Landwirtschaft in Schleswig-Flensburg

Wagersrott: Warum Hans-Peter Truelsen seinen Hof auf Bio umstellt

Wagersrott: Warum Hans-Peter Truelsen seinen Hof auf Bio umstellt

Warum Hans-Peter Truelsen auf Bio umstellt

SHZ
Wagersrott
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Hans-Peter Truelsen (58) sorgte schon immer gut für seine Kühe. Jetzt freut er sich darüber, den Hof gemeinsam mit seinem Sohn auf Bio umzustellen. Foto: Doris Ambrosius Foto: 90037

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Mehr als 110 Kühe hält Hans-Peter Truelsen auf seinem konventionellen Hof in Wagersrott. Vor die Alternative gestellt zu wachsen oder aufzugeben, entschied er, auf Bio umzustellen.

„Die Zukunft ist Bio“, sagt Hans-Peter Truelsen (58) aus Wagersrott. Davon habe ihn sein Sohn überzeugt und deshalb habe er seinen Betrieb auf Bio umgestellt. „Die Milch ist schon Bio“, erklärt Truelsen. Er sei auch schon bei einer großen Supermarktkette unter Vertrag, die künftig Bioprodukte aus der Region anbieten will. Alles andere habe längere Umstellungszeiten. Für Fleisch und einjährige Kulturen wie Getreide beträgt sie zwei Jahre. Dauerkulturen vom Acker dürfen erst nach drei Jahren das Biosiegel tragen.


„Für meinen Sohn Matthias, der nun nach und nach mit einsteigt, war die Umstellung auf Bio Bedingung“, erklärt Hans-Peter Truelsen. Die Umstellung mache er sehr gerne für seinen 25-jährigen Sohn, denn auch sein Vater habe damals als er den Betrieb übernommen habe, ihm einen neuen Kuhstall gebaut.

Viel Aufwand und ein langer Prozess

Seine Frau Iris Truelsen (61) kümmert sich um die Buchführung und begleitet die Umstellung somit von der finanziellen Seite. Es sei unglaublich viel Aufwand, erklärt sie und ein langer Prozess, „der sich aber am Ende hoffentlich lohnen wird“. Die Umstellung sei aber notwendig, betont Iris Truelsen, denn mit seiner begrenzten Größe könne ihr Hof konventionell nicht mehr überleben und eine Vergrößerung sei baurechtlich nicht mehr möglich. „Konventionell ist immer ein knappes Geschäft und geht nur über Masse“, sagt sie. In den letzten Jahren hieß es immer nur „Wachsen oder Weichen“.

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Jede Generation trägt etwas dazu bei

Der Truelsen-Hof besteht mindestens seit 1712. „Seitdem ist auch immer der dänische Familienname Truelsen geblieben und es steht aus dieser Zeit noch eine Hochzeitstruhe im Flur“, berichtet der Landwirt stolz. Von den ursprünglichen Gebäuden steht noch ein Wohnhaus, ansonsten wurde alles auf dem Hof saniert oder später neu erbaut. „Jede Generation hat ihren Teil dazu beigetragen, es zu erhalten“, erklärt Truelsen. Er wirkt zufrieden, dass das weiter geht – in Zukunft nun als zertifizierter Biobetrieb.

Das Tierwohl schon lange im Auge

Hans-Peter Truelsen hat den Hof 1997 übernommen, zuvor aber schon auf dem Hof mitgearbeitet. Sie hätten schon lange 100 Kühe gehalten. Zunächst in Anbindehaltung, doch schon bevor er den Hof übernommen habe, wurde 1991 auf Tierwohl umgestellt und nach der Vergrößerung in 2000 wurde auf 110 Kühe aufgestockt. „Früher hatten wir auch 500 Schweine, aber das Geschäft funktioniert nur mit ständiger Vergrößerung, sodass wir es komplett eingestellt haben“, erklärt der Landwirt.

Viel Platz für zutrauliche Kühe

Die Umstellung auf Bio verlangt nun allerdings eine Reduzierung auf 90 Kühe. „Ich habe schon immer eine ganz besondere Bindung zu meinen Tieren“, sagt Truelsen, deshalb habe er auch ohne Bio sich schon immer um ihr Wohlergehen bemüht. Die Kühe selbst scheinen dies zu bestätigen: Sind sind zutraulich und genießen es ich in ihrem großen hellen und luftigen Stall mit viel Platz für alle von der automatische Bürste den Rücken kratzen zu lassen.

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Zusätzliche Einkünfte erforderlich

„Landwirt zu sein, ist mein Leben von ganzem Herzen“, sagt Hans-Peter Truelsen, „auch wenn meist eine 70-Stundenwoche ansteht und Urlaub oder Wochenenden kaum möglich sind. Außerdem sind zusätzliche Standbeine wie zum Beispiel Landschaftspflege finanziell notwendig und auch, dass meine Frau noch einen festen Job außerhalb des Hofes hat.“ Seine Frau ergänzt: „Dazu gehört eine Menge Individualismus.“ Ihr Sohn habe eine landwirtschaftliche Fachschule mit dem Schwerpunkt Bio besucht. „Er wird es also anders machen in der Zukunft“, stellt der Vater fest, und freut sich darauf, mit ihm gemeinsam den Hof zukunftsträchtig umzugestalten.

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