Aufwändige Müllentsorgung

Wird die Biotonne falsch befüllt, bleibt sie stehen

Wird die Biotonne falsch befüllt, bleibt sie stehen

Wird die Biotonne falsch befüllt, bleibt sie stehen

SHZ
Kiel
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Gehört dort nicht rein: Jan Philipp Albrecht (l.) und Lutz Döring wollen gegen Plastikabfall in braunen Tonnen vorgehen. Foto: Kay Müller/shz.de

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Landesweite Aktionswoche soll für weniger Plastikmüll im Kompost sorgen.

Fürs Foto greift der Minister zu. Hinter dem Landeshaus in Kiel haben die von verschiedenen Abfallwirtschaftbetrieben im Land beauftragten Marketingstrategen das hingestellt, was Müllwerker jeden Tag in Biotonnen im Norden finden. Und an Plastiktüten, Verpackungen und anderen nicht-kompostierbaren Stoffen zupft Umweltminister Jan Philipp Albrecht herum. „Wir müssen stärker darauf aufmerksam machen, dass die Menschen wirklich nur Bio-Müll in die Bio-Tonne werden“, fordert der Grünen-Politiker.

Plastik macht Probleme bei der Weiterverarbeitung

Weil das aber immer noch zu wenig Menschen machen, hat Albrecht gestern als Schirmherr den Startschuss für eine landesweite Kontrollwoche gegeben. „Wenn wir in einer Tonne Sachen finden, die dort nicht hineingehören, bleibt die Tonne stehen“, sagt Lutz Döring, Geschäftsführer des Abfallwirtschaft Schleswig-Flensburg. Die Kunden müssten dann selbst nachsortieren, damit die Tonne beim nächsten Mal geleert werde. Der Verbraucher habe es im wahrsten Sinne des Wortes selbst in der Hand. Denn nur wenn er gute Qualität bekomme, könne er den Bio-Abfall weiterverwerten. „Wenn das aber nicht passiert, macht die ganze Mülltrennung keinen Sinn“, sagt Albrecht.


Zwar könne der Bio-Abfall auch mit Plastikanteilen zur Gas- und Stromgewinnung genutzt werden, erklärt Döring. Allerdings gebe es Schwierigkeiten bei der anschließenden Weiterverarbeitung. Denn gesetzlich ist geregelt, wie viel Plastikanteil in der Erde sein darf, die Bauern zur Humusbildung auf ihre Felder ausbringen. „Humus speichert CO2 und macht den Boden lebhaft“, sagt Landwirt Mats Röttger, der aus der Nähe von Lübeck zu dem Pressetermin nach Kiel gekommen ist. „Wenn zu viel Plastik in dem Material ist, nehmen die Bauern es nicht mehr an“, sagt Döring. Und je größer der Anteil des „Störmaterials“ desto höher sei der Aufwand für die Entsorgungsbetriebe – und das wirke sich auf die Müllgebühren aus, die alle Mieter und Hausbesitzer zahlen.

Problem in Mehrfamilienhäusern größer

Laut Döring ist das Plastik-Problem in den Biotonnen in Einzelhäusern kleiner als in Wohnungen. „In Mehrfamilienhäusern ist es anonymer. Wenn da die Restmülltonne voll ist, dann wird eben die Biotonne mit allem möglichen befüllt“, sagt Döring. Deswegen setze man auf Aufklärung.

Für Albrecht ist das allerdings nur ein Zwischenschritt. „Wir werden in Zukunft noch mehr auf die Vermeidung von Plastikproduktion setzen müssen“, sagt der Minister. Dann müsse der Müll auch nicht wie er es fürs Foto macht, aufwändig sortiert oder gesiebt werden. „Und dann würde uns das alles auch nicht so teuer zu stehen kommen.“

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