Kriminalität

Pandemie setzt Geldfälschern zu: Deutlich weniger Falschgeld

Pandemie setzt Geldfälschern zu: Deutlich weniger Falschgeld

Pandemie setzt Geldfälschern zu: Deutlich weniger Falschgeld

dpa
Frankfurt/Main
Zuletzt aktualisiert um:
Prüfender Blick: Wegen den Corona-Einschränkungen ist weniger Falschgeld im Umlauf. Foto: Andreas Arnold/dpa/Illustration

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Harte Zeiten für Geldfälscher: Volksfeste und Jahrmärkte finden in der Corona-Pandemie kaum noch statt, Blüten lassen sich schwerer unter die Leute bringen. Doch Kriminelle finden immer noch Wege.

Die Corona-Pandemie hat Geldfälscher im vergangenen Jahr ausgebremst. «Corona schadet nicht nur dem Ehrlichen, Corona macht auch dem Fälscher das Leben schwerer», bilanzierte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann.

Wegen der Corona-Einschränkungen ließ sich Falschgeld schwerer unters Volk bringen, zum Beispiel auf Weihnachtsmärkten oder Volksfesten, wo meist mit Bargeld bezahlt wird. Zudem wurde an Grenzen häufiger kontrolliert.

Polizei, Handel und Banken zogen im vergangenen Jahr in Deutschland 41.950 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr. Das waren 28,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Schaden verringerte sich deutlich um gut ein Drittel (34,5 Prozent) auf 1,9 Millionen Euro. Das ist der niedrigste Stand seit dem Jahr der Euro-Bargeld-Einführung 2002 mit damals rund 900.000 Euro Schaden.

Bei einem Großteil der Fälschungen handelte es sich wie schon im Vorjahr um Scheine, die im Internet unter den Begriffen «Movie Money» oder «Prop copy» als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden. Sie haben keinerlei Sicherheitsmerkmale und sind eigentlich leicht als unechte Scheine zu erkennen. Immerhin fiel der Anteil von «Movie Money» am gesamten Falschgeldaufkommen in Deutschland von 30 Prozent auf knapp 22 Prozent. «Ich vermute, dass die Menschen inzwischen stärker darauf achten», sagte Beermann.

Auch wenn die Pandemie den Absatz von gefälschten Scheinen erschwert, finden Kriminelle immer noch Wege, zum Beispiel über das Darknet. Erst kürzlich durchsuchte die Polizei 29 Wohnungen in elf Bundesländern im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen 27 Verdächtige, die über diesen versteckten Teil des Internets oder verschlüsselte Messengerdienste Falschgeld gekauft haben sollen.

Weniger Blüten in EU sichergestellt

In Europa insgesamt sank die Zahl der sichergestellten Euro-Blüten im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit fast 20 Jahren. Die Euro-Notenbanken registrierten nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) 347.000 falsche Scheine und damit etwa ein Viertel (24,6 Prozent) weniger als im ersten Corona-Jahr. Lediglich im Jahr der Euro-Bargeld-Einführung 2002 wurden mit damals 167.000 Blüten weniger Fälschungen aus dem Verkehr gezogen. Das Schadensvolumen für ganz Europa verringerte sich binnen Jahresfrist von 21,5 Millionen Euro auf nun 17,5 Millionen Euro. Das ist der niedrigste Stand seit 2002 mit seinerzeit 9,4 Millionen Euro Schaden durch Falschgeld.

Wie sich die Falschgeldzahlen in den nächsten Jahren entwickeln werden, lässt sich Beermann zufolge nicht seriös vorhersagen. «Das hängt von vielen Faktoren ab. Wir wissen nicht genau, was die Entwicklung im vergangenen Jahr vor allem gebremst hat: Der Ausfall von Volksfesten und ähnlichen Veranstaltungen, auf denen viel in bar bezahlt wird, oder die verstärkten Grenzkontrollen und Logistikprobleme.»

Mit neuen Sicherheitsmerkmalen haben die Währungshüter die europäische Gemeinschaftswährung in den vergangenen Jahren fälschungssicherer gemacht. Im Laufe der Zeit werden die Fälschungen der überarbeiteten Scheine allerdings besser. So zerschlugen Ermittler im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen und Neapel einen Geldfälscher-Ring mit Verbindungen zur italienischen Mafia. Die Gruppe soll den neuen 100-Euro-Schein bereits ein halbes Jahr nach dessen Ausgabe als qualitativ hochwertige Fälschung auf den Markt gebracht haben.

Qualität der Imitationen besser

«Die Qualität der Imitationen ist etwas besser geworden, da Fälscher jetzt schon länger mit den neuen Scheinen der Europa-Serie experimentieren konnten», sagte Beermann. «Je länger es die Scheine gibt, umso eher gelingt es Fälschern, besser zu werden. Gleichwohl gilt: Durch Fühlen-Sehen-Kippen kann man jede Fälschung erkennen.»

Langfristig müssen sich die Menschen im gemeinsamen Währungsraum ohnehin auf neue Banknoten einstellen. Die EZB hat einen Prozess zur Neugestaltung der Scheine angestoßen. Die Bevölkerung soll dabei ausführlich mitreden. Bis es tatsächlich überarbeitete Scheine gibt, wird es aber noch Jahre dauern: Der EZB-Rat soll 2024 über die Herstellung neuer Banknoten entscheiden und darüber, wann diese in Umlauf gebracht werden könnten.

«Ich begrüße es sehr, dass die Öffentlichkeit in den Prozess mit einbezogen wird», sagte Beermann. «Ich finde es gut, wenn über das Design von Geldscheinen gesprochen wird, wenn auch wieder neue Geldscheine kommen. Ein solcher Prozess ist sehr lobenswert.»

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