„Carpaholics“ greifen ein

Angler „entführen“ Karpfen aus See in Nordjütland

Angler „entführen“ Karpfen aus See in Nordjütland

Angler „entführen“ Karpfen aus See in Nordjütland

Klokkerholm
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Foto: dpa

Die „Entführer“ aus den Reihen der Angelgruppe „Carpaholics“ sprechen von einer Rettungsaktion. Die Kommune plant, alle Karpfen aus dem See zu entfernen und auf einer Nerzfarm zu verfüttern.

Im nordjütländischen Klokkerholm haben sich am Dienstag „dramatische“ Szenen abgespielt. Mehrere erwachsene Männer „entführten“ aus dem örtlichen See einen riesigen Graskarpfen. Der Aufenthaltsort des gekidnappten Tieres ist weiter unbekannt.

Ausgangspunkt des hitchcockreifen Schauspiels ist ein Streit zwischen der Kommune Brønderslev und dem Angelverein Klokkerholm Sportfiskerforening. Die Kommune begann Anfang der Woche damit, den See trockenzulegen, um mit einem von der EU unterstützten Renaturierungsprojekt wieder eine natürliche Fisch- und Pflanzenvielfalt in dem See anzusiedeln. Dafür sollen alle Karpfen und andere unerwünschte Fischarten aus dem See entfernt werden.

Ein Vorhaben, das den Unmut des örtlichen Angelvereins auf sich zog. „Das ist einfach nur traurig. Der Klokkerholm Møllesø ist das beste Karpfengewässer in ganz Jütland“, so der Vorsitzende Torben Petersen zum Nachrichtensender TV2 Nord.

„Carpaholics“ greifen ein

Die Mitglieder des Vereins mussten schließlich hilflos mit ansehen, wie ihr Angelparadies trockengelegt wurde. Mehreren Vereinsmitgliedern blutete bei dem Anblick so das Herz, dass sie dieses kurz entschlossen in die Hand nahmen, sich einen der rund 80 Zentimeter großen Graskarpfen aus dem flachen Wasser schnappten, ihn in einen mit Wasser gefüllten Behälter legten und dann mit ihrem Transporter, der die Aufschrift „Carpaholics“ trägt, davonfuhren.

Die Pläne der Kommune sahen vor, dass der Karpfen, so wie seine Artgenossen, auf einer Nerzfarm verfüttert werden sollte.

„Rettungsaktion – keine Entführung“

„Das war eine Rettungsaktion, keine Entführung. Graskarpfen sollten das Recht haben zu leben“, sagte einer der „Kidnapper“ nach der Aktion zu TV2.

Die Kommune Brønderslev hatte 500.000 Kronen von der EU für die Renaturierungsmaßnahmen erhalten. Anstelle der Karpfen sollen in Zukunft Barsche und Hechte in dem See ausgesetzt werden. Der Angelverein hält von der Idee allerdings nichts. Er weist darauf hin, dass jedes Jahr Angler aus den Niederlanden, England, Frankreich und Deutschland nach Klokkerholm kommen, um in dem See auf Karpfen zu fischen. „Das ist unsere Existenzgrundlage, die hier zerstört wird, wenn die Karpfen verschwinden. Viele Angeltouristen bringen nur wegen ihnen viel Geld in unsere Kommune“, so Pedersen.

Offenes Ende

Die Männer von „Carpaholics“ weigern sich bis dato, den derzeitigen Aufenthaltsort des Karpfens preiszugeben. Somit bleibt vorerst offen, ob der Fisch in Zukunft in einem anderen See ein neues Zuhause finden wird oder aber doch noch als Nerz-Futter endet.

 

 

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