Abschied von einem Urgestein

Sylt trauert um Oke Boysen: So emotional wird ihm im Netz gedacht

Sylt trauert um Oke Boysen: So emotional wird ihm im Netz gedacht

Sylt trauert um Oke Boysen

SHZ
Sylt
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Oke Boysen. Foto: Tom Tautz/shz.de

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Die Sylter Legende Oke Boysen ist vor ein paar Tagen plötzlich und für Viele völlig überraschend verstorben.

Oke Boysen war ein Sylter Urgestein, auf der Insel genoss er Kultstatus. Seine Fotografien in den sozialen Medien machten ihn auf ganz Sylt und darüber hinaus bekannt. Vor ein paar Tagen ist der 73-Jährige völlig überraschend aus dem Leben geschieden. Viele Menschen sind tief geschockt. Im Internet, insbesondere in den großen Sylter Facebookgruppen, hat es eine Flut von Beileidsbekundungen und einige emotionale Nachrufe auf Oke Boysen gegeben.

Emotionale Reaktionen und Nachrufe

Ein Nachruf, der für sehr viele Reaktionen gesorgt hat, ist der von Fotograf Tom Tautz. Auf Nachfrage von shz.de hat Tautz diesen für eine redaktionelle Verwendung zur Verfügung gestellt. Es folgt ein Auszug daraus:

„Der Vater Urfriese, die Mutter Hallore, aufgewachsen in den Archsumer Wiesen, zur Schule gegangen in Westerland. Durch die Gegend geeiert und Moped gefahren. Als gelernter Autoschlosser mit dem Einverständnis der Eltern und 19 zur See – weil er etwas von der Welt sehen wollte. Nach zwei Jahren Japan, Amerika und Thailand zurückgekehrt und vom Bund nach Goslar geschickt. Dort verpflichtet er sich vier Jahre und arbeitet anschließend weitere zwei in einer Aral Tankstelle. Es folgen erneut zwei Jahre auf See, zwei weitere als Fernfahrer, bis Oke dann – endlich – mit 31 seinen Weg zurück nach Sylt findet. 19 Jahre über arbeitet er hier in der Tankstelle an der Keitumer Landstraße und wird dadurch gewissermaßen zu einer Art insularen Institution.


Und heute? Nur noch Fotos und dumme Sprüche, behauptet er. Meinen tut er damit sein Hobby. Denn neben dem Zustellen von Medikamenten für eine Sylter Apotheke fotografiert Oke und postet seine Werke auf Facebook. Tja, aber nicht so wie das jeder tut. Und schon gar nicht mit der neuesten High-End-Spiegelreflex – sondern mit seinem etwas in die Jahre gekommenen iPhone. Weder ist es das, noch sind es die Motive, die ihn als Fotograf mit Kollegen vergleichbar machen: zwar belichtet sein Fokus die selbe Protagonistin, wie die der Badegäste und Insulaner am abendlichen Brandenburger Strand – dennoch ist sein Motiv etwas anderes …“

Erinnerungen an eine Legende

Auch Markus Gieppner, Admin der Facebook-Gruppe Sylt und Gemeindevertreter für die Insulaner-Fraktion, hat einen bewegenden Nachruf auf Facebook verfasst. Auch aus diesem folgt hier ein Auszug:

„Mit großer Traurigkeit erfuhr ich, dass Oke Boysen uns vergangene Woche für immer verlassen hat. Wohl jeder hier kannte seine Fotos, viele haben ihn persönlich kennen und schätzen gelernt. Die Gruppe hat ihm so viel zu verdanken und er hat maßgeblich zu ihrem Erfolg beigetragen, umgekehrt war sie für ihn ein steter Antrieb und gab ihm eine unglaubliche aber sehr verdiente Anerkennung.

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Seit mehr als zehn Jahre postete er praktisch täglich Fotos von der Insel, von denen gerade in den Anfangsjahren die meisten am selben Morgen bei seinen Spaziergängen mit seinem Hund am Keitumer Watt entstanden. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich einmal, ganz zu Beginn, eine neue Bilderreihe damit kommentierte, dass ich jetzt ja nicht einmal mehr aufstehen müsste, um zu sehen, wie das Wetter wird – ein Blick auf seine Bilder gab mir bereits die Antwort.


Völlig überraschend und ungeplant entstand daraus der Oke, der Urfriese mit dem Hut und immer einem Jever irgendwo. Seine Beliebtheit war verdient, er war einfach ein ausgesprochen lustiger, authentischer und interessanter Mensch, der Namensgeber von Clärchen, die er jeden Morgen suchte, der immer ein verschmitztes Lächeln parat hatte und so vieles zu erzählen wusste und noch mehr zu zeigen hatte. Seine morgendlichen Touren, zu denen er dann auch immer häufiger andere Leute mitnahm, waren legendär.

Er selbst hatte damals vermutlich am wenigsten gerechnet, was aus dieser Idee, seine Fotos zu posten, entstehen würde. Irgendwann sammelten Mitglieder der Gruppe für seinen Rennsemmel, als sein altes Auto den Geist aufgab, er veröffentlichte jedes Jahr seinen legendären Okelender. Letzterer war für ihn wohl auch eine willkommene Einnahmequelle, da seine Pension eher gering ausfiel.“

Viele Hunderte Reaktionen auf Facebook

Auf den Beitrag von Gieppner reagierten bis gestern weit über 3000 Menschen. „Um Oke zu gedenken, habe ich die Gruppe einen Tag lang geschlossen gelassen“, so Gieppner gegenüber shz.de. „Das ist das erste Mal in der Geschichte der Gruppe, dass ich sowas überhaupt gemacht habe.“

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Unter seinem Beitrag sowie unter dem von Tautz ergoss sich eine Flut von Kommentaren. Weit über 1000 Kommentare zählte allein Gieppners Beitrag gestern. In den verschiedensten Formen brachten die Menschen ihre Trauer zum Ausdruck. „Deine wunderbaren Bilder werden bleiben. Gute Reise, lieber Oke“, schreibt Elke Schmidt. „Farewell Oke, danke für die schönen Momente, die du uns immer wieder beschert hast. Du wirst immer in unseren Herzen sein“, kommentiert Claudia Howold. Friederike Hansen schreibt „Es wird für all deine vielen Freunde und Wegbegleiter ein wenig dunkler werden, doch hast du viele wundervolle Zeichen gesetzt. Du bleibst unvergessen.“ Thomas Buschmann bringt es kurz und knackig auf den Punkt: „Sylt wurde ein Stück ärmer, der Himmel bereichert.“

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