Gedenken 102 Jahre später

Kranzniederlegung für russische Kriegsgefangene in Tondern

Kranzniederlegung für russische Kriegsgefangene in Tondern

Kranzniederlegung für russische Kriegsgefangene in Tondern

Tondern/Tønder
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Die drei Grabsteine der russischen Kriegsgefangenen Foto: Lokalhistorisches Archiv in Tondern

Vor 102 Jahren kamen zwei russische Kriegsgefangene in der Nähe von Tondern ums Leben. Nun wird der Soldaten des Ersten Weltkriegs gedacht.

Auf dem Tonderner Friedhof wird es Freitag, 25. Oktober, um 14 Uhr auf Initiative des lokalhistorischen Vereins für die alte Kommune Tondern zu einer Kranzniederlegung kommen. Gedacht wird dreier russischer Kriegsgefangener aus dem Ersten Weltkrieg, die in Tondern ihre letzte Ruhe fanden. 

Tod an der Bahn

Zwei kamen im Oktober 1917 entlang der Tondern-Tingleff-Bahn ums Leben. Die „Tondernsche Zeitung“ schrieb am 26. Oktober 1917 von einem traurigen Selbstmord. Der umgekommene Soldat soll auf einem der umliegenden Höfe in Quartier gelegen haben. Seine zerstückelte Leiche wurde auf der Station zwischen Terkelsbüll/Terkelsbøl und Bülderup-Bau/Bylderup Bov gefunden.

Der einige Tage später gefundene Leichnam seines Landsmanns lag am Bahn-Damm. Über seinen angeblichen Freitod berichtete die „Tondernsche Zeitung“ am 29. Oktober. 

Gefangene auf der Flucht

Sie sollen sich auf der Flucht aus einem Gefangenenlager gen Norden bis zur damaligen Grenze an der Königsau befunden haben. 

Dennoch wird nun ausgeschlossen, dass die beiden Russen Selbstmord verübt haben. Das haben Recherchen von Edith Haarck, freiwillige Mitarbeiterin des lokalhistorischen Archivs in Tondern, ergeben. Nun wird vermutet, dass sie auf ihrer Flucht einen Strom durchschwommen haben. Auf dem Weg zum Bahn-Damm sollen sie vom Zug überrascht worden sein. 

Aus welchem Kriegsgefangenenlager die beiden Soldaten geflüchtet waren, konnte nicht ermittelt werden. Im westlichen Teil Nordschleswigs gab es unter anderem in Lügumkloster/Løgumkloster, Döstrup/Døstrup, Reisby/Rejsby, Osterlinnet/Østerlinnet, Berndrup und Mögeltondern/Møgeltonder Lager. Soldaten mussten unter anderem auch auf dem Hof Røj in der Landwirtschaft arbeiten. Schon bei Kriegsbeginn kamen 4.000 russische Gefangene auf dem Bahnhof in Tingleff an. 

Auf dem Tonderner Friedhof steht auch ein dritter Gedenkstein für einen umgekommenen Russen, der im November 1918 in Böglum verstarb. 

Ursprünglich wurde angenommen, dass es sich um Gefangene des Zweiten Weltkriegs handelte. Die beiden an der Bahn umgekommenen Soldaten bekamen erst 1957 ihre offiziellen Grabsteine.

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