Verbraucherpreise

Inflation auf höchstem Stand seit fast zehn Jahren

Inflation auf höchstem Stand seit fast zehn Jahren

Inflation auf höchstem Stand seit fast zehn Jahren

dpa
Wiesbaden
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Für Energie mussten die Verbraucher im Mai besonders tief in die Tasche greifen. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

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Energie kostet im Mai deutlich mehr als im Krisenfrühjahr 2020. Das heizt die Inflation insgesamt an. Ökonomen rechnen mit einem weiteren Anstieg der Verbraucherpreise im Laufe des Jahres.

Die Inflation in Deutschland ist im Mai auf den höchsten Stand seit fast zehn Jahren gestiegen. Angeheizt vor allem von höheren Energiepreisen lag die Jahresteuerungsrate nach vorläufigen Berechnungen bei 2,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Es war den Angaben zufolge der höchste Stand seit September 2011 mit damals ebenfalls 2,5 Prozent. Seit dem Auslaufen der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung Ende vergangenen Jahres sind die Verbraucherpreise damit den fünften Monat in Folge gestiegen.

Besonders tief in die Tasche greifen mussten Verbraucher im Mai 2021 für Energie, die sich binnen eines Jahres deutlich um 10,0 Prozent verteuerte. Zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 waren die Rohölpreise wegen geringer Nachfrage auf dem Weltmarkt zeitweise eingebrochen. Seitdem haben sie sich wieder erholt.

Zudem lässt die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid (CO2), das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht, die Preise fürs Heizen und Tanken klettern. Nahrungsmittel verteuerten sich im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,5 Prozent, Dienstleistungen um 2,2 Prozent.

Von April auf Mai 2021 stiegen die Verbraucherpreise insgesamt um 0,5 Prozent.

Ökonomen zufolge könnte die Inflation im Laufe des Jahres auf deutlich über 3 Prozent steigen. «Allerdings sind hierfür größtenteils temporäre Effekte verantwortlich, so dass für das kommende Jahr wieder mit merklich niedrigeren Raten zu rechnen ist», argumentierte Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner.

Die monatlichen Wasserstandsmeldungen sollten nicht überinterpretiert werden, mahnte Jörg Zeuner, Chefökonom des Fondsanbieters Union Investment. Nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, ist der «Spuk» im kommenden Jahr vorbei. «Deutschland, aber auch die Eurozone als gesamtes, werden längerfristig eher mit zu niedrigen als mit zu hohen Teuerungsraten zu kämpfen haben. Das weiß auch die EZB.»

Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen. Trotz Nullzinspolitik und Geldschwemme wird das Ziel seit Jahren verfehlt.

Allerdings zieht auch in anderen Ländern des Euroraumes die Inflation nach Angaben der jeweiligen Statistikämter aktuell an. In Spanien erhöhten sich die nach europäischer Methode erhobenen Lebenshaltungskosten im Mai um 2,4 Prozent zum Vorjahresmonat. In Italien stiegen die Verbraucherpreise (HVPI) um 1,3 Prozent. Dies ist die höchste Jahresinflationsrate seit November 2018. In Deutschland lag der für die EZB-Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI im Mai 2,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Ökonomen rechnen damit, dass die Inflation im Euroraum im Mai das EZB-Ziel erreichen könnte. Umstritten ist, ob sich die Verbraucher auf nachhaltig steigende Preise einstellen müssen. Europas Währungshüter betrachten den Teuerungsschub als zeitweilig und verweisen auf Sonderfaktoren wie den Anstieg der Energiepreise.

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