Arbeit

Mehr Druck auf Arbeitslose

Mehr Druck auf Arbeitslose

Mehr Druck auf Arbeitslose

Ritzau/hm/jt
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Beschäftigungsminister Troels Lund Poulsen Foto: Jens Nørgaard Larsen/Ritzau Scanpix

Geht es nach der rechtsliberalen Regierung, sollen Arbeitslose gezwungen werden, landesweit eine Arbeit anzunehmen. Die Fahrtzeitgrenze soll wegfallen. Kritik kommt von den Gewerkschaften, aber auch die Dänische Volkspartei hat eine Anregung.

Nach Vorstellung der Regierung sollen Arbeitslose in Dänemark Arbeitsplätze im ganzen Land annehmen, nicht nur in der Nähe des Wohnortes. Dies geht aus einem neuen Gesetzesentwurf zur Beschäftigungspolitik hervor. Bisher mussten Arbeitslose mit einer Universitätsausbildung bei der Jobsuche mobil sein. Dieses Kriterium soll laut Regierung nun für alle gelten. Beschäftigungsminister Troels Lund Poulsen will Arbeitslose dazu bringen, für einen Job auch umzuziehen. Auf familiäre Verhältnisse werde aber Rücksicht genommen, unterstreicht die Regierung; eine Zwangsumsiedlung werde es nicht geben, verspricht Poulsen.

Dem Sender TV2 zufolge will die Regierung damit einen Ausgleich im Land erzielen. In den Großstädten haben es Arbeitssuchende schwer, einen neuen Job zu finden, während die Chancen im Rest des Landes besser stehen. Zurzeit besteht eine Fahrtzeitgrenze. Ein Arbeitssuchender muss eine Stelle nicht annehmen, wenn er mehr als vier Stunden am Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein würde. Diese Grenze fällt im Vorschlag weg.

Weltfremder Entwurf“

Eine weitere Verschärfung: Kommt die Gesetzesänderung durch, erhält die arbeitsuchende Person sechs Wochen lang keine Bezüge, wenn sie den Job ablehnt. Ein Nein führt bisher zu einer Sperre von drei Wochen.

Ejner K. Holst, 2. Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes LO, kritisiert den Vorschlag scharf. Er sei von weltfremden Menschen geschrieben worden.

Der Tag von Arbeitnehmern mit Kindern werde zerrissen, bei langen Fahrtzeiten zur Arbeit sei es nicht möglich, Kinder in den Kindergarten zu bringen oder sie dort abzuholen.

3F Gegenargument aus Unternehmersicht

Für die Gewerkschaft 3F gibt es im gesamten Gesetzesentwurf positive Punkte, etwa wenn es um Fortbildungen geht. Sie kritisiert aber ebenfalls den Zwang, landesweit eine Arbeit annehmen zu müssen – und das mit einem Arbeitgeberargument. Mitglieder hätten berichtet, dass Unternehmer Arbeitsuchende aus weiter entfernten Landesteilen ablehnen, weil sie befürchten, dass diese sofort wieder kündigen, wenn sie etwas in der Nähe finden.

Mit Sorge betrachtet die Gewerkschaft den Versuch der Regierung, Strafen für Arbeitslose zu erhöhen. Niemand habe jemals eine Arbeit bekommen durch die Drohung, ärmer zu werden, so Gewerkschaftssekretär Søren Heisel.

Leif Lahn Jensen, beschäftigungspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten, mahnt, Minister Poulsen solle zuerst den Fachkräftemangel beheben, bevor er alle möglichen anderen Dinge lösen wolle.

Eine Anmerkung kommt auch von der Dänischen Volkspartei. Deren beschäftigungspolitischer Sprecher, Bent Bøgsted, regt in TV2 an, man solle Arbeitslosen einen festen Job anbieten, dann würden diese auch ihren Wohnort ändern.


 

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