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„Wer hat, der gibt“ — Das ist über die 2. Sylt-Demo bekannt

„Wer hat, der gibt“ — Das ist über die 2. Sylt-Demo bekannt

„Wer hat, der gibt“ — Das ist über die 2. Sylt-Demo bekannt

Inga Kausch/shz.de
Sylt
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Mit diesem Plakat wirbt das Bündnis für die Demo. Foto: Screenshot / Wer hat, der gibt/shz.de

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Am 16. Juli will ein Bündnis mit Sitz in Berlin auf Sylt demonstrieren. Online rufen sie zum „Sylt entern“ auf, um ein Zeichen gegen den Wohlstandstourismus zu setzen. Wer hinter der Demo steckt und was geplant ist.

Während die angekündigte Anarchisten-Demo mit 100 Teilnehmern auf Sylt zu einem kleinen Spaziergang wurde, stehen die nächsten Demonstranten schon in den Startlöchern: Das Bündnis „Wer hat, der gibt“ ruft am Samstag, 16. Juli, zu einer „Klassenfahrt zu den Reichen“ auf. „Aus mehreren norddeutschen Städten machen wir uns auf den Weg, um dem Feriendomizil der Reichen, der teuersten Insel Deutschlands, einen Besuch abzustatten“, heißt es auf der Website der Veranstalter. Dazu wird der Hashtag „#syltentern“ verwendet.

Wie soll die Demo konkret ablaufen?

Das Bündnis will seine Demo um 13.30 Uhr am Bahnhof in Westerland starten und von dort aus bis nach Kampen laufen. Dort wolle man seine Botschaften laut und bunt verbreiten. „Wir nutzen Sylt, um in ganz Deutschland eine Ansage zu machen: #MakeTheRichPay!“ (Lasst die Reichen bezahlen).

Um 18 Uhr soll es zudem eine Kundgebung mit Musik in Westerland geben. Ein genauer Ort ist noch nicht bekannt, jedoch soll es „laut und politisch“ werden. Dafür sollen auch die Bands „Mülheim Asozial“, „Raest Punx“ sowie „Enemigx´s Del Enemigo“ sorgen. Die Bands sind durch ihre Online-Auftritte dem Antifa-Spektrum sowie der Punkszene zuzuordnen.

Warum kommt das Bündnis nach Sylt?

Die Botschaft des Bündnisses ist eindeutig: „Wir kommen nach Sylt, um uns das zu holen, was uns zusteht!“, heißt es auf der Website. Das 9-Euro-Ticket habe neue Mobilität geschenkt, während auf Sylt die Sicherheitsstandards an den Häusern erhöht worden seien, um sich vor dem befürchteten Pöbel zu schützen. Die Demonstranten wollen nun „dem Feriendomizil der Reichen, der teuersten Insel Deutschlands, einen Besuch abstatten.

Im Kern prangert das Bündnis an, dass sich der Reichtum Deutschlands auf einige wenige verteilt, während andere an der Armutsgrenze kratzen und steigende Preise für Existenzängste sorgten. „Sylt ist nicht zufällig der ideale Veranstaltungsort für Modelminister Christian Lindners Hochzeit“, heißt es weiter. „Diesen Sommer rücken wir den Reichen auf die Pelle und versauen ihre Ferien!“, sei nun der Plan.

Wer steckt hinter dem Bündnis?

„Wer hat, der gibt“ bezeichnet sich als offenes und vielfältiges Bündnis, das eine große Bewegung werden will und sich in lokalen Gruppen organisiert, darunter in Berlin, Kiel, Leipzig, Braunschweig oder Hamburg. Das Bündnis vertritt die Meinung, dass Reichtum und Macht falsch verteilt sind und dadurch Leid entsteht. Deswegen fordert „Wer hat, der gibt“ unter anderem Reichensteuern, einen höheren Mindestlohn oder die Entprivatisierung von der Gesundheits- und Energieversorgung.

Im öffentlich einsehbaren Impressum ist Ramona Ziegler-Babič gelistet. Die angegebene Adresse liegt in Berlin Neukölln und führt zu einem Café mit dem Namen „K-Fetisch“.

Ist die Demo angemeldet?

„Unserer Versammlungsbehörde liegt eine Anmeldung für eine Demonstration am 16. Juli 2022 vor“, teilt Laura Berndt, Sprecherin vom Kreis Nordfriesland, auf Nachfrage von shz.de mit. Gespräche zu genaueren Abläufen stünden jedoch noch aus, sodass der Kreis derzeit keine weiteren Auskünfte geben könne.

Wird die #SyltEntern-Demo genauso ein Flop wie die Anarchisten-Demo am 2. Juli?

Noch ist nicht bekannt, wie viele Teilnehmer angemeldet sind und wie viele wirklich planen zu kommen. Auch eine Anfrage von shz.de reagierten die Veranstalter bislang nicht. Der Tweet, mit dem „Wer hat, der gibt“ den Ablaufplan für den 16. Juli bekannt gegeben hat, wurde jedoch 38 Mal mit „gefällt mir“ markiert und 14 Mal „retweetet“, was so viel bedeutet wie „rezitiert“. Auch der Hashtag „SyltEntern“, mit dem das Bündnis dazu aufruft, am 16. Juli nach Sylt zu reisen, ist bereits seit Wochen auf Twitter präsent.

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