Deutsche Minderheit

„Mein Austausch war das schönste Jahr meines Lebens!“

„Mein Austausch war das schönste Jahr meines Lebens!“

„Mein Austausch war das schönste Jahr meines Lebens!“

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Katharina Hindrichsen Kley ist Schülerin am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig. Des Weiteren engagiert sie sich in der politischen Vertretung der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

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Mit dem Minderheitenmedium den Kontakt zur Heimat halten. Bei der Digitalisierung des „Nordschleswigers" bringen wir eine Reihe von Artikeln über deutsche Nordschleswiger, die aus weiter Ferne über unsere Online-Zeitung das Alltagsgeschehen in Nordschleswig mitverfolgen. Katharina Hindrichsen Kley stieg vor einigen Jahren auf die Webseite um.

Katharina Hindrichsen Kley ist mit der Tageszeitung „Der Nordschleswiger“ groß geworden. Die 17-Jährige aus Örstedt (Ørsted) bei Sommerstedt (Sommersted) hatte keine Probleme damit, sich auf das Netzmedium umzustellen. Katharina Hindrichsen Kley nutzt das Online-Angebot des „Nordschleswigers" seit Anbeginn des Digitalisierungsprojekts. Während ihres Austauschjahres in Uruguay informierte sie sich per Mausklick über das Geschehen in der Heimat. Dabei sei es vorgekommen, dass sie über Sachen, die sich in Nordschleswig ereigneten, und auf die ihre Mutter sie aufmerksam machte, längst gelesen hatte, erzählt Katharina Hindrichsen Kley und lächelt.

„Nordschleswiger“ digital lesen in Uruguay

Als Kind habe sie die Zeitung sporadisch gelesen. „Digital lese ich jetzt viel mehr im ,Nordschleswiger‘. Das ist natürlich auch deswegen, weil mich die Themen inzwischen mehr interessieren“, sagt Katharina Hindrichsen Kley. Sie ist seit August 2020 am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN), fast zeitgleich wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Jungen Spitzen. Die Jungen Spitzen sind die Jugendorganisation der Schleswigschen Partei (SP) unter dem Dach des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN).

Schneegestöber in Apenrade statt warmes Klima in Montevideo - Katharina Hindrichsen Kley kehrte im Juli 2020 aus Uruguay nach Dänemark zurück. Foto: Karin Riggelsen

Meinung kundtun

Sie habe sich schon in der achten oder neunten Klasse der Jugendorganisation angeschlossen. „Ich sage gerne meine Meinung zu politischen Sachen. Das bin ich von zu Hause gewohnt. Wir haben immer über politische Themen geredet. Mein älterer Bruder ist auch Vorstandsmitglied der Jungen Spitzen“, erzählt Katharina Hindrichsen Kley, deren Vater, Hans-Iver Kley, Vorsitzender des SP-Ortsvereins in der Kommune Hadersleben (Haderslev) ist.

Die 17-Jährige, die im Schulwohnheim (Internat) des DGN lebt, wenn die Richtlinien des Corona-Lockdowns dieses zulassen, sei auch bereit, sich als SP-Kandidatin in der Kommune Apenrade aufstellen zu lassen. Bei der Kommunalratswahl im November 2021 hätte sie das Wählbarkeitsalter von 18 Jahren erreicht, erklärt die junge Frau, die, wenn sie 2023 ihr Abitur geschrieben hat, einen Studiengang in Kopenhagen oder Berlin anpeilt. „Ich würde gerne internationale Politik oder Wirtschaft studieren in Kopenhagen oder Berlin. Aber das kommt auf ganz viele Sachen an, und wo ich da bin in meinem Leben“, sagt die weltoffene Minderheitendeutsche.

Katharina Hindrichsen Kley (l.) mit ihrer Gastmutter Laura Mondelli und ihrer Gastschwester Martina (r.) Foto: Privat

Ohne Sprachkenntnisse ab ins Auslandsjahr

Dass sich Katharina Hindrichsen Kley nach dem Abschluss an der deutschen Schule in Hadersleben (DSH) dazu entschloss, vor dem Gymnasium ein Auslandsjahr einzulegen, hing unter anderem damit zusammen, dass sie gerne Spanisch lernen wollte. Ohne jegliche Sprachvorkenntnisse reiste sie in ihrem Austauschjahr nach Uruguay. Rund 30 Kilometer von der Hauptstadt Montevideo entfernt, lebte sie elf Monate lang bei ihrer Gastfamilie. Mit ihren Gasteltern und der gleichaltrigen Gastschwester Martina sprach sie zunächst Englisch. Nach etwa drei Wochen stellten sich alle darauf ein, die Hauptsprache des Landes, Spanisch, zu reden. Für Katharina Hindrichsen Kley bedeutete das, dass sie die neue Sprache von Grund auf lernte.

Bis zum November 2019 besuchte sie die örtliche Schule, danach wechselte sie an eine deutsche Privatschule in Montevideo. Als Uruguay Anfang 2020 von der weltweiten Corona-Pandemie erfasst wurde, waren Katharina und ihre Mitschüler und Mitschülerinnen gerade aus den Sommerferien zurückgekehrt. „Alles lief super. Es war Sommer, ich fand mich gut zurecht in der neuen Kultur und an der Privatschule, und ich hatte neue Freunde gefunden“, erinnert sich Katharina. Ihre Austauschorganisation „ASF Interkultur“ bot zwar an, das Austauschjahr vorzeitig abzubrechen, die Nordschleswigerin und ihre Eltern entschlossen sich aber, den Aufenthalt eigenständig und wie urpsrünglich geplant, bis zum Juli 2020 zu verlängern.

„Meine Gastfamilie wollte mich auch gerne behalten“, so die junge Frau. Die Privatschule habe Online-Unterricht durchgeführt, und sie habe die letzten Monate in dem südamerikanischen Land ohne Corona-Erkrankung verlebt. Die Privatschule sei nicht, wie es bei den Minderheitenschulen in Nordschleswig der Fall ist, ein Teil einer deutschen Minderheit. „Es ist eine Privatschule, und es wird vorwiegend Spanisch gesprochen“, erklärt Hindrichsen Kley.

Katharina Hindrichsen Kley erwägt, nach dem Abitur in Kopenhagen oder Berlin zu studieren. Foto: Karin Riggelsen

Spanisch auf hohem Niveau

Damit ihre Spanisch-Kenntnisse nicht verloren gehen macht die 17-Jährige ein Selbststudium am Gymnasium. Das Eigenstudium auf höchstem Niveau wird sie voraussichtlich im Frühsommer 2022 mit einer Prüfung abschließen. „Spanisch ist eine fantastische Sprache. Ich habe das Gefühl, dass sich mein allgemeines Sprachverständnis verbesserte. Ich kann jetzt italienische und portugiesische Texte verstehen“, sagt die tatkräftige Nordschleswigerin.

Deutsche Minderheit ein wichtiger Ausgangspunkt

„Mein Austausch war das schönste Jahr meines Lebens!“, stellt Katharina Hindrichsen Kley fest. Sie möchte gerne irgendwann Südamerika und ihre Gastfamilie besuchen. Obwohl die gebürtige Örstedterin sich auf internationaler Ebene bewegen möchte, werden die deutsche Minderheit und der Landesteil Nordschleswig immer ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens bleiben, versichert sie. Die damalige Umstellung von Dänemark nach Uruguay sei ihr erstaunlich leichtgefallen, sagt Katharina Hindrichsen Kley, die sich auch daran erinnert, dass sie relativ reibungslos in den Alltag in Nordschleswig zurückfand.     

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