Wolf

Wölfe im nördlichen Angeln?

Wölfe im nördlichen Angeln?

Wölfe im nördlichen Angeln?

Wilhelm van de Loo, SHZ.de
Ringsberg
Zuletzt aktualisiert um:
Alles deutet auf einen Wolf hin: Ernst-Uwe Lorenzen mit dem toten Mutterschaf. Foto: Wilhelm van de Loo, SHZ

Zwischen Glücksburg und Langballig wurden fünf Schafe möglicherweise von den Raubtieren gerissen.

Jeden Tag sieht Ernst-Uwe Lorenzen nach seinen Schafen. Ein Bock, fünf Mutterschafe und vier Anfang April geborene Lämmer beweideten als „natürliche Rasenmäher“ die umzäunten Grünflächen der Kläranlage Ringsberg.

Als am Montag zwei Lämmer fehlten, war Lorenzen  zunächst weder verwundert noch beunruhigt:  „Die Tiere können sich überall auf dem weitläufigen Gelände frei bewegen, da kommt es schon mal vor, dass sich einige absetzen.“

Aber Dienstag vermisste Lorenzen zwei weitere Lämmer  und machte sich auf die Suche. Was er schließlich fand, ließ ihm dann doch den Schreck in die Glieder  fahren. Die zuletzt vermissten Lämmer waren tot, die Kadaver massiv angefressen. Von den beiden weiteren Jungtieren fehlt jede Spur.

 

Rissgutachter nach Ringsberg

Über das Kreisveterinäramt in Schleswig gelangte Lorenzen später telefonisch an Jens Matzen, den Koordinator der Wolfsbetreuung im Kieler Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Natur.

Dieser sorgte dafür, dass sich noch am selben Tag ein Rissgutachter auf den Weg nach  Ringsberg machte,  um DNA-Proben zu nehmen. Auf diese Weise  kann nachgewiesen werden, ob ein Wolf die Tiere gerissen hat.

 

Dritte böse Überraschung

Bei seinem nächsten Kontrollgang am gestrigen Mittwoch erlebte Ernst-Uwe Lorenzen die nächste böse Überraschung:  Es fehlte eines der Mutterschafe, das er wenig später   auf der Schwelle zwischen zwei Klärteichen tot und mit aufgerissenem Bauch auffand.

Diesmal kam umgehend ein anderer Rissgutachter und stellte eine weitere DNA-Probe sicher. Die toten Tiere nahm Lorenzen mit auf seinen Hof, wo sie von einem Tierkörperverwertungsbetrieb  abgeholt werden.

 

Die Herde ist scheu geworden

Der Rest der kleinen Herde ist durch die Geschehnisse vollkommen verängstigt und sehr scheu geworden. Einige von ihnen waren vollkommen verdreckt, wohl als Folge einer Flucht durch die verschlammten Klärteiche.

Mittlerweile hat Lorenzen die überlebenden Tiere an eine andere Stelle gebracht. Das ist nach Aussage von Matzen ohnehin eine Auflage, um weitere Risse zu vermeiden. Alternativ müsste für eine wolfssichere Einzäunung gesorgt werden.

 

Der Schaden wird ersetzt

Lorenzen beziffert den wirtschaftlichen Wert auf etwa 100 Euro pro Tier. Der Schaden wird ersetzt, wenn ein positiver DNA-Nachweis auf einen Wolf vorliegt. Die Wartezeit betrage allerdings drei Wochen, weil mittlerweile auch die Veterinärlabore erheblich mit dem Nachweis von Coronaviren ausgelastet seien.

Matzen zeigte sich nicht wirklich überrascht davon, dass sich Wölfe im Raum zwischen Glücksburg und Langballig aufhalten könnten.

„Es gab in letzter Zeit  einige, allerdings bisher nur vage Hinweise.“

 

Wölfe gesichtet?

Dazu passt ein Vorkommnis, von dem Dirk Bremer vom Hof Brusmark östlich von Glücksburg berichtete: Am Dienstagnachmittag sei eine Spaziergängerin verängstigt auf den Hof gekommen und habe mitgeteilt,  sie habe zwei Wölfe gesehen.

Von ihrem Wunsch, mit dem Auto nach Hause gebracht zu werden, habe sie Abstand genommen, als eine weitere Frau mit einem großen Hund dazukam. In deren Begleitung sei sie dann nach Glücksburg zurückgegangen.

Matzen bittet ausdrücklich darum, im Falle von Schäden durch Wölfe, aber auch bei Sichtungen oder sonstigen Hinweisen auf diese streng geschützten Tiere schnellstmöglich die landesweite „Wolfshotline“ unter der Telefonnummer 00949-174-6330335 zu wählen.

 

Alles deutet auf einen Wolf hin: Ernst-Uwe Lorenzen mit dem toten Mutterschaf. Foto: Wilhelm van de Loo, SHZ
Mehr lesen