Vor 100 und vor 50 Jahren

Chronik: Sinnlose Gesetze und sitzende Mädchen

Chronik: Sinnlose Gesetze und sitzende Mädchen

Chronik: Sinnlose Gesetze und sitzende Mädchen

Jürgen Ostwald
Jürgen Ostwald Freier Mitarbeiter
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Mit einer Denkschrift des Kopenhagener Ingenieurs B. Heise ist der Haderslebener Damm vor 50 Jahren verstärkt in das Aufgabenfeld der Umweltschützer gerückt worden, wie unsere Meldung vom 31. Oktober 1972 bestätigt. Die Naturschutzbewegung in Nordschleswig, die um 1900 in Schleswig-Holstein sehr rege war, hatte den Haderslebener Damm aber schon viel früher im Blick gehabt und so die Voraussetzungen für die späteren Unternehmungen bereitgestellt. Foto: Annika Zepke

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Was hat im Oktober vor 100 und vor 50 Jahren für Schlagzeilen gesorgt? Jürgen Ostwald hat im Archiv die Zeitungen durchforstet und aufgelistet, was die Menschen 1922 und 1972 bewegt hat.

Foto: DN

Montag, 2. Oktober 1922
Sonderburg
Im „Kosmorama“ wird ab heute ein Film der Nordisk Film Kompagni „Das Mädchen von der Südseeinsel“ vorgeführt, ein Film, der sich gegen die unduldsame „Überkultur der Gesellschaft“ wendet und die aus dem Leben geschaffene Geisteskultur höher stellt, alles in Form einer Reihe von prächtigen Bildern.

Filmplakat zum Stummfilm „Das Mädchen von der Südseeinsel“, der auch in deutschen Kinos gezeigt wurde. Foto: Dansk Plakatmuseum, Aarhus

Der Stummfilm „Pigen fra Sydhavsøen“ wurde nicht nur in Sonderburg, sondern im ganzen Königreich gespielt. Er stammt von dem bekannten und damals viel beschäftigten Regisseur A. W. Sandberg, der, 1887 in Viborg geboren, seit 1920 auch mehrfach in Berlin arbeitete und 1938 in Bad Nauheim starb. Seine zahlreichen Filme gelten in der Filmgeschichte nicht sehr viel, auch sein Südsee-Film hatte in Dänemark wie in Deutschland wenig Erfolg, nahm es doch auch ein Thema der Jahrhundertwende auf, das, wenngleich es auch von immerwährender Aktualität ist, durch den Weltkrieg zunächst obsolet geworden war. Gleichwohl wurde er in allen nordschleswigschen Kinos 1922 gezeigt, wie auch in anderen dänischen Provinzorten, z. B. in Fredericia (Biografen), Aalborg (Fotorama) , Holstebro (Billedteater), Viborg (Fotorama), Ringsted (Kinografen) usw.).

 

Dienstag, 3. Oktober 1922
Deutschtum in Rio Grande do Sul
Das „St Paulus Blatt“, Porto Alegre, bringt in einer seiner letzten Nummern an Hand der letzten Volkszählung von 1920 und der Auslosungslisten für das Militär eine Übersicht der Deutschstämmigen der einzelnen Munizipien von Rio Grande do Sul. Daraus geht hervor, dass Rio Grande do Sul insgesamt 2.200.000 Einwohner zählt, wovon 402.495, das heißt rund 18,3 Prozent deutscher Abstammung sind.

1924 erschien eine umfangreiche Geschichte der Deutschen in der südlichsten der brasilianischen Provinzen. Foto: zvab.de

Zwei Jahre nach unserer Meldung wird das fast 600 Seiten umfassende Werk „Hundert Jahre Deutschtum in Rio Grande do Sul“ erscheinen. Herausgegeben wurde es von dem Verband Deutscher Vereine in Porto Alegre, federführend war der Jesuitenpater Theodor Amstad (1851-1938), der aus der Schweiz stammte und von 1885 bis 1934 Betreuer der deutschsprachigen katholischen Einwanderer in Brasilien war. Porto Alegre, die Hauptstadt der südlichsten Provinz Brasiliens, zählt heute eineinhalb Millionen Einwohner. Von Brasilien gibt es sogar einige Rückkehrer  – auch nach Nordschleswig, wie unsere Zeitung vor einigen Tagen berichtete.

 

Donnerstag, 5. Oktober 1922
Ein Anzug auch Luxus
Die Leipziger Schneider-Innung teilt mit, dass der billigste Maßanzug jetzt mindestens 27.000 Mark zu stehen kommt. Im besten deutschen Stoff und mit besten Zutaten ist ein Maßanzug nicht unter 46.000 Mark herzustellen. Maßanzüge aus englischen Stoffen kosten erheblich mehr. Begründet wird diese unglaubliche Preissteigerung damit, dass die deutschen Stoffe für Maßanfertigung gegenwärtig 4.000 bis 8.000 Mark das Meter kosten. Die Futterzutaten und Anfertigungspreise betragen 14.000 bis 20.000 Mark.

 

Sonnabend, 7. Oktober 1922
Tondern
Das „Städtische Archiv“, das bisher in einem Bodenraum der Bürgerschule ein beschauliches Dasein führte, wird in diesen Tagen umtransportiert. Im Rathaus sind zwei Räume zur Unterbringung bereitgestellt. Die Neuordnung der Sammlung wird viel Arbeit erfordern. Voraussichtlich dürfte der bekannte Archivforscher Ludwig Andresen-Kiel, Sohn des hiesigen Buchhändlers M. Andresen, mit der Aufstellung und Einordnung beauftragt werden.

Ludwig Andresen (Tondern 1880-1940 Tondern) ist in seiner Heimatstadt und anderswo bis heute kein Unbekannter. Schließlich ist die dortige Ludwig-Andresen-Schule nach ihm benannt. Übrigens wurde der sehr produktive Andresen tatsächlich Leiter des Stadtarchivs, das er bis zu seinem Tod leitete.

 

Sonnabend, 21. Oktober 1922
Röm
Bei der Pastorenwahl wurde Pastor Rasmus Jörgensen, früher Missionar in Indien und Pastor in Spandet, mit 129 gegen 37 Stimmen gewählt.

Rasmus Jørgensen wurde 1882 in Norderenleben (Nørre Ønlev) bei Apenrade als Sohn eines Landwirts geboren. In Breklum und Neumünster bestand er das Missionarsexamen und wurde Missionar der Brüdergemeinde in Indien. Nach seiner Rückkehr heiratete er Meta Sommer, eine Schneiderstochter aus Tondern, und wurde Pastor in Bjolderup, 1917 dann  in Spandet nördlich Lügumkloster. Auf Röm blieb Jørgensen bis zu seiner Verabschiedung am 6. Juli 1950. Zwei Söhne des Ehepaares wurden ihrerseits Pastoren, der eine in Ballum (1964), der andere ebenfalls auf Röm (1954) – ein später Nachklang der berühmten nordschleswiger Pastorendynastien des 16. bis 18. Jahrhunderts, die gelegentlich bis zu fünf Generationen umfassten.

 

Montag, 23. Oktober 1922
Von der dänischen Presse
Das vor einem Jahr an die Stelle der deutschsprachigen „Tondernschen Zeitung“ des Herrn Cornelius Petersen getretene dänische Blatt „Tønder Amtstidende“ teilt mit, dass es zum 1. November mit dem konservativen dänischen Blatt „Fædrelandet“ in Sonderburg vereint wird.

Die alte „Tondernsche Zeitung“, die seit 1871 bestand (ihr Vorgänger war das „Wöchentliche Tondernsche Intelligenzblatt“, das mit wechselnden Titeln seit 1813 erschien) wurde einige Jahre nach dem Krieg handstreichartig von dänischen Interessenten übernommen. Während das deutsche Blatt 1917 noch eine Auflage von ca. 2.400 Exemplaren hatte, brach die dänische Auflage 1923 auf 500 Exemplare zusammen. Die dänische Klientel war zu anderen Zeitungen gewechselt, nämlich „Vestslesvig Tidende“, die bis 1961 erschien und „Vestkysten“, die seit 1920 erschien und heute als „Jydske Vestkysten“ firmiert.

 

Dienstag, 24. Oktober 1922
Der Grenzübertritt von und nach Deutschland
Um nach Möglichkeit den Weiterungen vorzubeugen, die für Reichsangehörige und Ausländer beim Überschreiten der deutschen Reichsgrenzen bei der Ein- und Ausreise häufig dadurch entstehen, dass sie in Unkenntnis der geltenden Bestimmungen über den Pass- und Sichtvermerkzwang gegen die Verordnungen betreffend Mitnahme von Zahlungsmitteln und die Ein- und Ausfuhr von Waren verstoßen, sind Merkblätter „Ratschläge für den Reiseverkehr zwischen Deutschland und dem Auslande“ herausgegeben worden. Nach diesen Merkblättern braucht der Reisende:

A. Bei der Einreise: a) als Ausländer: Pass und deutschen Sichtvermerk; als Deutscher: Pass; b) für Zahlungsmittel über 20.000 Mark und Metallgeld eine Bescheinigung der Grenzeingangs-Zollstelle; c) für nichteinfuhrfreie Waren Einfuhrbewilligungen; d) für Gegenstände von größerem Wert, besonders Schmuck: Bescheinigung der Grenzzollstelle.

B. Bei der Ausreise: a) Pass und deutschen Sichtvermerk oder, sofern der Reisende in Deutschland seinen Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt hat, statt des Sichtvermerks eine finanzamtliche Unbedenklichkeitsbescheinigung; b) für Zahlungsmittel über 20.000 Mark und Metallgeld Bescheinigung der Grenzeingangs-Zollstelle (siehe oben unter A, b)) oder Genehmigung eines deutschen Finanzamtes; c) für nichtausfuhrfreie Waren eine Ausfuhrbewilligung; d) für die Einreise mitgeführte Gegenstände von größerem Wert Bescheinigung der Grenzeingangs-Zollstelle (siehe oben unter A, d)).

Über weitere Einzelheiten geben die Merkblätter noch besondere Auskunft.

Es werden nur wenige Wochen vergehen, dann wird man südlich der Grenze in jeder Bäckerei eben diese 20.000 Mark für ein einziges Brot hinblättern müssen. Am 9. Oktober kostete ein markenfreies Brot von 1350 Gramm in Berlin bereits 120 Mark. Bezüglich der Kaufkraft von 20.000 Euro Ende Oktober vergleiche man die Meldung vom 5. Oktober 1922.

 

Donnerstag, 26. Oktober 1922
Gravenstein
Am Sonnabend, den 28. Oktober, findet hier im deutschen Hause ein öffentlicher Vortragsabend statt. Als Vortragender ist Oberspielleiter Basil vom bayerischen Staatstheater in München gewonnen, dem der Ruf eines bedeutenden künstlerischen Rezitators vorausgeht. Wir können daher den Besuch dieses sicherlich geistig anregenden und genussreichen Abends nur aufs Beste empfehlen. Der Anfang ist auf 8 ¼ Uhr festgesetzt.

Friedrich Basil (1862-1938), einer der berühmtesten Theaterleute seiner Zeit, war wohl auf der Reise nach Kopenhagen und die sehr rührigen Sonderburger Theater-Enthuisiasten und -Organisatoren hatten wohl gute Beziehungen zur Münchner Theaterwelt, denn dort war Basil seit 1896 als Regisseur tätig – erst am Hoftheater, dann am selben Haus, dem nunmehrigen Bayerischen Staatstheater. Als Schauspieler gab er auch Unterricht. Der Schriftsteller Frank Wedekind etwa war vor dem Krieg bei ihm, nach dem Krieg z. B. Heinz Rühmann. 1922 hatte er einen weiteren, allerdings noch weitgehend unbekannten Schauspielschüler, der ein Jahr später mit dem sog. „Marsch auf die Feldherrnhalle“ von sich reden machen wird: A. Hitler.

 

Sonnabend, 28. Oktober 1922
Schuhwaren dürfen nicht zur Reparatur nach Deutschland versandt werden
Das dänische Handelsministerium teilt mit: In gegebener Veranlassung wird darauf aufmerksam gemacht, dass das gemäß Gesetz Nr. 339 vom August 1922 eingeführte Verbot gegen die Einfuhr von Schuhwaren nach Dänemark auch solche Schuhwaren umfasst, die, nachdem sie zur Reparatur ins Ausland gesandt wurden, wieder eingeführt werden.

Kein Mensch in Dänemark wäre damals auf die Idee gekommen, seine Schuhe südlich der Grenze neu besohlen zu lassen. Die exorbitanten Inflations-Preise schreckten alle Kunden ab. So lief das dänische Verbot ins Leere. Ob in den damaligen Tagen ein deutscher Schuster nach Nordschleswig übergesiedelt sein mag, gemäß der alten Zeilen: „Kompt auch ein Schuh-Flicker in ein frembd Land gegangen, / so hat er keine Noth, kan seine Kost erlangen.“, wissen wir nicht. Die schönen Zeilen stammen übrigens aus dem „Persianischen Rosenthal“, dem Werk des persischen Dichters Saadi aus dem 13. Jahrhundert, das der Gottorfer Hofbeamte Adam Olearius in Schleswig übersetzt und im 17. Jahrhundert mit Erfolg herausgegeben hatte. - Zahlreiche Handwerksgesellen waren in den vergangenen Jahrhunderten auf ihren Wanderungen durch Nordschleswig gekommen. Auch aus Preetz in Schleswig-Holstein kamen sie, denn dort gab es vor 1850 noch ca. einhundert (!) Schuhmachermeister, was der Stadt ja einst den Namen Schuhmacherstadt eingebracht hat. Die Wandergesellen sangen ihr Lied: „Un vun Kiel kannst du gahn na Preetz, / Wenn du ankümmst aber, seggt he, sweet´st, / Ole Fräuleins wahnt dar in dat Kloster, / Jede drüdde Mann dar is en Schoster.“ Und aus ebendiesem Kiel hieß es in unserer Zeitung im November des Jahres 1922: „Aus Kreisen der Kieler Schuhmacherinnung wurde mitgeteilt, dass schon 300 (dreihundert !) Kleinmeister ohne Beschäftigung seien. Die unerschwinglichen Preise machen es Tausenden unmöglich, ihr Schuhzeug ausbessern zu lassen.

 
Foto: DN

Dienstag, 3. Oktober 1972
Dänemark geht in die EWG – Nordschleswig stimmte mit 67,8 Prozent für Europa
Vom 1. Januar 1973 an ist Dänemark Vollmitglied der EWG. Mit einer Mehrheit von rund 57 Prozent entschied sich die Bevölkerung Dänemarks bei einer Wahlbeteiligung von 89,8 Prozent für Europa. Um 23.35 Uhr lag das Endergebnis vor. 1.955.932 Wähler stimmten mit Ja, 1.124.106 stimmten mit Nein. Das Grenzland Nordschleswig votierte mit noch größerer Mehrheit für die europäische Zusammenarbeit. Es wurden 67,8 Prozent Ja-Stimmen und 22,4 Prozent Nein-Stimmen in Nordschleswig abgegeben. Die Wahlbeteiligung erreichte die enorme Höhe von 90,2 Prozent.

 

Donnerstag, 12. Oktober 1972
Der Schweinebestand wies bei einer Zählung von Danmarks Statistik am 29. September 8.972.000 Stück auf. Bei einer Zählung am 11. August waren es 9.144.000 Schweine gewesen. Gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres ist der Bestand um 2,4 Prozent gewachsen.

Am 1. Juli 2022 gab es im Königreich 12,16 Millionen Schweine, 991.000 weniger (also 7,5 Prozent) als im Jahr zuvor. Auf jeden Dänen kommen also heute zwei Schweine.

 

Freitag, 20. Oktober 1972
Heinrich Böll wurde mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet
Mit dem diesjährigen Nobelpreis für Literatur hat die Schwedische Akademie am Donnerstag den Schriftsteller Heinrich Böll ausgezeichnet. Der Preis ist mit 480.000 schwedischen Kronen (rund 322.000 Mark) ausgestattet. Die Auszeichnung wird am 10. Dezember zusammen mit den anderen Nobelpreisen in der schwedischen Hauptstadt überreicht.

Böll erhält den Preis für eine Dichtung, die durch ihren zeitgeschichtlichen Weitblick in Verbindung mit ihrer von sensiblem Einfühlungsvermögen geprägten Darstellungskunst erneuernd im Bereich der deutschen Literatur gewirkt hat, heißt es in der Begründung.

Die Meldung schlug ein wie eine Bombe, hatte Böll doch in der politisch aufgeheizten Atmosphäre der Zeit mit seinen öffentlichen Engagements deutlich Stellung bezogen und sich damit selbst zur Zielscheibe von Attacken gemacht, die selbst aus dem Deutschen Bundestag auf ihn zielten. Nach dem Tod von Böll 1985 wurde es um sein literarisches Werk, um das es ja geht, stiller, ja, es gab Stimmen, die ihm überhaupt literarischen Rang absprachen. In der letzten Zeit scheint sich ein Wandel anzubahnen und erneutes Interesse an den Büchern Bölls zu entwickeln. -

Alfred Nobel hatte einst bestimmt, den Literatur-Nobelpreis für ein bestimmtes Buch eines Autors zu vergeben. Diese Vorgabe wurde mit den Jahrzehnten immer weiter vernachlässigt. Auch bei Böll ist diese Vernachlässigung in der Begründung der schwedischen Akademie zu spüren, wenn sie schreibt: Die „Wirklichkeit ist das immer wiederkehrende, haargenau beobachtete Motiv seines gesamten Schaffens, vom ersten Anfang an bis zu dem Meisterwerk ‚Gruppenbild mit Dame‘, das die Krönung seines bisherigen Œuvres bedeutet.“ „Gruppenbild mit Dame“ von 1971 war aber gleichwohl von Anfang an umstritten. Marcel Reich Ranicki, damals Feuilletonchef der führenden deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“, schrieb nach Erscheinen des Romans: „Noch nie hat ein deutscher Klassiker so schlampig geschrieben wie diesmal Heinrich Böll.“ Man wird heute anders urteilen.

 

Sonnabend, 21. Oktober 1972
40 Jahre alte Sau bewährt sich als „Evergreen“ …
Vor mehr als 40 Jahren erblickte die Sau das Licht der Bühnenscheinwerfer, und sie hat sich seitdem immer wieder als erfolgsträchtiger „Evergreen“ bewährt, nicht nur auf der Bühne, sondern auch als Film, mit damals bekannten und hervorragenden Darstellern.

Die Rede ist von der Hamburger Neuinszenierung des bekannten Stücks „Krach um Jolanthe“ von August Hinrichs (1879-1956), das auch als Schweinskomödie oder besser als Swinskomödi von 1930 bekannt ist. 1930 sogleich mit Marianne Hoppe, Albert Lieven u. a. verfilmt, war es immer auch auf der Bühne präsent. Die berühmteste ist wohl die Inszenierung des Ohnesorg-Theaters in Hamburg von 1979. In Bayern wurde das plattdeutsche Personal für die Bühne (Komödienstadel, Chiemgauer Volkstheater) und das Hörspiel bayerisiert: Knecht Hinnerk wurde zu Knecht Sepp usw.

 

Mittwoch, 25. Oktober 1972
Apenrade: „Sitzendes Mädchen“ für schönere Stadt
Ein „Sitzendes Mädchen“ hat der Städtische Kulturausschuss zur Verschönerung der Stadt eingekauft. Die Schöne ist aus Stein (genauer gesagt aus einer Mischung zwischen Zement und Granit) und eine Skulptur des schwedisch-dänischen Künstlers Gerhard Henning, der von 1880 bis 1967 lebte. Zwei „Schwestern“ dieses Mädchens sind in der Glyptothek bzw. im Göteborger Rathaus zu finden. - Der Auktionswert des Kunstwerkes war auf 35.000 Kronen beziffert. Apenrades rühriger Kulturausschuss ersteigerte das „Sitzende Mädchen“ für 26.000 Kronen auf der Arne-Bruun-Rasmussen-Auktion. Wo das hübsche Kind die Umwelt verschönern soll, steht noch nicht fest. Einige denken an den Platz vor dem bald neuaufgebauten Folkehjem, verriet Kulturausschussvorsitzender Svend Lyck gestern.

Das „Sitzende Mädchen“ Gerhard Hennings entstand in den Jahren 1937/38 und es gibt eine Reihe von Güssen (Steingüssen) dieser Aktfigur. Ungefähr alle zwanzig, dreißig Jahre erscheint einmal ein Exemplar auf dem dänischen Kunstmarkt. Man wird aber heute etwa die zehnfache Summe der damaligen hinblättern müssen.

Das „Sitzende Mädchen“ ist nicht nur eines der Hauptwerke des Bildhauers, sondern der damals angekaufte Steinguss ist auch eine der interessantesten und schönsten Plastiken Nordschleswigs überhaupt. Zum Glück wurde sie nicht im Freien aufgestellt, sondern ziert vor Unwettern geschützt seit Jahrzehnten den Innenraum der Apenrader dänischen Bibliothek. Da an dieser Stelle kein Platz für eine Würdigung ist, wird es im Nordschleswiger demnächst eine Sonderseite über diese Figur geben.

 

Dienstag, 31. Oktober 1972
Haderslebener Damm ist in 190 Jahren ein wasserloser Sumpf
Wenn nicht bald drastische Maßnahmen zur Verhinderung der Wasserverschmutzung unternommen werden, ist der Haderslebener Damm in 190 Jahre ein wasserloser Sumpf. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Kopenhagener Wasserqualitätsinstitut ausgearbeitet hat. Dieser düstere Bericht wurde gestern Nachmittag im Hotel Harmonien der Landwesenskommission unterbreitet. Wenn der Stevninger Damm, der auch untersucht wurde, gerettet werden soll, müsste der gesamte Bodenschlamm entfernt werden, sonst ist er schon in höchstens 69 Jahren ein Sumpf, durch den ein kleines Rinnsal fließt.

Die vorliegende Untersuchung wurde in der Zeit vom Juli 1971 bis zum Juli dieses Jahres durchgeführt. Jedes Jahr werden große Mengen an Phosphat und Stickstoff in das Seesystem geleitet. Dadurch bekommen Algen sehr günstige Wachstumsbedingungen. Die toten Algen lagern sich am Boden ab. Zur Zeit haben diese Ablagerungen im Haderslebener Damm eine Dicke von 1,8 Metern erreicht, während im Stevninger Damm diese Schicht schon vier Meter dick ist.

Die dänische Umweltforschung hat heute einen hohen internationalen Standard erreicht. Nicht umsonst wurde 1994 die 1990 gegründete Europäische Umweltagentur der Europäischen Union EEA (European Environment Agency) in Kopenhagen angesiedelt.

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