Fitnessgeräte-Anbieter

Peloton beruhigt Anleger mit niedrigen Kosten für Rückruf

Peloton beruhigt Anleger mit niedrigen Kosten für Rückruf

Peloton beruhigt Anleger mit niedrigen Kosten für Rückruf

dpa
New York
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Die vernetzten Peloton-Trainingsfahrräder wurden im Lockdown zum Verkaufsschlager. Mit einem Laufband hatte das Unternehmen weniger Glück. Foto: Mark Lennihan/AP/dpa

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Peloton gehört mit seinen Trainings-Bikes zu den Corona-Gewinnern. Doch jüngst wurde der Erfolg von einer Rückruf-Aktion überschattet. Das Unternehmen versucht, die Anleger zu beruhigen.

Der aufstrebende Fitnessgeräte-Anbieter Peloton rechnet mit überschaubaren finanziellen Folgen des flächendeckenden Rückrufs seiner Laufbänder. Im laufenden Vierteljahr werde der Umsatz dadurch insgesamt um 165 Millionen Dollar sinken, sagte Finanzchefin Jill Woodworth.

Auf die Aktie wirkte das wie ein Lebenselixier: Vor dieser Prognose lag sie im nachbörslichen Handel um bis zu sechs Prozent im Minus, zum Auftakt des US-Handels am Freitag stieg sie um rund neun Prozent.

In dem Ende März abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal fuhr Peloton zum zweiten Mal in Folge einen Milliarden-Umsatz ein. Die Erlöse erreichten 1,26 Milliarden Dollar (1,04 Mrd Euro) - nach rund 525 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum.

Unterm Strich schloss Peloton das Vierteljahr mit einem Verlust von 8,6 Millionen Dollar ab. Das Unternehmen hatte unter anderem 100 Millionen Dollar lockergemacht, um mit schnelleren Transporten per Flugzeug und Schiff Lieferverzögerungen zu beheben. Außerdem kaufte Peloton einen US-Fertiger, um die Produktion im Land aufzustocken.

Peloton, bekannt vor allem für vernetzte Trainings-Bikes, war seit Beginn der Corona-Pandemie angesichts geschlossener Fitnessstudios rasant gewachsen. Zum Geschäftsmodell der Firma gehört, neben hochpreisigen Geräten auch monatliche Abos für Trainingsstunden zu verkaufen. Diese Abo-Erlöse stiegen im Jahresvergleich um 144 Prozent auf 239,4 Millionen Dollar. Peloton hat jetzt gut zwei Millionen Abo-Kunden. Zuletzt trainierten sie auf ihren Geräten im Schnitt 26 Mal im Monat - nach nur 17,7 Mal vor einem Jahr.

Peloton hatte am Mittwoch den Rückruf seiner beiden Laufband-Modelle bekanntgegeben. Das über 4000 Dollar teure Laufband Tread+ wurde als gefährlich eingestuft, weil Kinder unter die hintere Walze des Laufbands gezogen werden könnten. Beim etwas günstigeren Modell Tread könne der Bildschirm abbrechen und Nutzer verletzen, warnten Peloton und die Verbraucherschutz-Behörde CPSC. In Deutschland verkauft Peloton die Laufbänder nicht, sondern beschränkt sich auf seine Trainings-Bikes.

Auch insgesamt hatten die Laufbänder erst einen überschaubaren Anteil am Peloton-Geschäft. Durch den Stopp ihres Verkaufs werde der Umsatz um 105 Millionen Dollar sinken, hieß es. Bei den Abo-Erlösen rechnet die Firma mit einem Rückgang um zehn Millionen Dollar - und hält 50 Millionen Dollar für Rückkäufe bereit. Das günstigere Tread-Laufband hatte Peloton zunächst nur in Großbritannien und Kanada verkauft, der Marktstart in den USA war für Mai geplant. Bei diesem Modell müssten lediglich andere Schrauben für das Display verwendet werden, sagte Firmenchef John Foley. Bei Tread+ seien dagegen Änderungen im Produktionsprozess nötig.

Peloton droht zugleich eine Klagewelle wegen der Laufbänder. Etliche Anwaltskanzleien trommeln Mandanten für Massenverfahren zusammen, die ersten Sammelklagen wurden bereits bei US-Gerichten eingereicht. Neben betroffenen Kunden rufen Anwaltskanzleien auch Aktionäre auf, sich an den Verfahren zu beteiligen, um Schadenersatz für angeblich wegen der Sicherheitsmängel entstandene Kursverluste einzuklagen.

Vor dem Rückruf hatte die Peloton-Aktie bei 98 Dollar notiert, dann stürzte auf gut 82 Dollar ab. Mit der Erholung am Freitag rückte sie wieder auf mehr als 90 Dollar vor.

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