Ärger um die Marschbahn

Sylts Bürgermeister über das Bahn-Chaos: „Ich bin enttäuscht bis erbost“

Sylts Bürgermeister über das Bahn-Chaos: „Ich bin enttäuscht bis erbost“

Sylts Bürgermeister: „Ich bin enttäuscht bis erbost“

SHZ
Sylt
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Foto: Daniel Brockwoldt/dpa/shz.de

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Wo bleibt die versprochene Sommeroffensive auf der Marschbahn? Sylt-Pendler und Politiker üben scharfe Kritik an der Bahn und Landesregierung in Kiel. Doch die finden das alles nicht so schlimm.

Rund zwei Monate nach dem Start der sogenannten Sommeroffensive auf der Marschbahnstrecke von und nach Sylt klagen Sylt-Pendler und Politiker auf der Urlaubsinsel erneut über Platzmangel in den Zügen. Und das mitten in der Sommersaison: In Rheinland-Pfalz, dem Saarland und in Hessen beginnen am Wochenende die Sommerferien − unter anderen Hamburg und Berlin waren bereits vor drei Wochen gestartet. Weil Berufspendelnde und Urlaubsreisende Platz brauchen, hatten die Bahn und das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium mit ihrer Offensive eigentlich mehr Sitzplätze in den Zügen versprochen.


„Obwohl wir jetzt die Sommeroffensive haben, hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nichts verbessert“, sagte Achim Bonnichsen, Sprecher der Sylter Pendler-Initiative. Verspätungen, Ausfälle und übervolle Züge gäbe es weiterhin jeden Tag mehrfach − und von den versprochenen täglich 8500 zusätzlichen Plätzen in der Marschbahn fehlten demnach noch „mindestens 30 Prozent“.

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In den Sommermonaten pendeln bis zu 5500 Menschen täglich vom Festland zur Arbeit über den Hindenburgdamm. Verständnis für Entschuldigungen seitens der Bahn habe hier kaum noch jemand, sagt Bonnichsen. „Wir fragen uns: Warum stellt ihr die Fehler nicht ab und behebt sie? Wir sind es leid, wir stehen am Bahnsteig und harren in überhitzten Zügen aus.“

Bahn sieht keine Probleme

Die Vorwürfe der Pendler weist die Bahn zurück: „Die Fahrzeugsituation an der Westküste ist aktuell gut und wir fahren die gesamten Leistungen, die mit dem Aufgabenträger, der NAH.SH, abgestimmt sind und die wir gemeinsam in der Sommeroffensive angekündigt haben“, teilte eine Bahnsprecherin mit. Auf einer so ausgelasteten Strecke wie der Marschbahn gäbe es demnach immer kleinere Abweichungen, da Verspätungen sich sofort auf den nachfolgenden Verkehr auswirken.

Verkehrsstaatssekretär Thilo Rohlfs dagegen bestätigt Verspätungen, Ausfälle sowie die geringere Zahl an Sitzplätzen, verantwortlich sei dafür aber die Bahn.


Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, zeigte sich angesichts der Antwort aus Kiel erschüttert: „Ich bin enttäuscht bis erbost, denn in der Tat hält die Sommeroffensive nicht das, was sie verspricht“, teilte er mit. Besonders der Appell von Rohlfs, dass Pendler und Touristen die wenig ausgelasteten Züge nutzen sollen, kritisiert er scharf als „einen Schlag in unser aller Gesicht“. „Seit Jahren fordern wir akzeptable Zustände auf der Marschbahn und werden immer und immer wieder banal abgespeist, ohne dass sich etwas maßgeblich verbessert.“

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