Geschichte

Als die Arbeitslosen auf die Kapitalisten losgingen

Als die Arbeitslosen auf die Kapitalisten losgingen

Als die Arbeitslosen auf die Kapitalisten losgingen

jt/ritzau
Kopenhagen
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Die Börse (r.) und Christiansborg in Kopenhagen. Foto: Adobe Stock

Revolutionäre Kräfte stürmten am 11. Februar 1918 die kapitalistische Hochburg in Kopenhagen – die Börse. Das 100-jährige Jubiläum wird mit einem Umzug gefeiert.

Der Klassenkampf wurde zu einem regulären Kampf, als im Februar 1918 Hunderte bewaffnete Arbeitslose die Börse in Kopenhagen stürmten und Aktionäre und Börsenmakler angriffen. Dieser Sturm sollte später in den Geschichtsbüchern als „Der Sturm auf die Börse“ Bekanntheit erlangen.

Was geschah?

„Der Sturm entstand, weil sich eine generelle Unzufriedenheit im äußersten linken Flügel des politischen Spektrums und insbesondere unter den Arbeitslosen verbreitete“, erklärt der Archivar des Arbeitermuseums in Kopenhagen, Jesper Jørgensen.

Die Arbeitslosen trafen sich an zwei Stellen in der Stadt und wollten dann in einem Protestmarsch Richtung Kødbyen laufen. Doch bei Christiansborg änderten sie ihre Meinung und stürmten die Börse, wo sie mit Schlagstöcken auf die Leute dort losgingen, so der Archivar. „Die Börse stand als ein Symbol für den Kapitalismus. Dort saßen die Reichen, die ihr Geld mit Aktien verdienten. Die Angreifer wollten auf die große Kluft zwischen Arm und Reich, die nach dem Ersten Weltkrieg noch verstärkt wurde, aufmerksam machen“, sagt Jørgensen.

Beim Angriff auf die Börse wurden mehrere der dort Arbeitenden schwer verletzt. Doch keiner wurde getötet, obwohl die Angreifer zum Teil auch im Besitz von Schusswaffen waren, so der Archivar. Auf die Frage, ob die Angreifer mit ihrem Sturm etwas erreicht haben, antwortet Jørgensen: „Erst nicht. Doch später wurde ihnen die Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages zugeschrieben.“

Das 100-jährige Jubiläum des Sturms auf die Börse wird in diesem Jahr mit einem Umzug durch dieselben Straßen wie zum damaligen Zeitpunkt gefeiert.

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