Generationswechsel

Der SSW hat einen neuen Vorsitzenden

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Der SSW hat einen neuen Vorsitzenden

SHZ
Flensburg
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Christian Dirschauer Foto: Ruff Foto: 90037

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Nach 16 Jahren steht ein neues Gesicht an der Spitze der Minderheiten- und Regionalpartei: der Landtagsabgeordnete Christian Dirschauer aus Flensburg. Einen Schwerpunkt des SSW sieht er weiter bei der Sozialpolitik.

Nach 16 Jahren hat sich Flemming Meyer vom Vorsitz des SSW zurückgezogen. Die von der Fünf-Prozent-Hürde befreite Minderheiten- und Regionalpartei hat den 40-jährigen Christian Dirschauer aus Flensburg zum Nachfolger gewählt. Ein Parteitag in Harrislee votierte mit 95 Prozent Ja-Stimmen für den neuen Spitzenmann. Es gab keinen Gegenkandidaten.

Kurs auf einen vierten Sitz im Landtag

Er könne „kaum versprechen, dass es noch besser werden kann“, würdigte Dirschauer die für die Partei zahlreichen Erfolge aus der Amtszeit des 69-jährigen Flemming Meyer. Gemünzt war das etwa auf den erstmaligen Regierungseintritt des SSW in eine Landesregierung 2012 und die gerade erfolgte Rückkehr in den Bundestag. Eine Wegmarke in der Parteigeschichte hinzuzufügen, hält Dirschauer gleichwohl für realistisch: Bei der Landtagswahl im Frühjahr will er ein viertes Mandat und so den jetzt noch fehlenden Fraktionsstatus für den SSW erreichen.

Seit 2011 mischt der Neue im Vorstand mit

In der heute dreiköpfigen Landtagsgruppe hat Dirschauer Meyer bereits im Sommer vergangenen Jahres beerbt. Zuvor war der ausgebildete Diplom-Verwaltungswirt lange Jahre hauptamtlicher Personalratsvorsitzender der Flensburger Stadtverwaltung. Dem Landesvorstand des SSW gehört er seit 2011 an, seit 2017 als einer von zwei stellvertretenden Vorsitzenden.


Dirschauers Bewerbungsrede klang danach, dass er den Kurs seiner Partei wie sein Vorgänger weiter leicht links von der Mitte verortet. Er bescheinigt sich selbst „einen klaren sozialen Kompass“ und sieht den SSW „als starke soziale Stimme für alle, die sich selbst nicht artikulieren können“. Dafür gab es von den 100 Delegierten besonders starken Applaus. Unter anderem will der neue Vorsitzende auf eine Klimaschutzpolitik achten die sich alle leisten können“. Für einen erneuten Einstieg in eine Landesregierung zeigte sich Dirschauer ausdrücklich offen, sagte aber nichts zu bestimmten Koalitions-Konstellationen. Auch „nicht um jeden Preis“ wolle man mitregieren, „sondern nur, wenn wir einen Unterschied für die Menschen machen können“.


Der Chef der Landtagsgruppe, Lars Harms, versteht den SSW „als Anwalt der kleinen Leute“. Aus seiner Sicht ist „nur der SSW ein Garant dafür, dass sich im nördlichen Landesteil etwas bewegt“. Wie auch Dirschauer warf Harms der Jamaika-Koalition vor, Schleswig-Holsteins Norden zu benachteiligen. Nach Ansicht beider ist der SSW auch „die einzige Partei, die für die dänische und friesische Minderheit eintritt, wenn es hart auf hart kommt“.

Harms lobte Meyer zum Abschied als jemanden, „der vor allem für das Menschliche in der Politik steht“.

Meyer hebt Fortschritte bei Gleichstellung der Minderheit hervor

Der scheidende Vorsitzende selbst erklärte, er könne „den Stab guten Gewissens weitergeben“. Der Wechsel an der Parteispitze vollende einen breiten Generationswechsel in den Führungsgremien des SSW. In seiner Bilanz hob Meyer besonders hervor, „dass wir in der kulturellen und gesellschaftlichen Gleichstellung“ der dänischen Minderheit „sehr weit gekommen sind“. Unter anderem verwies er darauf, dass eine gleichberechtigte Finanzierung nun auch für die Schüler der dänischen Minderheitenschulen in der Landesverfassung verankert ist.

Mit Meyers Abtritt ist auch ein Stück Familiengeschichte vorbei, das den SSW über Jahrzehnte geprägt hat. Flemming Meyer ist Sohn Karl Otto Meyers. Sein verstorbener Vater war ebenfalls einmal Parteivorsitzender und vor allem in den 70er und 80er-Jahren einziger und daher besonders bekannter Abgeordneter des SSW im Landtag.

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