Landwirtschaft

Durch die ehrgeizigen Klimaziele kommt einiges auf die Landwirte zu

Durch die ehrgeizigen Klimaziele kommt einiges auf die Landwirte zu

Ehrgeizige Klimaziele: Es kommt einiges auf die Landwirte zu

Osterhoist/Øster Højst
Zuletzt aktualisiert um:
Der viele Niederschlag im Herbst erschwerte die Feldarbeiten. Foto: Monika Thomsen

Die Bauern befürchten, dass ihre Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigt wird. Aus der LHN-Bilanz in Osterhoist ging hervor, dass das Jahr 2019 bessere Bedingungen für die meisten dänischen Landwirte brachte.

Der Wechsel hin zur sozialdemokratischen Regierung im Juni 2019 nahm im Jahresbericht des Vorsitzenden des Kreisvereins West des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, Harro Marquardsen, eine Rolle ein.

„Der Regierungswechsel Mitte Juni spielt nicht gerade den Landwirten in die Karten. Die Landwirtschaftsverbände befürchten, dass zu ehrgeizige Klimaziele die Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigen werden. Bei dem Satz ‚Dänemark muss Vorreiter in Sachen Klimaschutz und grüne Energie sein‘, läuft es mir eiskalt den Rücken runter", sagte Marquardsen auf der Generalversammlung in Osterhoist. 

Auslagerung könnte die Konsequenz sein

„Produktionsbegrenzungen würden nur dazu führen, dass die Produktion aus Dänemark in andere Länder mit geringeren Auflagen ausgelagert werden. Darum müsste die Klimadebatte meines Erachtens global betrachtet werden. Ich fürchte, da kommt noch viel auf uns zu“, meinte Marquardsen.

Blick auf die Versammlung
Der Vorsitzende Harro Marquardsen (r.) und Versammlungsleiter Uwe Matzen während der Aussprache. Foto: Monika Thomsen

 

Er ging auf den historisch trockenen Sommer 2018 ein, der wie auch niedrige Preise für ihre Waren, den dänischen Bauern 2018 besonders zugesetzt und viele von ihnen über den wirtschaftlichen Abgrund gestoßen habe.

Allein 300 Landwirte und ihre Familien haben 2018 ihre Höfe aufgeben und Konkurs anmelden müssen. Rund 6,4 Milliarden Kronen hat das Jahr 2018 den dänischen Landwirten gekostet und viele hatten Probleme, die liquiden Mittel zu erwirtschaften, um im Jahr 2019 weitermachen zu können.

Harro Marquardsen, Vorsitzender des Kreisvereins West

„Allein 300 Landwirte und ihre Familien haben 2018 ihre Höfe aufgeben und Konkurs anmelden müssen. Rund 6,4 Milliarden Kronen hat das Jahr 2018 den dänischen Landwirten gekostet und viele hatten Probleme, die liquiden Mittel zu erwirtschaften, um im Jahr 2019 weitermachen zu können."

2019 verbesserte sich die Lage

„Bei den Schweineproduzenten hing damals jeder vierte am Tropf der Banken. Wie wir jetzt wissen, hat sich die Lage im vergangenen Jahr drastisch zum Besseren verändert“, so Marquardsen, der sich auch den Witterungsbedingungen im vergangenen Jahr widmete.

Der Winter 2018/2019 habe wenig Schnee und Frost gebracht, sodass die Frühjahrsbestellung zeitig und unter guten Bedingungen abgeschlossen werden konnten. Der erste und zweite Grasschnitt habe den Milchbauern gute Erträge gebracht.

Regenmangel im Juni

Auf den kalten Mai folgte für den Landesteil Nordschleswig ein Juni, in dem sich der Regenmangel bemerkbar machte. „Dieser zog sich mehr oder weniger durch den ganzen Sommer. Glücklicherweise waren die Temperaturen nicht so hoch, sodass das Beregnen mehr Sinn ergab. Es war aber schon frustrierend, wenn man hören und lesen konnte, dass in weiten Teilen Dänemarks keine Trockenheit herrschte“, sagte der Vorsitzende.

„Als der Regen dann im August auch in Nordschleswig ankam, war schon der Großteil der Ernte unter Dach und Fach. Es wurde eine gute Ernte mit Erträgen, die 10 bis 15 Prozent über dem Durchschnittswert lagen.

Kartoffeln in einem Haufen
Der anhaltende Regen im Herbst stellte vor allem die Kartoffelbauern vor eine Herausforderung, um die Erdäpfel vom Feld zu holen. Foto: Monika Thomsen

Geduldsprobe für Mais- und Kartoffelbauern

Der massive Regen, der Anfang September einsetzte, wurde für die Mais- und Kartoffelernte zur Geduldsprobe. Besonders die Kartoffelbauern standen vor großen Herausforderungen. Auch das Drillen der Wintersaat wurde stark beeinträchtigt. Es sieht so aus, als ob das Wetter mehr extrem wird und so die Pünktlichkeit bei den Feldarbeiten in Zukunft sehr wichtig ist“, stellte Marquardsen fest.

Das Reinigen der Wasserläufe werde in Zukunft noch wichtiger. „In der Kommune Tondern haben wir eine verhältnismüßig gute Zusammenarbeit mit den Behörden. In Apenrade aber sieht es ganz anders aus.“

„Ein gutes Jahr für die Schweinebauern"

Das Jahr 2019 sei ein sehr gutes Jahr für die Schweinebauern gewesen. „Wenn die Prognosen halten, wird 2020 noch besser. Es wäre natürlich besser, wenn der Hintergrund der guten Preise nicht die Schweinepest in China wäre. Nichts destotrotz ist es doch erfreulich, dass der Schweinesektor zurzeit ordentlich Schulden tilgen kann. Das kann sehr schnell wieder vorbei sein".

„Auch die Milch- und Pflanzenbauern haben ein vernünftiges Jahr hinter sich mit stabilen Milch- und Getreidepreisen. Nur die Nerzbauern haben es schwer und eine große Besserung ist nicht in Sicht. Da werden noch einige Produzenten aufgeben müssen“, berichtete der Vorsitzende. Im Anschluss wurden die Wolfsproblematik und der Wildschweinzaun aus dem Kreis der 23 Teilnehmer angeschnitten.

Die Schweinepest ist ein sehr ernstes Problem

Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, Jørgen Popp Petersen, erklärte, dass der Verein öffentlich gegen den nun errichteten Wildschweinzaun votiert und für eine mobile Lösung plädiert hatte. „Die Lage ist katastrophal, dort wo die Schweinepest ausbricht. Der Zaun ist eine umstrittene Sache. In der bestehenden Lage wäre es Unsinn, ihn zu entfernen. Das Problem afrikanische Schweinepest ist leider sehr, sehr ernst“, so Popp, der auf den Ausbruch in Polen zwölf Kilometer östlich von der deutschen Bundesgrenze hinwies.

Die Vorstandsmitglieder Harro Marquardsen, Dirk Matzen und Jørn Andersen wurden wiedergewählt. Den Posten als Revisor übernimmt Hermann Lorenzen.

Der Vorstand:
• Harro Marquardsen
• Dirk Matzen
• Jørn Andersen
• Uwe Matzen
• Lars Detleffsen
• Niels Sørensen
• Timm Lorenzen

Nach Kaffee und Torte gewährte LHN-Direktor Tage Hansen einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen des landwirtschaftlichen Beratungscenters in Tingleff/Tinglev. Popp Petersen widmete sich unter anderem dem Thema der regenerativen Energien. Hingewiesen wurde auf die Hauptversammlung des Verbandes, die am Dienstag, 25. Februar, 19 Uhr, im Beratungscenter stattfindet.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“