Situation in Lübeck

Wohnungssuche in SH: Drei Studierende berichten von ihrem Kampf

Wohnungssuche in SH: Drei Studierende berichten von ihrem Kampf

Wohnungssuche in SH: Drei Studierende berichten

SHZ
Lübeck
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Im Vergleich zu Kiel und Flensburg, ist die Nachfrage in Lübeck am höchsten. Foto: Imago-images/shz.de

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Der Wohnungsmarkt ist dieses Jahr für Studierende besonders angespannt. Was erleben sie und wie geht es ihnen bei der Zimmersuche?

„Als ich die Zusage für das Zimmer bekommen habe, bin ich durch die ganze Wohnung gerannt vor Freude“, erzählt der 25-jährige Paul.

Der Student, der in Lübeck einen Master in Stadtplanung macht, konnte sein Glück kaum fassen. Zuerst war er übergangsweise bei einer Bekannten seiner Eltern untergekommen. Paul kennt viele Studierende, die in Hostels oder Jugendherbergen wohnen, weil sie noch nichts zum Wohnen gefunden haben.

Prekäre Lage

Ein preiswertes WG-Zimmer, zentral, nah an der Uni, nette Mitbewohner – das ist der Traum von vielen Studierenden, die in die Unistädte Lübeck, Kiel oder Flensburg strömen. Schaut man sich die Wartelisten für Wohnheime an oder spricht mit Studierenden, ist klar: die Lage ist prekär.

In Lübeck ist die Nachfrage am höchsten. Derzeit stehen 420 Bewerber auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz.

Zimmersuche auf WG-Gesucht

Louis (20) schläft unter der Woche in einem Hostel, am Wochenende fährt er zu seinen Eltern nach Norderstedt. „Das Pendeln ist auf Dauer echt keine Lösung!“, so Louis.

Als der Student die Zusage für den Bachelor-Studiengang Umweltingenieurwesen und –management aus Lübeck bekam, fing er sofort an zu suchen. Hauptsächlich auf „WG-Gesucht“ – eine Online-Plattform für Zimmersuchende, die dort Kontakt zu Wohngemeinschaften aufnehmen können. Louis schrieb etwa 30 WGs an.

Kaum Rückmeldungen

In solchen Anschreiben erzählt man beispielsweise von seinen Hobbys oder wie man sich das WG-Leben vorstellt. Louis hatte kein Glück – er bekam kaum Rückmeldungen. Er habe sich enorm gestresst gefühlt: „Der Gedanke, dass ich keine Wohnung habe, war wochenlang ständig im Hinterkopf.“

Hinzu käme auch noch der „Corona-Stau“ – Studierende, die die letzten anderthalb Jahre zu Hause gewohnt haben und jetzt zusätzlich auf den Wohnungsmarkt drängen. Mit Hilfe seiner Mutter fand er dann doch eine Zweizimmerwohnung, in die er bald ziehen kann. Der 29-jährige meint:


„Jede zweite Person, die man hier trifft, ist auf Zimmersuche“, meint Franziska (21). Die Studentin, die in Lübeck Medizinische Ernährungswissenschaften studieren wird, nutzt das Asta-Programm „Couch für Erstis.“

Studierende bieten ihre Couch als Übergangslösung für „obdachlose“ Neuankömmlinge an. In ein paar Tagen muss Franziska aber ausziehen. Franziska, die ursprünglich aus Bielefeld kommt, wirkt erschöpft und frustriert. Jede Stunde checkt sie auf „WG-Gesucht“ ob es neue Anzeigen gibt. Auf eine Anzeige kämen etwa 300 Anfragen. „Es gibt einfach nicht genug WG-Zimmer oder Wohnheimplätze!“

Eine Bund-Länder-Offensive für mehr Wohnraum

Wie kann es passieren, dass Studierende in Hostels „wohnen“, stundenlang pendeln müssen und mit Bauchweh schlafen gehen? „Bund und Länder haben viele zusätzliche Studienplätze geschaffen, aber leider zu wenig Wohnheimplätze. Das rächt sich nun“, sagt der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DWS). Er fordert eine Bund-Länder-Offensive für mehr bezahlbaren Wohnraum für Studierende.

Weiterlesen: Ausländische Studierende finden keine Zimmer mehr

Das nützt Franziska jedoch nichts. Bei der Ersti-Woche hat sie jemanden kennengelernt, bei dem sie vielleicht unterkommen könnte, aber auch nur vorübergehend. Noch stehen zwei WG-Castings aus. Sie hofft, dass es diesmal klappt und sie endlich ein Zuhause findet.

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