthafter Anschlag auf die Pressefreiheit“

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Lars Mikkelsen präsentiert die Sendung „Danmarkshistorien“. Foto: Bjarne Bergius Hermansen/DR

Politiker der nationalkonservativen Dänischen Volkspartei und der Konservativen Volkspartei haben kürzlich heftige Kritik an einem Geschichtsprogramm des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders DR geäußert. Sie forderten Konsequenzen. Einer Demokratie unwürdig, meint jetzt der Zuschauerredakteur des Senders.

Weil in der letzten Folge der Fernsehserie „Historien om Danmark“ die Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aus Sicht des bürgerlichen Lagers gezeigt wurde, haben Politiker von Konservativen und Dänischer Volkspartei heftige Angriffe auf den öffentlich-Rechtlichen Sender Danmarks Radio (DR) gefahren. Der Zuschauerredakteur des Senders geht nach langem Schweigen jetzt zum Gegenangriff über.

Naser Khader von den Konservativen hatte gefordert, dass im Anschluss an die Sendung künftig ein Hinweistext erscheinen soll, der über bürgerliche Widerstandskämpfer aufklärt. Der stellvertretende Parteichef der Dänischen Volkspartei, Søren Espersen, nannte die Folge „linksversiffte Propaganda“ und angedeutet, dass dies Danmarks Radio viel Geld in den Haushaltsverhandlungen kosten würde. Die nationalkonservative Partei, zweitgrößte Fraktion im dänischen Folketing, forderte zudem, dass die Folge zurückgezogen wird.

Bisher hat DR sich mit Reaktionen auf die Kritik sehr zurückgehalten. Doch nun hat der Zuschauer- und Hörerredakteur des Senders, Jesper Termansen, das Schweigen gebrochen und einen Text auf der Internetseite des Senders veröffentlicht, in dem er mit den Forderungen der Politiker hart ins Gericht geht.

„Zu diktieren, was die Medien bringen, hat in einer gut entwickelten Demokratie nichts zu suchen“

„In einer gut entwickelten Demokratie ist es selbstverständlich, dass die Politiker nicht bestimmen dürfen, was die Medien schreiben, filmen oder auf andere Weise vermitteln“, schreibt er. „Die Politiker haben wie andere ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und haben das Recht, die Produkte der Medien zu kritisieren. Doch jedweder Versuch – verdeckt wie offen – zu diktieren, was die Medien bringen, hat in einer gut entwickelten Demokratie nichts zu suchen“, so Termansen.

„Der letzte Vorschlag prominenter Politiker, zu verlangen, dass die letzte Folge der Dänemarksgeschichte von DR nach dem Geschmack der Parteien umredigiert wird, klingt auf bedenkliche Weise nach etwas, was auch von Politikern aus Regimen mit einem nicht ganz so fest verankerten Respekt vor der Freiheit der Medien stammen könnte“, schreibt der Redakteur. Jegliche Einmischung sei „ein ernsthafter Anschlag auf die Pressefreiheit“.

Bei Geschichtsschreibung und Journalismus gehe es immer darum, zu entscheiden, was Erwähnung findet und was nicht. Journalisten müssten die Freiheit haben, diese Wahl zu treffen, ohne sich eingeschüchtert oder bedroht zu fühlen.

„Alleine der Umstand, dass Politiker solche Drohungen und Forderungen vorbringen, ist gefährlich“, schreibt Termansen, der davor warnt, dass die journalistische Unabhängigkeit von DR in Gefahr gerät. Doch diese Unabhängigkeit sei wichtiger als die subjektiven Meinungen von Politikern über einzelne Programme. „Der Verlust von DR als glaubwürdiger Nachrichtenvermittler ist weitaus größer als die Gefahr, die dadurch ausgehen könnte, dass DR in einer einzigen Folge der Geschichte Dänemarks sich möglicherweise schuldig gemacht hat, bürgerliche Widerstandsleute vergessen zu haben“, schreibt Termansen.

 

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