Umwelt

Stress in der Natur: Hasen wandern in Ortschaften ein

Stress in der Natur: Hasen wandern in Ortschaften ein

Stress in der Natur: Hasen wandern in Ortschaften ein

Apenrade/Aabenraa
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In kleineren Orten wie in Hoyer sind Hasen auch mitten iim Siedlungsbereich rund um die Kirche zu sehen, wo sie offenbar ungestört Futter finden. Foto: Volker Heesch

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Neue Bürgerforschungsprojekte in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft sollen den Umzug der einst typischen Bewohner der Agrarlandschaft beleuchten. Ehrenamtliche liefern Daten auch zu Vorkommen weiterer Tierarten und Pflanzen in Städten, Dörfern und Sommerhausgebieten.

Vor eineinhalb Jahren hat der dänische Naturschutzverein „Danmarks Naturfredningsforening“ bereits im Rahmen eines Bürgerforschungsprojektes über einen Trend berichtet, dass in Dänemark früher als Lebewesen der freien Natur oder der Agrarlandschaft bekannte Arten in menschlichen Siedlungen und drumherum häufiger zu beobachten sind.

Umzug der Hasen wird erforscht

Die Zeitung „Jyllands-Posten“ berichtet, dass die Biologin der Universität Aarborg, Hanne Lyngholm Larsen, ein neues Forschungsprojekt gestartet hat, um herauszufinden, in welchem Umfang Arten wie der Feldhase in Siedlungsbereiche „umgezogen“ sind. „Seit Jahrzehnten befinden sich die Hasen in der Agrarlandschaft mit einförmigen, intensiv genutzten Feldern mit Spritzmitteleinsatz auf dem Rückzug“, so Lyngholm Larsen gegenüber „Jyllands-Posten“.

Ursprünglich Steppenbewohner

Es haben sich auch nach Erkenntnissen des Bürgerforschungsprojektes des Naturschutzverbandes richtige Stadthasenbestände entwickelt. Aber auch in Dorfbereichen, Ferienhausgebieten und öffentlichen Grünflächen sind die Feldhasen, ursprünglich sind es Steppenbewohner, teilweise zu Dauergästen geworden. Seit der Bronzezeit leben Hasen in Mitteleuropa bereits in der Kultur-Agrarlandschaft.  

Infos von Bürgern gefragt

Die Biologin hofft, über ihre E-Mail-Adresse, hannel@bio.auu.dk, Informationen aus der Bevölkerung zu bekommen, wie groß die „Stadthasen“-Bestände inzwischen geworden sind. Es soll kartiert werden, wie viele Hasen sich innerhalb eines Abstandes von 100 Metern zu den Gebäuden in Aarhus und Aalborg aufhalten. Die Biologin geht einmal von der Annahme aus, dass „Wildnisse“ in Siedlungsbereichen für Hasen ein besseres Nahrungsangebot aufweisen als intensiv genutzte Agrarlandschaften.

Außerdem sei es möglich, dass den Hasen in der Nähe der Menschen weniger Gefahren drohten als in der freien Natur. Mitunter werden die Stadthasen recht zahm.

Straßenverkehr spielt eine Rolle

Allerdings dürften auch weitere Faktoren wie der für viele Hasen in Stadt und Land oft tödliche Straßenverkehr, Gefahren für Junghasen durch streunende Katzen oder Hunde auf dem Lande und in der Stadt, aber auch die Jagd eine Rolle spielen. Die Biologin berichtet, dass die Verkehrsgefahren in den Ortsbereichen für Hasen vermutlich geringer sind als auf dem Lande, weil die Autos meist langsamer fahren.

Die Kommunen in Nordschleswig reduzieren in jüngster Zeit den Mäheinsatz auch an Straßen, um die Natur zu entlasten. Doch in den oft milden Wintern wuchert die Vegetation dort weiter, sodass aus Verkehrssicherheitsgründen noch spät im Jahr Maschinen eingesetzt werden. Foto: Volker Heesch

 

Hasen fressen Unkräuter

Es sei auch davon auszugehen, dass die Hasen, die sich mehr von Wildkräutern, oft auch als Unkraut auf Feldern fast vollständig weggespritzt, als von Nutzpflanzen ernähren, heute besonders gute Nahrungsangebote in Gewerbegebieten und Anlagen finden. Interessant dürfte sein, wie sich die auch in den nordschleswigschen Kommunen eingeführte naturfreundlichere Pflege der öffentlichen Grün- und Verkehrsflächen auf die Tierwelt auswirkt.

 

In Gebieten wie der Tonderner Marsch gibt es viele Feldhasen, sie profitieren von der dort vorherrschenden Weidewirtschaft wie bei den abgebildeten Schafen als „Deichrasenmäher“. Foto: Volker Heesch

 

In jüngster Zeit hieß es meistens, selteneres Mähen, das Blütenpflanzen und Insekten zugutekommt, würde vielen Vogelarten bessere Lebensbedingungen verschaffen. Es bleibt abzuwarten, ob nach Stadthasen, mitunter auch Stadtfüchsen, in einigen Jahren noch weitere Arten Stadtluft schnuppern wollen.   

 

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