Sturmtief in SH

So hat die Kieler Fotografin Laura Kranich den Tornado erlebt

So hat die Kieler Fotografin Laura Kranich den Tornado erlebt

So hat eine Kieler Fotografin den Tornado erlebt

SHZ
Kiel
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Der Blick auf den Tornado aus der Wohnung der Fotografin Foto: Laura Kranich/shz.de

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Das Naturschauspiel hatte auf die Fotografin eine faszinierende Wirkung. Die Stimmung kippte, als die Meldung um Verletzte die Runde machte.

Es ist der Tag nach dem Tornado, der in Kiel mehrere Menschen zum Teil schwer verletzte. Es schüttet und stürmt. Ein ganz normaler Kieler Herbsttag. An der Kiellinie, dem Ort, an dem der Tornado am stärksten wütete, erinnert nur noch der umgestürzte Baum an die Ereignisse des vergangenen Abends.

Laura Kranich ist unterwegs, um sich die Spuren des Naturschauspiels anzusehen. Die Fotografin aus dem Kieler Stadtteil Friedrichsort ist noch immer beeindruckt von dem, was ihr am Vorabend vor die Linse kam.

„Ich saß am Schreibtisch und hatte einen Blick auf die Nobiskrug-Werft“, erinnert sie sich. Über der Stadt bildete sich zu dieser Zeit ein Regenbogen. Ein schöner Vorbote für das, was wenig später über die Landeshauptstadt hereinbrach.

Alles begann so schön

„Ich hab zur Kamera gegriffen und ein paar Fotos von dem Regenbogen gemacht“, so die Fotografin. Danach sei sie zurück an den Schreibtisch gegangen und habe weiter gearbeitet. „Mir ist dann aufgefallen, dass die Wolken sich sehr schnell bewegten. Und ich habe mir gedacht: So tief hängen die Wolken eigentlich auch nicht“, sagt sie.

Sie dachte, das angekündigte Sturmtief sei da und wollte auch dies ablichten, als sich der Tornado bildete. „Der muss direkt über mein Haus in Friedrichsort gezogen sein. Auf meiner Terrasse war es einigermaßen sicher also bin ich raus“, erinnert sich die Kielerin. Dass der Sturm direkt über ihr Haus zog, schließt sie aus ihrem Blickwinkel.

Vergleich mit Vulkan

Mit ihrer Kamera hielt sie auf den Trichter. „Ich bin immer noch fassungslos, was ich da gesehen habe“, so die Fotografin. Etwa zehn Minuten konnte sie das Naturschauspiel beobachten. „Wie der Staub vom Boden in die Höhe schoss, erinnerte mich etwas an den feuerspeienden Vulkan auf La Palma. Das war einfach beeindruckend.“

Der Tornado habe sich dann immer weiter entfernt und über dem Stadtteil Pries aufgelöst. Aus Sicht einer Fotografin hat ein Naturschauspiel wie ein Tornado eine besondere Faszination. „Ich habe schon Tornados gesehen. Tornados gibt es überall, auch von meiner Wohnung aus habe ich in diesem Jahr schon zwei Stück erwischt. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist natürlich allgemein extrem gering, weshalb man als Wetterbeobachter auch gerne mal den Gewitterstürmen hinterher fährt, um dem Glück etwas auf die Sprünge zu helfen“, sagt sie.

Schluss mit Faszination

Als dann aber ein Freund vom Rettungsdienst anrief, war es mit der Faszination vorbei. Dieser habe ihr erzählt, dass es am Geomar Verletzte gab. Zu dem Zeitpunkt war die Lage noch unübersichtlich. „Ich habe am Geomar studiert. Ich hab mir große Sorgen um die Menschen gemacht“, betont die Kielerin.

Sechs Ruderer vom Ersten Kieler Ruderclub wurden durch den Tornado verletzt, drei von ihnen schwer. Am Tag nach dem Tornado hat sich Laura Kranich dann auf den Weg gemacht, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Es ist ein Tag des Aufräumens und Sicherns. Im strömenden Regen sind Handwerksfirmen damit beschäftigt, Dächer abzudichten und aufzuräumen. Schon in der Nacht wurden die ersten Kräne aufgestellt, um absturzgefährdete Dächer zu sichern. Nur an der Kiellinie ist wenig zu tun. Dabei hat der Tornado an diesem Ort am meisten angerichtet.

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