Entspannung oder Chaos

Unsere Kolleginnen im Pro und Contra zum heutigen Badewannen-Party-Tag

Unsere Kolleginnen im Pro und Contra zum heutigen Badewannen-Party-Tag

Pro und Contra zum heutigen Badewannen-Party-Tag

SHZ
Schleswig-Holstein
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Ob bei unseren Redakteurinnen Dana Ruhnke und Raissa Waskow in der Badewanne ähnlich gute Stimmung wie auf diesem Bild aufkommt, erfahren Sie hier. Foto: Christin Klose/dpa/shz.de

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Dana Ruhnke und Raissa Waskow sind sich nicht einig. Für die eine ist jedes Bad eine große Enttäuschung, während die andere die Wanne am liebsten nie wieder verlassen möchte.

Party in der Badewanne ist am Sonntag, 5. Dezember, angesagt. Zumindest in den USA, wo neben wohlriechendem Schaum auch Snacks und die Lieblingsmusik für ein ausgiebiges Bad empfohlen werden. Unsere Kollegin Raissa Waskow ist schon auf dem Weg in den nächsten Drogeriemarkt, um sich voller Vorfreude mit den entsprechenden Produkten einzudecken. Dana Ruhnke kann darüber nur den Kopf schütteln. Für sie ist schon jetzt klar: Der Tag endet wieder in einer großen Enttäuschung.

Lesen Sie hier die Pro- und Contra-Beiträge der beiden Kielerinnen.

Pro von Raissa Waskow: Abtauchen und durchatmen

Vielleicht muss ich vorab gestehen, dass ich ein Faible für Feiertage habe die, zumindest in Schleswig-Holstein nicht übermäßig viele Anhänger haben. Seit frühen Kindertagen in den 1990er-Jahren nerve ich meine Familie und Freunde mit meinem bis heute ungebrochenen Enthusiasmus für Halloween. Schon Monate im Voraus plane ich mein Kostüm und die Farbe der Muffins für die Party – die in diesem Jahr wegen Corona erneut ausfiel.

Da kommt mir der Tag der Badewannen-Party gerade recht. Eine gute Gelegenheit, um in diesen bewegten Zeiten ein wenig zur Ruhe zu kommen. Ich feiere die Zeit, die nur mir gehört.

Tür zu, Musik an und dann in den Bergen aus Badeschaum verschwinden. Ich bin erstmal nicht mehr erreichbar. Und Mutti, die mich jetzt schon wieder in den vorweihnachtlichen Ikea-Wahnsinn verschleppen möchte, muss sich zumindest noch ein paar Stunden lang gedulden. Mein Smartphone bleibt nämlich draußen – erhöhte Luftfeuchtigkeit ist schlecht für die Technik.

Ich hingegen könnte ewig in der heimischen Wanne planschen. Auf der Ablage stapeln sich Badebomben mit dem Duft von Zimt, Lavendel und irgendetwas, das mich an Zuckerwatte auf dem Jahrmarkt erinnert. Für kurze Zeit ist die Auswahl des richtigen Pflegeprodukts mein größtes Problem – eine willkommene Entschleunigung in einer Zeit voller Umbrüche und Herausforderungen.

Im Sommer sind meine beste Freundin Heidi und ich oft ans Meer gefahren, um wieder zur Ruhe zu kommen. Doch inzwischen toben auch dort Stürme.

Aber darüber will ich gerade nicht nachdenken. Ich starre an die Zimmerdecke, hole tief Luft und tauche ab. Im Wasser war es schon immer so schön leise. Und das ist es auch heute noch.

Contra von Dana Ruhnke: Absage an die Badewannen-Party

Heute ist also Tag der Badewannen-Party. Endlich wieder Party. Ganz coronakonform mit 2G. Gewaschen und getrocknet. Ich weiß aber jetzt schon: Es wird ein Reinfall. Und das liegt nicht an der überschaubaren Gästeliste.

Es wird die Party, auf die ich mich den ganzen Tag wie blöd freue und die letztlich dann als kürzeste aller Zeiten in die Geschichte eingeht. Denn es ist ja so: Die Vorstellung eines angenehmen, warmen, wohligen Schaumbads ist super. Am besten mach ich mir noch ein paar Kerzen an. Wie entspannt ich hinterher sein werden, ach was: schon währenddessen.

Allein die Realität enttäuscht mich jedes Mal. Fantasie zerplatzt wie Schaumblasen zwischen den immer schrumpeliger werdenden Zehen – spätestens nach fünf Minuten.

Dann ist mir nämlich langweilig und irgendwie auf eine unangenehme Art. Klar, ich kann mir ja noch ein Buch mitnehmen, das ich dann mit nassen Fingern versuche über Wasser zu halten. Spätestens jetzt fällt der Entspannungsaspekt aber ganz weg.

Und es ist ja schon ganz ohne das Balancieren von Büchern, Handys oder Weingläsern nicht gerade der Inbegriff des bequemen Liegens. So wirklich rein passen die Gräten doch nie. Irgendwas hängt immer über Wasser – Knie, Beine, Oberkörper. Irgendwas wird immer kalt.

Ich kann das eigentlich gut. Auch mal nichts tun, nur so für mich sein, in Gedanken, oder in einem guten Buch. Aber irgendwie nicht in einer Badewanne. Stattdessen laufen in meinen Kopf chronologisch folgende Gedanken ab: Hui ganz schön heiß das Wasser. Die Luft dampft aber auch. Ist ziemlich stickig hier drinnen, oder? Ich glaub mir wird etwas duselig. Mache mal lieber die Tür ’nen Spalt auf. Ah jetzt zieht’s!

Und dann ist meist auch schon wieder der Punkt erreicht, an dem das Wasser langsam abkühlt. Dabei hat man schon nachlaufen lassen.

So oder so ähnlich würde es auch heute wieder kommen. Mit Spitzen Fingern lege ich das Buch nach zehn Minuten zur Seite, spüle die Haare aus und verlasse die Party. Beim Rausgehen höre ich dann noch, wie jemand sich darüber beschwert, dass ich in diesen Zeiten über derartige Luxusprobleme jammere. Huch, ich dachte ich, ich wäre allein?!

Nee, das spare ich mir doch lieber und erst recht diese unnötige Wasserverschwendung. Ich glaub ich sag’ ab.

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