Niebüll

Wie das Familienprojekt Lola‘s Café zur Erfolgsgeschichte wurde

Wie das Familienprojekt Lola‘s Café zur Erfolgsgeschichte wurde

Familienprojekt Lola‘s Café als Erfolgsgeschichte

Anja Werner/shz.de
Niebüll
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Diego Vartanov ist stolz darauf, wie sehr seine Familie für das Restaurant-Projekt zusammen gehalten hat. Foto: Anja Werner/shz.de

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Ein besonderes kulinarisches Konzept und ein besonderer Zusammenhalt prägen die Atmosphäre wie die Karte in dem Café und Restaurant, das die gastronomische Vielfalt in Niebüll bereichert.

Für Diego Vartanov steht fest: „Ohne meine Familie stünde ich jetzt nicht hier in meinem Café Lola, sondern wohl als Angestellter in einem Elektrogeschäft.“ Denn der heutige gastronomische Gastgeber ist gelernter Elektro-Techniker. Seine Ausbildung machte er im Elektro-Fachgeschäft Jordt – seit 1950 eine Institution in Niebüll, gegenüber der Zufahrt zum Bahnhof gelegen. Als dieses vor einigen Jahren aufgegeben wurde, hatte Diego Vartanov den Ort für seinen Traum vom eigenen Restaurant mit Café gefunden. Doch dann kam Corona, der Traum drohte zum Alptraum zu werden.

„Mein Papa und ich haben praktisch die ganze Einrichtung selbst entworfen und hergestellt“, sagt der Niebüller, dessen Familie aus Georgien stammt und im Jahr 1991 nach Deutschland, nach Niebüll gekommen ist. Während der Bauarbeiten hören die beiden zum Ende des Jahres 2019 im Radio „etwas von einem Virus, weit weg in China“. Dieses Corona-Virus trifft wenig später das Projekt Lola‘s Café Bar mit voller Wucht. Die Eröffnung muss wegen des ersten Lockdowns um zwei Monate auf Mai 2020 verschoben werden. Es folgen zwei Jahre mit harten Auflagen, Abständen, Maskenpflicht, strikten Kontrollen der Gäste und einem weiteren Betriebsverbot durch den nächsten Lockdown von sechs Monaten.

„Mit angestellten Mitarbeitern wären solche Jahre als Startphase in die gastronomische Selbstständigkeit finanziell nicht zu überleben gewesen“, sagt Diego Vartanov. Für die Unterstützung seiner Familie ist der 28-Jährige sehr dankbar – und auch stolz auf den familiären Zusammenhalt. Seine einzige Angestellte heute ist seine Mutter in der Küche. Und dort wird mit traditionellen Zutaten aus dem Heimatland der Familie gekocht und gebacken. „Alles, jeder Teig ist bei uns Hand gemacht, besonders beliebt sind unsere Kuchen und Torten, die Mama jeden Tag frisch backt“, sagt Diego Vartanov.

Und das an sechs Tagen die Woche. „Mehr als einen Ruhetag können wir uns nicht leisten“, sagt der Inhaber. An sechs Tagen die Woche hilft bis heute auch der Vater, bei allem, was so anfällt. Diego Vartanov schmeißt den Service für seinen Laden mit 40 Plätzen. Auch die beiden Schwestern helfen, der Jüngeren – Lola – verdankt der Familienbetrieb seinen Namen. Zu diesem zählt auch noch ein Veranstaltungsraum für 25 Personen, der für private Feste oder Firmen- und Weihnachtsfeiern gebucht werden kann.

Die Arbeitstage sind lang, denn von Dienstag bis Sonnabend ist das Lola‘s von 9.30 Bis 21 Uhr, sonntags von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir zum Treffpunkt für alle Altersgruppen geworden sind, von Teenagern bis zu den über 80-Jährigen“, sagt Diego Vartanov. Die Gäste ließen sich besondere Frühstücks-Variationen, darunter auch Tortillas, servieren.

Georgisches Brot

Die warmen Speisen werden unter anderem von Khachapuri geprägt, das ist ein georgischen Brot mit Hirtenkäse, oder von dem Gericht Sucuk, einer kräftig angebratenen Rohwurst aus Rind- oder Kalbfleisch und Lammfleisch, die mit Eiern angerichtet wird. Das frische Kuchenangebot zur Kaffeezeit wechselt täglich, je nachdem, welche süßen Genüsse die Mama von Diego Vartanov in der Küche zubereitet hat.

Die Rezepte zu den besonderen Warm- und Süßspeisen werden nicht verraten. „Die bleiben ein Familiengeheimnis“, sagt der gastronomische Gastgeber, bei dem jeder Gast auch nur auf ein Getränk willkommen ist. Viele Menschen würden die gestiegen Kosten für Energie und Lebensmittel zu spüren bekommen und sich überlegen, wie sie sparen können. Dazu zähle dann häufig wohl auch der Restaurantbesuch.

Doch derzeit laufe der Laden gut. „Ich bin sehr zufrieden und würde auch gerne noch jemanden einstellen. Doch der Markt für Personal in der Gastronomie ist wie leer gefegt“, sagt Diego Vartanov. Auch, weil kaum noch Trinkgeld bezahlt werde.

Eigener Weihnachtsmarkt

Trotz knapper personeller Ressourcen möchte die Familie im Hof des Lokals ab 29. November auch in diesem Jahr einen eigenen kleinen Weihnachtsmarkt auf die Beine stellen. Dort wird unter anderem selbst mariniertes – ebenfalls nach einem Familien-Rezept – Fleisch auf den Grill gelegt. „Unser kleiner Markt wurde im vergangenen Jahr super angenommen, den großen Weihnachtsmarkt gab es in Niebüll da ja nicht“, sagt der 28-Jährige.

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